Rinchnach macht mit bei Förderprogramm "Streuobst für alle"
Klousterer Schüler helfen an der Apfelpresse mit

Förderprogramm "Streuobst für alle": Rinchnacher Schüler helfen an der Apfelpresse mit

30.10.2022 | Stand 30.10.2022, 15:48 Uhr

Die Kinder der Grundschule Rinchnach beim Einfüllen des Obstes in die Obstpresse der Familie Pfeffer in Grub mit (von links) Lehrerin Sabine Ebner, Gastgeberin Nicole Pfeffer und Helferin Claudia Kreuzer. −Foto: Schreiner-Notzon

Ein neues Förderprogramm bietet die Staatsregierung an: "Streuobst für alle". Die Grundschule Rinchnach hat mitgemacht und war im Rahmen des Programms beim Obstpressen auf dem Pfefferhof in Grub dabei.

Morgens, halb zehn in Grub. Die Mutterkühe mit ihren Kälbern wurden bereits versorgt und grasen friedlich auf der Weide. Mitten auf dem Pfefferhof ist die neue Obstpresse aufgebaut. Ein Kuchenbuffet und frischer Apfelsaft wartet auf die Besucher, rund fünfzig Schulkinder der Kombiklasse 1 und 2 aus Rinchnach mit ihren Klassen- Lehrern. Sie haben im Rahmen ihres Wandertags bereits einen eineinhalbstündigen Fußmarsch hinter sich.

Auf dem Hof gibt es viel zu entdecken. In Kisten und Taschen warten die Streuobst-Äpfel auf ihre Verwertung. Sie stammen zum Teil aus dem Schulgarten, zum Teil wurden sie von den Eltern gespendet, einen Teil hat Familie Pfeffer vom eigenen Streuobstbestand beigesteuert. 300 bis 400 Kilogramm Äpfel sind so zusammengekommen, schätzt Nicole Pfeffer, die das Obstpressen mit ihrer Familie für die Schule ehrenamtlich übernimmt. Als Michael Pfeffer die Maschine anschaltet, sind die Kinder ganz in ihrem Element. Zusammen mit den Erwachsenen dürfen sie die Früchte in ein Wasserbad schütten, wo sie gereinigt werden.

Über ein Förderband gelangen die Äpfel in die Bandpresse, wo der Saft ausgepresst wird. An einer Stelle tropft es ein bisschen aus dem Rohr, so dass die Kinder Saft mit den Händen schöpfen können. "Lecker", sind sich alle einig. "Nicht zu viel trinken, sonst gibt es Bauchschmerzen", mahnt Lehrer Thomas Listl zwinkernd. Doch die Kinder probieren alles, auch die ausgepresste Fruchtschalenmasse, den sogenannten Trester. "Das schmeckt besser als meine Leberkässemmel", meint ein Bub. Der Trester geht an die Jäger für die Wildtiere oder er werde an die Kühe als besonderer Leckerbissen verfüttert, erklärt Michael Pfeffer.

Aktuell wird im Unterricht das Thema Obst im Heimat- und Sachkundeunterricht behandelt. Daher haben sich die Kinder schon sehr auf den Tag gefreut, erzählt Lehrerin Sabine Ebner. Mittlerweile wird der Saft von der Press- Station ins Gebäude gepumpt. Hier wird er auf 80 Grad erhitzt und damit haltbar gemacht. Die Kinder staunen, als der warme Apfelsaft von Nicole und Christine Pfeffer in große Plastikbehälter abgefüllt und anschließend in Schachteln verpackt wird. Stolz tragen sie die Behälter ins Freie. Denn wenn sie nachher mit dem Bus abgeholt werden, dürfen sie den Saft in die Schule mitnehmen. Später sei er Teil des gemeinsamen Frühstücks, sagt Lehrerin Andrea Besendorfer.

Brigitte Blaim, Bereichsleiterin des Regener Landwirtschaftsamtes, findet die Aktion gelungen. "Der zunehmende Klimawandel mit der Trockenheit in diesem Sommer und die Ukraine- Krise haben uns vor Augen geführt, wie wertvoll eine heimische Versorgung mit Lebensmitteln ist", sagt sie. Daher sei es wichtig, bereits die Kinder über regionale Lebensmittel aufzuklären.

Der Streuobstanbau, also in weitem Pflanzabstand mit Unternutzung als Wiese, Weide oder Garten, ist in Bayern stark zurückgegangen. Daher haben 2021 die Staatsregierung und diverse Verbände den "Streuobstpakt" ins Leben gerufen. Ziel ist es, bis 2035 eine Million zusätzliche Streuobstbäume zu setzen. Anträge für das neue Förderprogramm "Streuobst für alle" können über die Ämter für ländliche Entwicklung gestellt werden, und zwar von Vereinen, Kommunen und Verbänden. Sie können die geförderten Streuobstbäume auch zur Pflanzung an Privatpersonen und Landwirte kostenlos weitergeben. Die Kommunen sollen auch die Schulen miteinbeziehen.

Da könnte noch viel Arbeit auf Familie Pfeffer zukommen. Doch alle sind mit der neuen Obstpresse, die durch das EU- Förderprogramm Leader vom AELF Regen gefördert wurde, sehr zufrieden und für die Zukunft gerüstet. "Heuer ist ein sehr ertragreiches Jahr und wir haben viele Anfragen. Doch jeder bekommt einen Termin und die ganze Familie hilft zusammen, auch wenn es manchmal bis zehn Uhr abends dauert, bis alles geputzt und erledigt ist," meint Nicole Pfeffer.

Um 11 Uhr ist der maschinelle Vorgang beendet. Einige Kinder spielen Fußball, andere streicheln die Hasen im Stall. Ein ereignisreicher Vormittag neigt sich allmählich dem Ende zu. Ein bisschen ähnelt er einer eiförmigen Kinder- Schokoladenspezialität: jede Menge Spiel, Spaß, Spannung und auch etwas zum Naschen…

− bb