Bodenmais
Hochwasser-Schäden: Marktrat diskutiert über Vorbeugung

Marktrat diskutiert Maßnahmen – Erneuter Starkregen würde Schadensausmaß erhöhen

15.08.2021 | Stand 15.08.2021, 15:59 Uhr

Auch der Unterhalt von solchen Wiesengräben gehört zu den Maßnahmen, die möglicherweise künftige Hochwasserschäden verhindern könnten. −Foto: Mühlbauer

Das Starkregenereignis in der Nacht auf den 22. Juni hat nicht nur einen Millionenschaden im Ort angerichtet, sondern auch große Teile von Land und Flur ruiniert. "Sechs Stunden waren wir mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes unterwegs", erklärte Bürgermeister Joachim Haller in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Grob konnte das Schadensausmaß durch Luftbilder erörtert werden.

Im Wesentlichen geht es dabei um Wasser in Gräben und Bächen, in Gewässern dritter Ordnung – also nicht um Niederschlagswasser, das sich auch über Verkehrswege den Weg in Gebäude suchte. Solche Gewässer dritter Ordnung sind namenlose Bäche, aber auch Rißbach, Rothbach und Schwellbach außerhalb des Ortes.

Zum Unterhalt verpflichtet ist hier der Markt Bodenmais, der die entstehenden Kosten auf die Anlieger, die einen Nutzen daraus ziehen, umlegen soll. Das Wasserwirtschaftsamt unterstützt dabei aus wasserwirtschaftlicher Sicht und begleitet die Kommunen bei technischen Fragen.

Immens war der materielle Schaden durch herausgerissene Steine in Bächen und Böschungen. Nun sollen die Ufer wieder gesichert und Engstellen beseitigt werden. Bäume, Sträucher und vor allem "sonstige Anbauten" haben ein erhebliches Gefährdungspotenzial für die Unterlieger. "Das Wasserwirtschaftsamt hat ganz klar definiert, welche Arbeiten zu tun sind und welche Rückbaumaßnahmen durch die Anlieger zu erfolgen haben", erklärte Karl Kollmaier, Leiter der Abteilung Infrastruktur.

Durch bauliche Verengungen wird die Fließgeschwindigkeit der Bäche erhöht. "Wir wissen nicht, welche Unternehmen diese Schäden bei der derzeitigen Auftragslage zeitnah beheben können", betonte der Rathauschef mit dem Hinweis, dass nicht jedes schwere Kettenfahrzeug die geschädigten Flächen erreichen kann.

"Wir werden auch baulich an unsere Grenzen kommen, was alles zu reparieren ist", machte Bürgermeister Haller deutlich. Der vom Marktgemeinderat zur Erstellung eines Hochwasserkonzeptes beauftragte Dr. Rudolf Metzka wird die Erfahrungen in seinem Konzept berücksichtigen. Anlässlich der Erkundungen im Ort kamen auch Retentionsflächen zur Sprache. Dabei handelt es sich um tieferliegende Areale neben fließenden Gewässern, die im Hochwasser-Fall als Überflutungsgebiete dienen. Die empfohlenen Maßnahmen des Konzeptes können mit Fördermitteln umgesetzt werden. Nach Einschätzung von Karl Kollmaier bedarf es dazu mehrere Jahre.

Verklausungen in den Gewässern führen zu Auf- und Rückstauungen. "Wir werden uns zunächst auf die kurzfristig möglichen Instandhaltungsarbeiten konzentrieren", konstatierte Karl Kollmaier und fügte an: "Wir sind jenseits davon, dass dies der Bauhof erledigen könnte". Demnach müssen Aufträge an geeignete Firmen vergeben werden. "Sollte ein derartiger Starkregen in nächster Zeit nochmals niedergehen, wäre der Schaden wohl noch größer", erklärte der Bürgermeister. Ziel ist es daher, bis Herbst die Aufträge zu vergeben und nichts auf die lange Bank zu schieben. "Wir müssen agieren", betonte der Rathauschef.

Kritische Töne gab es von Marktrat Josef Saller (CSU): "Man hat jahrelang seitens der Gemeinde nichts getan", spielte er auf die ungepflegten Gräben und Böschungen an. Das alte Kanalsystem sei längst total überlastet, die Sinkkästen verstopft, das Oberflächenwasser müsse man wegbekommen. Saller forderte, kein Baugebiet mehr auszuweisen, wenn es an einem funktionstüchtigen Kanalsystem mangle, und verlangte ein zusätzliches Rückhaltesystem. "Die Baulücken machen uns zu schaffen, bei den neuen Baugebieten ist es ja Grundvoraussetzung, dass Rückhaltesysteme mitgebaut werden", entgegnete Karl Kollmaier. In der Biotop-Senke an der Regener Straße war der Damm durchnässt, das sollen Drainagen und Entwässerungsmulden künftig verhindern.

Marktrat Max Kuchler (SPD) erkundigte sich nach der Größe des Rückhaltebeckens beim Camping- und Wohnmobilstellplatz an der Regener Straße. Die Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes bestätigten, dass das Becken in der Nacht zum 22. Juni nur zu 70 bis 80 Prozent vollgelaufen war. Außerdem galt Kuchlers Nachfrage dem dortigen Monitoring. Dass Markierung und Beschilderung folgen, erklärte der Bürgermeister auf die Nachfrage von Marktrat Kuchler bezüglich der Einfahrtssituation zum Campingplatz. Große Unzufriedenheit herrsche über die zeitnahe Beibringung der Unterlagen, meinte der Rathauschef im Blick auf die beiden Bushaltestellen mit Gehsteig.

− wm