Regener Bauunternehmer mahnt Bürokratieabbau an
Minister Aiwanger zu Besuch bei Firma Penzkofer

09.10.2023 | Stand 09.10.2023, 13:42 Uhr

Sie tauschten sich zu den aktuellen Herausforderungen auf dem Bau aus: Die Geschäftsführer der Penzkofer Bau GmbH (v.l) Hermann Maier, Alexander Penzkofer und Elfie Eisner-Penzkofer, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sowie Sabrina Laschinger und Georg Rudolf Stadler von den Freien Wählern. − Foto: Ebner

„Wir brauchen eine positivere Grundstimmung auf dem Bau. Dafür muss es auch mehr Rückendeckung aus der Politik geben“, betonte der stellv. Ministerpräsident und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am Mittwoch bei der Penzkofer Bau GmbH in Regen. Er diskutierte in dem Bauunternehmen mit der Geschäftsführung über die aktuellen Herausforderungen in der Baubranche.

„Hier geht´s um alltägliche Dinge, die uns die Arbeit schwermachen, nicht nur um Punkte wie steigende Baukosten oder Fachkräftemangel, mit denen die Branche seit Monaten in den Schlagzeilen ist“, wie Geschäftsführer Alexander Penzkofer klar machte.
Wie schafft man es als Bauunternehmen, die Arbeitsabläufe digitaler zu machen und nicht nur über Digitalisierung zu reden? Wie lässt sich serielles Bauen in der Praxis umsetzen? Warum investiert man als Unternehmer gerade jetzt Millionen in eine neue Produktionshalle? Und wie kommt´s, dass ein Bauunternehmen eine Landwirtschaft hat? Geschäftsführer Alexander Penzkofer begeisterte Hubert Aiwanger mit seinem spannenden Einblick in das Unternehmen. Der Wirtschaftsminister besichtigte den neuen Firmensitz im Straßfeld, der 2022 eingeweiht wurde, und die neue Produktionshalle für massive Holzwände und -decken, die derzeit gebaut wird.
Das große Thema aber war die aktuelle Lage. „Wenn man auf dem Bau etwas umsetzen möchte, baut sich eine Wand oder eine Mauer auf. Hier ist vieles nicht nachvollziehbar, weder für Baufachleute noch für den Otto-Normal-Verbraucher“, verdeutlichten Alexander Penzkofer, seine Geschäftsführerkollegen Elfie Eisner-Penzkofer und Hermann Maier sowie Prokurist Stefan Paternoster. Sie hatten Hubert Aiwanger zum offenen Austausch eingeladen – und der nahm sich mehrere Stunden Zeit, um von den Praktikern vor Ort zu erfahren, wo es hakt.

Das Penzkofer-Team zeigte dem stellv. Ministerpräsidenten anhand konkreter Projektbeispiele, woran man auf dem Bau täglich zu knabbern habe. Es gehe hier um Herausforderungen, die alle Bauunternehmen und Bauträger nur zu gut kennen.
Ein Beispiel: die Dauer bei der Bauleitplanung in Städten und Gemeinden. „Wir haben etliche Projekte, bei denen fünf Jahre oder mehr vergehen, bis das Verfahren durch ist. Das kostet richtig Zeit, immense Summen an Geld und Kunden“, betonte Alexander Penzkofer.

