Regen
DGB-Landeschef Stiedl als Gastprediger

13.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:04 Uhr

Mit Wein und Pralinen dankte Pfarrer Matthias Schricker (rechts) dem Gastprediger Bernhard Stiedl für sein Kommen. −Foto: Schricker

Die Gottesdienstreihe „Prominent gepredigt“ hat sich mittlerweile fest im Gemeindeleben der evang. Kirchengemeinde Regen-Bodenmais etabliert, zieht aber mittlerweile auch viele Gäste aus anderen Gemeinden an. Seit 2014 werden Prominente aus den unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft eingeladen, in der Auferstehungskirche in Regen Gastpredigten zu halten.

Am vergangenen Sonntag konnte Pfarrer Matthias Schricker Bernhard Stiedl in der wieder sehr gut gefüllten Kirche begrüßen. Stiedl ist seit 2022 Vorsitzender des DGB in Bayern. Der gebürtige Deggendorfer, ein Schwiegersohn von Kirchenpfleger Werner Konstandin, nahm die Einladung sehr gerne an, wie er in den ersten Sätzen seiner Rede bemerkte.

Schricker merkte in seiner Begrüßung an, dass der DGB-Vorsitzende seine Lehr- und erste Gewerkschaftszeit in Teisnach absolvierte. Stiedl selbst stellte dann in seiner Predigt fest, dass die angesprochenen Probleme und Herausforderungen in Kirche und Arbeitswelt recht ähnlich seien. Kirchen und Gewerkschaften lebten davon, dass sich Menschen für ihren Glauben bzw. für ihre Sache begeistern. Beide leben von der Beteiligung und vom Einsatz der Menschen.

Mehrere Veränderungen machten dabei den Menschen zu schaffen. Die Verdichtung und der verlorene Wert der Arbeit, die wachsende Beanspruchung des Menschen in der Welt, die dauernde Erreichbarkeit und auch die zunehmende Individualisierung belasten den Menschen und wirken sich oft negativ auf Familie, Freundesreis und Beruf aus. Zentrale Werte für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wie Solidarität und Gemeinsinn geraten immer mehr ins Hintertreffen.

Gleichzeitig spürt man in der Arbeitswelt den Wunsch des Menschen, Arbeit und Leben besser in Einklang zu bringen, damit Arbeit wieder stärker zum Leben passt und nicht das Leben zur Arbeit. Sowohl Kirche als auch Gewerkschaft, so konstatierte Stiedl, hätten in den letzten Jahren viel Vertrauen verloren: „Menschen haben hier oft den Eindruck, dass man nicht mitentscheiden kann und das etwas mit ihnen passiert, dass sie nicht in der Hand haben.“

Auch die Kirchen müssten seiner Meinung nach offener werden, Flexibilität und zeitgemäße Organisation seien gefragt. Auch solle wieder deutlicher werden, für was Kirche eigentlich steht und für was eben nicht. Wichtig ist hierbei Glaubwürdigkeit und ein moderierter und nachvollziehbarere Veränderungsprozess, findet Stiedl. Wichtig ist vor allem auch den Menschen an sich wieder in das Zentrum des Handels zu stellen, der nicht nur Kostenfaktor oder Bewegungsmasse ist. Wir müssen all denen eine Stimme geben, die allein keine Stimme haben, so sein Credo. Und da sei die Kirche prädestiniert dafür. Kirche muss auch in Zukunft Mut machen, dem Glauben Raum geben, sich nicht wegducken vor den Herausforderungen des Alltags und den Gemeinschaftscharakter hoch halten. „Hier sehen wir auch große Überschneidungen mit den Gewerkschaften, denn solidarisch füreinander einzustehen, steht beiden großen Organisationen gut zu Gesicht.“ Genauso wie der Mut zu Veränderungen.

Matthias Schricker bedankte sich zum Ende des Gottesdienstes beim Gewerkschafter Stiedl für die anregenden und mutigen Gedanken mit zwei fränkischen Bocksbeuteln und Pralinen vom „Naschkasterl“. Die musikalische Begleitung des Gottesdienstes oblag in den Händen von Doris Kittelmann und ihrem neu gegründeten Ensemble Flautana. Die sechs Musikerinnen und Musiker, die in dieser Besetzung das erste Mal zu hören waren, bereicherten den Gottesdienst mit ihrem Flötenspiel.

Am kommenden Sonntag wird Elisabeth Peterhoff predigen, Oberin der Diakonninengemeinschaft Rummelsberg und Vorständin der Rummelsberger Diakonie.

− bb