Bilder aus der Lochkamera
Die ganze Welt im kleinen Kasterl – Ausstellung im Landwirtschaftsmuseum

05.03.2024 | Stand 05.03.2024, 11:00 Uhr

Originell präsentiert werden die kleinen Lochbildkamera-Fotos, die die Besucher der Ausstellung im vergangenen Jahr gemacht haben. Die Ergebnisse – 91 Fotos sind was geworden – sind noch bis zum 17. März im Landwirtschaftsmuseum zu sehen.

„Ja, es ist was drauf“ – diesen Satz konnte der Lochkamera-Spezialist Günter Derleth 91 Mal sagen, nachdem er in seinem Fotolabor 113 kleine Fotopapiere entwickelt hatte. Die Fotopapiere steckten in einer kleinen roten Box. Anstelle eines Objektivs hatten die Schachterl ein kleines Loch, das mit einer Stecknadel gestochen worden war.

Ein schwarzer Klebestreifen bildete den Verschluss. Susi Traiber stand vor dem alten Rathaus in Bamberg, als sie von ihrer roten Box den Klebestreifen löste und das Fotopapier für rund zehn Sekunden dem Licht ausgesetzt hat. „Schwierig war die Ausrichtung der Kamera, man hat ja keinen Sucher und sieht deshalb nicht, was man fotografiert“, erinnert sie sich an die Situation, in der das Bild des Rathauses entstand. Traibers Foto ist jetzt, mit den 90 weiteren, in der Ausstellung im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum in Regen zu sehen. 200 kleine Lochkameras waren im vergangenen Jahr ausgegeben worden, als die Ausstellung mit Werken von „Lochkamera-Profis“ eröffnet worden ist.

Von 200 Kameras kamen 113 zurück



Über den sehr guten Rücklauf der Kameras und den sehr guten Besuch der Ausstellungseröffnung konnte sich Fritz Saller, Initiator der Lochkamera-Ausstellungen freuen. Der Vortragssaal im Museum wurde zu klein, und so konnten nicht alle Besucher die Begrüßung durch Museumskurator Roland Pongratz und Regens Bürgermeister Andreas Kroner lauschen, ebenso wenig dem Grußwort des stellvertretenden Landrats Werner Rankl.

Über das, was auf den entwickelten Fotopapieren drauf war, erzählte Saller. „Lichtspuren“ seien auf manchen Fotos zu sehen. Bewegung von Objekten – oder Bewegung des Fotografen. Die Kamera zehn Sekunden bewegungslos zu halten, das gelingt auch dem ruhigsten Lochkamerafotografen nicht. Knackig-scharf und knallbunt, wie die Smartphone-Generation Fotos kennt, sind die Fotos der Ausstellung auch nicht. Sie haben eher was Archaisches an sich, wie Werke aus der ganzen frühen Frühzeit des Fotografierens, in der viel Zeit verging zwischen der Belichtung des Films und dem Betrachten des fertigen Werks.

Fotos mit morbidem Charm



„Interessant“ – dieses Wort hörte man nicht selten, als die Menschen vor der Bilderwand versuchten, das Fotografierte zu erkennen. Die einen waren enttäuscht von dem Gezeigten, die anderen begeistert von dem morbiden Charme der Bilder, von dem rohen Charakter, der so ganz anders ist als der des Bilder-Tsunamis an perfektionierten Bildern der Gegenwart, die diese durch diverse Filter bis zur Unkenntlichkeit verzerren.

Die Ausstellung im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum ist noch bis zum 17. März zu sehen – und dann wird auch die riesige Lochkamera, die unterhalb der Rathausauffahrt ist, wieder abgebaut.