Abensberg Winterdienst
Auf Kelheims Straßen: Gurkenwasser statt Streusalz

15.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:18 Uhr

Gerhard Jobst von der Staatlichen Straßenmeisterei in Abensberg macht ein Schneeräumfahrzeug startklar. Fotos: Wolfgang Abeltshauser

Von Martin Rutrecht

Abensberg. Tausende Tonnen Streusalz verhindern Glätte auf den Straßen. Schädigen aber auch die Umwelt. Die Staatliche Straßenmeisterei Abensberg nutzt ein anderes „Streugut“: Gurkenwasser.



Der erste Großeinsatz in diesem Winter begann für die Straßenmeisterei, die zum Staatlichen Bauamt Landshut gehört, Mittwochmittag. „Mit acht Fahrzeugen waren wir bis 23Uhr draußen, um halb zwei hat die nächste Schicht übernommen“, berichtet Leiter Stefan Bauer. Zu drei eigenen Lkw mit Schneepflug und Streugutanhänger kommen fünf externe Dienstleister, die dazu stoßen, wenn Schnee und Eis die 280 Kilometer Bundes- und Staatsstraßen im Kreis überziehen.

Mit 1500 Tonnen Streusalz im Abensberger Lager, 1000 in Saal a. d. Donau und 180 in Mainburg ist der staatliche Winterdienst mit 25 Mitarbeitern (davon 16 im Schichtdienst) gewappnet für die nächsten Monate. Pur wird dieses Salz seit vielen Jahren nicht mehr ausgebracht. „Da wäre Verschwendung und würde die Umwelt sehr schädigen.“ Beigemischt wird daher Salzwasser, die sogenannte Sole. „Das müssen die Winterdienste aus Wasser und der Beigabe von Salz selbst herstellen.“ Am Lkw in Tanks deponiert, wird die Sole dem Trockensalz am Streuteller zugegeben.

Von 17.000 Tonnen Gurken

Die selbst produzierte Sole gehört bei der Straßenmeisterei Abensberg der Vergangenheit an. Stattdessen wird Gurkenwasser verwendet. Es stammt von der Firma Develey in Dingolfing, wo es als „Abfallprodukt“ bei der Herstellung von Gewürzgurken anfällt. „Jährlich werden 17.000 Tonnen Gurken zu Gewürzgurken verarbeitet, welche nach der Ernte bis zur Verarbeitung in Silos lagern, die mit Salzwasser versetzt sind. Wenn die Gurken in die Produktion gehen, bleibt das Salzwasser zurück“, so das Unternehmen. Dieses Abwasser musste über die hauseigene Kläranlage aufwendig entsorgt werden – bis die Idee entstand, es im Winterdienst zu nutzen.

„Das Gurkenwasser wird bei der Firma noch etwas aufbereitet und kann dann bei uns eingesetzt werden“, so Bauer. Schwebeteilchen werden herausgefiltert und der Salzgehalt etwas erhöht. In Tanks wird das Gurkenwasser nach Abensberg und auch Saal und Mainburg angeliefert. Im vergangenen Winter waren es 300.000 Liter – eine immense Ersparnis an Frischwasser aus der Leitung und die Kosten dafür, die sonst für die Sole anfielen.

Mittlerweile ist es gang und gebe, Gurkenwasser und Streusalz bei der Ausbringung zu vermengen. „Wir können den Anteil an trockenem Salz bis auf 30 Prozent runterfahren“, erklärt der Leiter der Straßenmeisterei. Und zwei neuere Fahrzeuge können ausschließlich Sole aus Gurkenwasser auf die Straße bringen. Für Bauer scheint die Zukunft nicht mehr fern, in der auf Streusalz gänzlich verzichtet werden kann.

Kameras filmen die Glätte

Die staatlichen Straßenmeistereien sind Vorreiter in der Anwendung dieser umweltschonenden Technik. Winterdienst setzt auch sonst auf modernes Knowhow. „An verschiedenen Stellen an unseren Straßen sind Glättemeldeanlagen mit Kameras installiert“, so Bauer. Unterstützung durch Wetterdienste helfen in der exakten Prognose von Schnee und Eis. „Darum waren am Mittwoch auch schon die externen Dienstleister startbereit.“

Fast 300 Kilometer Straßennetz hat der Kreisbauhof zu betreuen. Neben 1500 Tonnen Streugut setzt der Winterdienst dort auf die herkömmliche Sole. Pro Schicht kümmern sich elf Mitarbeiter der 27 Bediensteten um die Räumung der Fahrbahnen. Um 3 Uhr und gegen Mittag beginnen die Schichten, informiert die Pressestelle im Landratsamt. „Wir waren gut vorbereitet“, heißt es zum Einsatz am Mittwoch.