Landrat auf Info-Besuch
Am Arber ist ein Familien-Bikepark geplant

16.04.2024 | Stand 16.04.2024, 5:00 Uhr

Betriebsbesichtigung bei der Arber-Bergbahn: An der Talstation erläuterten Betriebsleiter Thomas Liebl (v.l.) und stellvertretender Betriebsleiter Thomas Eckl dem Landrat die Pläne des Unternehmens. − Foto: Gehard, LRA

Landrat Dr. Ronny Raith hat sich bei einem Besuch am Arber mit der Betriebsleitung der Fürstlich Hohenzollernschen Arber-Bergbahn getroffen, um sich über die aktuelle Situation und die geplanten Vorhaben im Skigebiet zu informieren.

Betriebsleiter Thomas Liebl und seine beiden Stellvertreter Thomas Eckl und Stefan Beywl gaben an der Talstation zunächst einen Überblick über das Unternehmen. „Man verbindet die Arber-Bergbahn im Winter mit dem Skisport und im Sommer mit dem Wandern, aber zu unserem Betrieb gehört noch ein wenig mehr“, erklärte Eckl. Neben den Bergbahnen und Pisten am „König des Bayerischen Waldes“ betreibe man auch sechs Gaststätten und einen Skiverleih mit insgesamt 1500 Paar Skiern.

Unternehmen ist Wasserversorger des eigenen Betriebs



Das Unternehmen sei Wasserversorger des eigenen Betriebs, des Ortsteils Brennes sowie des Landesleistungszentrums am Großen Arbersee. Zusätzlich sei man ein Energieversorger mit zwei Kraftwerken, eines davon in Bayerisch Eisenstein, das andere in Arberhütte. Insgesamt, erfuhr der Landrat, hat die Bergbahn 90 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; mit den Saisonkräften im Winter steige die Belegschaft sogar auf 125.

Zunächst ging das Team der Arber-Bergbahn auf den Skibetrieb und das Thema der Beschneiung der Pisten ein. Um sie zu optimieren, habe man bereits 2017 ein vollautomatisches Schneehöhenmesssystem angeschafft, das auf drei Zentimeter genau Daten liefere. „Früher waren wir bei der Beschneiung auf unser Bauchgefühl angewiesen“, so Eckl. Jetzt sei dagegen genau definiert, wann, wo wie viel beschneit werden müsse. Das schone auch das Gelände, da man auf Basis der Messung rechtzeitig beschneien könne, bevor an Stellen mit dünner Schneeschicht die Wiese zum Vorschein komme.

80 Prozent der Pistenfläche sind kameraüberwacht



„Es gibt außerdem ein Pilotprojekt mit zwei Maschinen mit Lidar-Sensoren, welche die Schneehöhe direkt vor dem Fahrzeug messen“, erklärte Eckl. Durch das mobile Laserscannen könnten doppelte Fahrten vermieden werden, was bei Beschneiung und Kraftstoff für die Maschinen eine Einsparung von zehn Prozent bedeute. Zudem seien 80 Prozent der Pistenfläche kameraüberwacht, um etwa bei Skiunfällen sehr schnell reagieren zu können.

Beim gesamten Energieverbrauch für den Skibetrieb liegt man laut Betriebsleiter Thomas Liebl pro Skifahrer bei 330 Millilitern Diesel für die Maschinen und bei 6,5 Kilowattstunden Strom. Etwas mehr als 60 Prozent des benötigten Stroms erzeuge man selbst durch die Wasserkraftwerke und eine PV-Anlage auf dem Arberseehaus, für den Rest kaufe man Ökostrom ein.

Gäste am Berg sind „spontaner“ geworden



In diesem Jahr soll auf dem Dach der Arber-Bergstation noch eine zweite PV-Anlage hinzukommen. Für die Zukunft denke man auch über ein Hackschnitzelheizwerk nach, das die aktuelle Heizung der Gebäude mit Öl und Gas ersetzen solle. Auch im Bereich Digitalisierung sei man gut aufgestellt, wie Liebl sagte. So habe man an alle Gebäude Glasfaser verlegt und es stehe WLAN zur Verfügung, das auch für die Schneefahrzeuge notwendig sei.

