Rinchnach
Naturschützer machen mobil gegen den Knöterich

Invasive Knöterich-Arten verdrängen aggressiv heimische Pflanzen – Bestandsbekämpfung in Zimmerau

10.05.2021 | Stand 10.05.2021, 18:08 Uhr

So sieht der Sachalin-Knöterich im Hochsommer aus, wenn er ungehindert gedeihen darf – dieses Bild wurde an der unteren Alz in Oberbayern gemacht. −Foto: Vogg

Der Bayerische Wald-Verein, der Naturpark Bayerischer Wald und Biodiversitätsberater Martin Graf packen gemeinsam bei der Knöterich-Bekämpfung in Zimmerau an. Dabei ist bereits jetzt klar: Die Arbeiten werden noch viele Jahre dauern.

Als Günther Hannes zusammen mit Martin Graf Anfang März das erste Mal die vom Sachalin-Knöterich besiedelte Fläche in der Zimmerau begutachtet, kann Hannes sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Ja, da haben wir schon ganz andere Flächen bearbeitet, da mach’ ich mir keine Sorgen", meint der Naturschutzbeauftragte des Waldvereins. Schon seit vielen Jahren ist er bei der Bekämpfung des Knöterichs im Landkreis aktiv und ist dabei auch recht erfolgreich. Hannes gehört der Sektion Lindberg-Falkenstein an, die schon seit 2013 unermüdlich am Regen zwischen Eisenstein und Ludwigsthal gegen den Knöterich kämpft.

"Das Problem ist, dass man hier alle paar Wochen aktiv werden muss, und das auch über viele Jahre hinweg", weiß Hannes. Der Sachalin-Knöterich stammt ursprünglich von der Insel Sachalin im Osten Russlands sowie von den umliegenden Inseln. Er wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal nach Europa gebracht und in der Folge als Zierpflanze in größeren Gärten und Parks, als Viehfutter und als Wildäsung in Wäldern angepflanzt. Bereits 1869 wurden die ersten wildwachsenden Bestände in Deutschland und in Tschechien beschrieben.

Die weitere Ausbreitung geschah durch den Transport von Wurzel- und Stängelfragmenten, so dass vor allem anfangs bevorzugt Standorte an Fließgewässern besiedelt wurden. Einer dieser Standorte findet sich neben dem Parkplatz des Gasthofs Mühle in der Zimmerau. Er liegt direkt an der Rinchnach. "Die Lage direkt am Bach stellt natürlich eine große Gefahr hinsichtlich einer weiteren Ausbreitung des Knöterichs dar", warnt Biodiversitätsberater Graf. "Außerdem liegt er damit am Anfang des FFH-Schutzgebietes Oberlauf des Regens und Nebenbäche. Er könnte sich so im ganzen Schutzgebiet ausbreiten und die heimische Pflanzenwelt nachhaltig schädigen." Durch sein kräftiges Wachstum mit Wuchshöhen von bis zu vier Metern und den Aufbau dichter Dominanzbestände ist er durch seine hohe Konkurrenzkraft problematisch für den Naturschutz. "Auch wenn er oft nur häufige Pflanzenarten wie Pestwurz oder Zaunwinde verdrängt, führt die stetige Ausbreitung zur Verarmung der Pflanzenwelt", so Graf weiter.

Ein großes Problem sei auch die erhöhte Erosionsgefahr, da die meterlangen Wurzeln des Sachalin-Knöterichs den Boden lockern. Eine Gefahr, die auch Kurt Ertl vom Gasthof Mühle für seine Parkfläche sieht und daher die Bekämpfungsaktion unterstützt. "Man merkt schon, dass der Hang immer instabiler wird", findet Ertl.

Wo man dem Springkraut als dem wohl bekanntestem Neophyten noch eine gewisse Blühpracht abgewinnen kann, wirkt sich der dicht wachsende, vier Meter hohe Sachalin-Knöterich eher negativ auf das Landschaftsbild aus. Hannes und Graf kamen daher schnell zum Entschluss, dass eine Bekämpfung in der Zimmerau unvermeidbar ist.

Unterstützer fanden die beiden schnell beim Naturpark. So wurde Anfang Mai die erste Bekämpfungsmaßnahme zusammen mit der Naturpark-Rangerin Carina Kronschnabl durchgeführt. Die drei staunten nicht schlecht, als Kronschnabl sogleich eine rund 1,5 Meter lange Wurzel aus dem lockeren Hang herausziehen konnte.

"Andere Neophyten wie das Springkraut bekämpft der Naturpark nur in wenigen ausgewählten Schutzgebieten", erklärt Rangerin Carina Kronschnabl, "weil da eine flächige Bekämpfung keinen Sinn macht. Beim Sachalin-Knöterich und dem nah verwandten Japanischen Knöterich sieht da die Situation noch anders aus. Da sie noch nicht so weit verbreitet wie das Springkraut sind, die Folgen für die Umwelt aber eher schlechter sind, macht eine Bekämpfung durchaus Sinn,"

Erfolgreich bekämpft wurde der Knöterich durch den Wald-Verein bereits an mehreren Stellen am Großen Regen. Bei der Bekämpfungsstrategie kam man bisher um regelmäßiges Ausreißen und Abschneiden nicht herum. In Zukunft möchte Graf auch eine sogenannte Weidenspreitlage als Bekämpfungsstrategie testen, um den Arbeitsaufwand zu verringern. Hier wird mit einer bodendeckenden Lage aus Weidenzweigen, die austreiben können, die Böschung stabilisiert. Bis dahin ist das Thema Sachalin-Knöterich aber unter der Regie von Günther Hannes und dem Wald-Verein mit Unterstützung durch den Naturpark in guten und fleißigen Händen.

− bb