Regen
Jella von Vegesack: Managerin im Burgturm in schwierigen Zeiten

Die zweite Frau des Dichters Siegfried von Vegesack wurde vor 120 Jahren geboren

09.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:52 Uhr

Jella und Siegfried von Vegesack. – Foto: Vegesack-Archiv Regen

Am Donnerstag, 10. August, jährt sich der Geburtstag von Gabriele von Vegesack, genannt Jella, der zweiten Frau von Siegfried von Vegesack, zum 120. Mal. Für den Dichter war es die zweite Ehe, und sie währte länger und war bedeutend glücklicher als seine erste. In der schwierigen Nachkriegszeit bewältigte Jella den großen Haushalt im Weißensteiner Turm mit geringen Ressourcen, aber mit der Hilfe von vielen Verwandten und Freunden.

Am 10. August 1903 kamen in Würzburg Zwillingsmädchen zur Welt. Der Vater, Oberst Max Wilhelm Ebermayer (1862-1916), gehörte zu der Münchner Familie Ebermayer, aus der auch der Begründer der Bodenkunde, Prof. Dr. Ernst Ebermayer (1929-1908) stammte. Aus beruflichen Gründen lebten er und seine Frau Ida in Würzburg. Im Weißensteiner Burgkasten nannten sie später alle „Oma Ebermayer“.

Als Siegfried von Vegesack 1938 aus Südamerika zurückgekommen war, hatte er in den Münchner Künstlerkreisen die Geigerin Irmgard Ebermayer kennengelernt. Als er dann ihrer Zwillingsschwester Gabriele begegnete, dauerte es nicht lange, bis er sie bat, seine Frau zu werden. Die beiden heirateten im Frühjahr 1940, und im Dezember wurde ihr Sohn Christoph (1940-2008) geboren, später in der Familie Lulu genannt. Jella bewältigte die Umstellung vom Leben in München nach Weißenstein mit Energie und Freude, bewältigte als Hausfrau, unterstützt von Adda von Vegesack, den immer größer werdenden Haushalt. Denn nach der Vertreibung aus dem Baltikum 1939 und erneut nach der Flucht 1945, als die Rote Armee das Wartheland überrollte, fanden viele Verwandte und Freunde eine erste neue Heimat im Turm. Drei Brüder und eine Schwester von Siegfried von Vegesack kamen mit ihren Familien. Weitere Freunde und auch ein Kriegskamerad wurde mit Frau und Tochter aufgenommen, die dann sogar von Weißenstein aus in Deggendorf ihr Abitur machte.

Anfang der 50er Jahre wurde der Turm das beliebteste Ferienziel der Enkelkinder. Für die Vettern und Cousinen war es nach allen schlimmen Erfahrungen „das Paradies“. Gemeinsam suchten sie Pilze und sammelten Beeren, halfen beim Ziegenhüten und bei anderen Arbeiten. Sie erinnern sich noch heute mit großer Dankbarkeit an die unbeschwerte Zeit im Turm und ihre geliebte Tante Jella. Nach dem Tod der Mutter lebte auch Irmgard Ebermayer ganz im Turm. Sie starb 1966 und wurde im Vegesack-Familiengrab im Regener Kirchenfriedhof beerdigt.

Auch ältere Weißensteiner werden sich noch an Jella von Vegesack erinnern, die 1972 ganz plötzlich – wahrscheinlich an einer Schilddrüsenerkrankung – starb und deswegen noch vor Siegfried von Vegesack im Waldgrab auf dem Pfahl beerdigt wurde.
Barbara von Schnurbein