Regen
Die Klimazukunft liegt in Schülerhand

Bildungskampagne „Energievision 2050“ macht Halt in Regen − 500 Schüler aus drei Schulen anwesend

08.03.2023 | Stand 25.10.2023, 12:18 Uhr

Jonas Nichel von Multivision stellte den Schülern von Berufsschule, Fachoberschule und Realschule in Regen Möglichkeiten für die Gestaltung der Zukunft vor, um die Erderwärmung noch einzugrenzen. −Foto: Kruschinski

Das Pariser Klimaabkommen hat 2015 das Ziel festgelegt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Um dabei die zu erreichen, die vom Klima der Zukunft am meisten betroffen sein werden, hat der Verein Multivision für Jugend- und Erwachsenenbildung 2018 die Kampagne „Energievision 2050“ aufgestellt, mit der er gestern vor insgesamt 500 Schüler in drei Durchgängen in der Aula des Berufsschulzentrums Regen Halt machte.

„Hier vor mir sitzen die zukünftigen Führungspersönlichkeiten des Landkreises im Raum“, unterstrich Berufsschulleiter Oswald Peter gleich in seiner Begrüßung an die bis auf den letzten Platz mit 180 Realschülern gefüllte Aula die Wichtigkeit der Veranstaltung. Der stellvertretende Landrat Werner Rankl legte in seinem Grußwort direkt nach: „Ihr seid die Zukunft, ihr müsst damit leben, ihr müsst es ertragen.“ Jeder solle sich an die Haare fassen und überlegen, was er selber konkret zur Klimarettung beitragen könne.

Nachdem der Tonus der Veranstaltung gesetzt war, übernahm Moderator Jonas Nichel von Multivision das Wort und stieg mit einigen grundlegenden Fakten zur Energiegewinnung ein. Beim Thema Treibhauseffekt wurde es dann schon komplexer. Zwar hatte jeder der Schüler schon davon gehört, erklären vermochte es aber keiner. Jonas Nichel brachte neben der Erklärung des Effekts auch das Beispiel der Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr als Beispiel für die auch deswegen immer häufiger auftretenden Extremwetterphänomene.

Um die selbst auferlegten Klimaziele zu erreichen, müsste Deutschland seinen Treibhausgasaustoß bis 2045 um 95 Prozent senken. Wer denn glaube, dass Deutschland dieses Ziel erreiche, fragte Nichel in die Runde, worauf sich aber niemand meldete. Erst bei der Einschätzung, dass das Ziel kaum mehr zu erreichen sei, meldeten sich die allermeisten. Für Nichel allerdings die falsche Einstellung: „Es hilft nicht weiter, so zu denken.“ Das sei wie bei einer Klausur, verglich er, wo man denke, das wird nichts mehr, denn dann werde es das im Regelfall wirklich nicht mehr. Das dürfe beim Klima nicht passieren, mahnte er.

Über den aktuellen Stand bei der Erderwärmung und welche Möglichkeiten es gibt, dagegen zu kämpfen, auch speziell für Schüler, informierte anschließend ein kurzer Film, in welchem auch Bengü Sahin zu Wort kam. Die heute 24-jährige Berlinern forschte bereits zum Ende ihrer Schulzeit an der Freien Universität Berlin an umweltfreundlicheren Redox-Flow-Batterien und ermutigte die heutigen Schüler, auch in schwierigen Zeiten etwas zu tun: „Manchmal fühlt man sich vielleicht machtlos als Schüler, aber wenn man das tut, was in der eigenen Hand liegt, reicht das schon.“

Mit umweltfreundlicher Energie ging es dann auch im Vortrag weiter. Jonas Nichel stellte den Schülern besonders die Wind- und Sonnenenergie vor, da diese die größten Wachstumspotenziale für die Zukunft hätten. Es werde beispielsweise an einem Flächendoppelnutzen geforscht, erklärte er, bei dem die Solarpanels über den Feldern platziert werden, damit Energiegewinnung und Lebensmittelanbau gleichzeitig stattfinden könne.

Einer der Schüler wollte nun wissen, wie es sich zu Spitzenzeiten mit so viel erzeugtem Strom verhalte. Auch darauf hatte Nichel eine Antwort, nämlich könne dann mit dem überschüssigen Strom Wasserstoff hergestellt werden, der in Dunkelflauten, wenn Sonnenschein und Wind nicht ausreichend vorhanden sind, zur Stromgewinnung eingesetzt werden könne.

Beim Thema Ernährung stieß Nichel auf weniger Freude bei möglichen Anpassungen der Gewohnheiten. Er veranschaulichte den Schülern die Unterschiede bei der jährlichen CO2-Produktion für tierische, vegetarische und vegane Produkte und fragte, wer sich nun vorstellen könne, pflanzliche Fleischersatzprodukte zu probieren, worauf sich zwei Drittel der Anwesenden meldeten. Als allerdings die Alternative Insekten aufkam, war die Reaktion eher negativ. Nur etwa zehn Prozent konnten sich vorstellen, Produkte mit Insektenanteil zu probieren, auch wenn diese besser für die Umwelt seien, wie Nichel zuvor erklärt hatte.

Zum Abschluss bat er die Schüler, sich für ein kleines Experiment zu erheben, die Arme zu verschränken und sich zu merken, welcher Arm der obere sei. Dann sollten die Arme gelockert und erneut verschränkt werden. „Und jetzt nochmal mit dem anderen Arm oben“, rief Nichel und erhielt genau die Reaktion, die er haben wollte, als ein Schüler rief, dass das anders herum komisch sei. „Es fühlt sich komisch an, aber es geht. Genau so muss der Klimaschutz der Zukunft aussehen“, sagte Nichel und richtete einen letzten Appell an die Schüler: „Macht die Dinge anders, und macht sie besser als die vor euch.“

− skr