Wenn der Bebauungsplan endlich fix sei, seien die Anforderungen in den Städten oft anders, genau wie die Technik auf dem Bau, die Förderangebote für Immobilienkäufer oder die Zinslage. „Manchmal warten wir bis zu einem Jahr auf einen Grundbucheintrag. Das kann man Käufern von Quartieren nur schwer vermitteln. Sie und wir hängen in der Luft. Man kann als Unternehmen nicht planen oder verkaufen, obwohl Interessenten da wären. Man hat schnell außertourliche Kosten von mehreren hunderttausend Euro. Auch solche Sachen muss die Politik bedenken, wenn es um steigende Baukosten geht.“
Auch langwierige, wiederkehrende Diskussionen mit Nachbarn, Fachstellen der Behörden und Entscheidern in Stadt- und Gemeinderäten seien laut Alexander Penzkofer für Bauunternehmen und Bauträger an der Tagesordnung. „Man kann es als Bauträger keinem recht machen. Die einen kritisieren den Flächenfraß, wenn man auf der grünen Wiese plant, die anderen die Nachverdichtung in der Stadt. Die einen wünschen sich geförderte Wohnungen, die anderen stempeln sie als potenziellen Brennpunkt ab. Wohnungen sind grundsätzlich zu klein oder zu groß, Neubauten zu hoch oder was auch immer“, stellt der Bauträger fest.
Hubert Aiwanger machte sich für einen Runden Tisch mit Bauträgern, Genehmigungsbehörden und der Politik stark: „Wenn wir die Leute, die Tag für Tag mit dem Bau zu tun haben, von Anfang an stärker einbinden würden, käme für alle mehr rum.“
Alexander Penzkofers Wunsch: „Es sollte weder der Nachbar noch der Bauträger sagen, wo was möglich oder wünschenswert ist. Meine Wunschvorstellung wäre, dass sich die Stadt das Stadtgebiet anschaut und für sich entscheidet, wie sie das Stadtbild prägen will. Im Augenblick ist es ja so, dass erst überplant wird, wenn ein Grundstück verkauft wird. Der Buhmann ist hier immer der Bauträger, egal, was er plant. Wenn die Stadt vorab klar sagen würde, was wo möglich ist, würde sich die Situation beruhigen. Es gäbe weniger Spekulationen, alle würden gleichbehandelt. Die Stadt könnte die Bebauung von vornherein steuern. Alle Bauträger wüssten, was möglich ist. Viele Diskussionen würden wegfallen, Stadt, Nachbarn und Bauträger hätten mehr Klarheit, weniger Aufwand, weniger Ärger und schnellere Ergebnisse.“
Hubert Aiwanger regte an, die Förderungen für Häuslebauer oder Immobilienkäufer grundlegend zu überdenken: „Wir sollten am besten soweit kommen, dass sich ein normaler Bürger auch ohne Förderprogramme ein normales Haus oder eine normale Wohnung bauen oder kaufen kann“, forderte Aiwanger. „Wir müssen die Bauwirtschaft wieder in Gang setzen. Momentan erleben wir einen massiven Auftragseinbruch im Bau, was zu Wohnungsnot, Kurzarbeit und Problemen im Bauhandwerk führt.“
Die Bauindustrie sei eine Schlüsselbranche der deutschen und bayerischen Wirtschaft. Aiwanger: „Die hohen Zinsen, das Chaos um das Heizungsgesetz, die Genehmigungsbürokratie und die zunehmende Gängelung von Hausbesitzern und Vermietern sorgen in der Branche für Frust. Bayern muss deshalb die Baubranche mit einem Konjunkturprogramm mit einem Volumen von mindestens 500 Millionen Euro unterstützen. Dabei geht es auch darum, die massiv gestiegenen Zinszahlungen für Hausbauer in Bayern zu reduzieren. Doch auch der Bund muss jetzt endlich seine Hausaufgaben machen: Wir brauchen weniger Bürokratie, Klarheit über die Förderungen beim Heizungsgesetz und eine Abschaffung der Erbschaftssteuer, damit der Hausbau wieder attraktiv wird. Vermieterrechte dürfen nicht immer mehr beschnitten und Immobilienbesitz darf nicht immer mehr belastet werden, sonst investieren immer weniger Menschen in Immobilien.“
Auch für Bauunternehmer Alexander Penzkofer sind Förderentscheidungen oder Förderrichtlinien, die nur auf dem Papier gut ausschauen, oft unverständlich: „Wir haben zum Beispiel ein Heizwerk gebaut, um unsere neue Produktionshalle nachhaltig mit Holzabfällen aus der Produktion zu heizen. Das wird nicht gefördert. Wenn wir hier zum Heizen riesige Luftwärmepumpen hinstellen und kräftig Strom für den Betrieb durchjagen würden, wäre eine Förderung möglich. Das beißt sich doch, wenn wir über Nachhaltigkeit reden“, fand Penzkofer. Vieles in der Politik sei schlicht und einfach unverständlich: Die Holzdecke in einem Holzhaus werde beispielsweise gefördert, die Holzdecke in einem Ziegelhaus nicht, obwohl auch hier CO2 eingespart werde. „Gleiche Regeln für gleiche Dinge würden der Branche gut tun“, so Penzkofer.

− bb