Nach dem Überblick über die Ist-Situation erkundigte sich Landrat Raith nach aktuellen Herausforderungen und Zukunftsplänen der Arber-Bergbahn. Thomas Liebl betonte, es gebe sowohl für die Region als auch für den Betrieb im touristischen Bereich neue Herausforderungen. „Wir müssen flexibler werden“, erklärte er – unter anderem, weil die Gäste am Berg spontaner geworden seien. Sie würden sich oft wenige Tage vor einem Urlaub informieren, ob im Bayerischen Wald Ski fahren möglich sei und je nach Schneelage fahre man entweder hierher oder gleich anderswo hin, wo die Schneelage sicher sei. Doch selbst wenn an Weihnachten kein Schnee liege, müsse man in der Region gute Angebote haben: „Wir müssen den Leuten unabhängig von der Witterung etwas bieten“, meinte Liebl.

Familien-Bikepark für außerhalb der Skisaison



Aus diesem Grund wolle man am Arber als zusätzliches Angebot für außerhalb der Skisaison einen Familien-Bikepark einrichten: „Unsere Zielgruppe wird eine ganz andere sein als am Geißkopf. Wir wollen etwas bauen für Familien mit Kindern und auch für rüstige Rentner“, so Thomas Eckl. In einem ersten Schritt soll dieser Bikepark im Bereich ThurnhofSchlepplifte und Förderbänder integriert werden. So solle auch der Eingriff in die Natur möglichst gering bleiben; gleichzeitig seien hier 90 Prozent der notwendigen Infrastruktur bereits vorhanden. Außerdem werde das Ganze so gestaltet, dass sich Wanderer und Biker nicht in die Quere kommen. „Wir wollen hier eine klare Trennung, damit sich niemand gestört fühlt“, sagte Thomas Liebl. Deshalb sei zum Beispiel vorgesehen, dass die Radfahrer ausschließlich im Bereich der Thurnhof-Schlepplifte parken und nicht bei der Gondelbahn. Bei diesem Projekt sei man in der Planung bereits weit fortgeschritten und arbeite auch eng und gut mit dem Landratsamt und der Unteren Naturschutzbehörde zusammen. Der Landrat freute sich über dieses positive Feedback und versicherte, er unterstütze das Fortschreiten des Vorhabens gerne: „Es ist wichtig, dass wir bei so wichtigen touristischen Projekten an einem Strang ziehen“, so Raith.

Schlichter, familienfreundlicher Campingplatz



Zudem erläuterten die Betriebsleiter, dass man über einen schlichten, familienfreundlichen Campingplatz im Bereich des ehemaligen Sporthotels Brennes nachdenke. So könne man das Angebot für Familien abrunden und man hätte Stellplätze für die Leute mit Wohnmobil, „die schon jetzt häufig über Nacht auf unseren Parkplätzen stehen bleiben“, so Eckl. Gleichzeitig sei es der Arber-Bergbahn ein großes Anliegen, ihre Mitarbeiter zu halten. Mit beiden Projekte ergäben sich Möglichkeiten, bisherige Saisonkräfte künftig fest zu beschäftigen.

Trotz der Sommerangebote am Arber waren sich die Anwesenden einig, dass es für die Region einen großen Wertschöpfungsverlust bedeuten würde, sollte das Skifahren in der Region aufgrund klimatischer Veränderungen irgendwann nicht mehr möglich sein. In Bezug auf den Arber konnten die Betriebsleiter dem Landrat vorerst aber Entwarnung geben. Man sei im Austausch mit Klimaforschern und die klimatischen Bedingungen speziell am Arber seien so, dass man auf Seiten der Experten davon ausgehe, dass Skifahren bis ins Jahr 2050 möglich sein werde. „Die Bedingungen hier sind so, dass der Berg, wenn er in den Alpen läge, 2000 Meter hoch wäre“, erklärten sie die Situation.

Nach der abschließenden Führung durch die Betriebsgebäude dankte Ronny Raith den Betriebsleitern Liebl, Eckl und Beywl für die spannenden Einblicke ins Unternehmen und in die Zukunftspläne.

− lra