Traum vom Profifußball lebt
Wels statt New York: Wie Simon Busch in Österreich sein fußballerisches Glück fand

28.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:56 Uhr

Von der besten Hinrunde seiner Karriere spricht Torwart Simon Busch über die Hinrunde in der Oberösterreichliga. −Foto: Privat

130 Kilometer einfache Fahrt nimmt Simon Busch (25) jedes Mal auf sich, wenn er seine Fußballtasche ins Auto packt. Der Torwart aus Riedlhütte (Landkreis Freyung-Grafenau) pendelt mehrmals pro Woche von seinem Wohnort nach Wels in Oberösterreich. Dort hat der Ex-Schaldinger vor einem halben Jahr einen Vertrag unterschrieben. Zum Glück, wie er betont: „Persönlich war das die beste Hinrunde meiner Karriere.“

Beim FC Wels fühlt sich der Bayerwaldler aktuell bestens aufgehoben. Wenngleich die Lage beim Viertligisten (Oberösterreichliga) schwierig ist. 2022 stieg der Klub aus der 3. Liga ab. Fast der komplette Kader wurde daraufhin ausgetauscht, in der Vorrunde hagelte es elf Niederlagen (in 15 Spielen). Mehrfach wurde der Trainer gewechselt. Im Frühjahr muss der Vorletzte das Feld von hinten aufrollen, um den nächsten Abstieg zu verhindern.

Die Fakten klingen nach Krise, die persönlichen Eindrücke von Simon Busch hören sich ganz anders an: „Natürlich läuft es sportlich nicht, wie wir uns das vorstellen, aber die Bedingungen in Wels sind klasse“, erzählt der 25-Jährige. Die PNP erreicht ihn, wie sollte es anders sein, im Auto auf der Fahrt ins Training.

Sein Trainer ist ein früherer Nationalspieler



Simon Busch ist es gewohnt, für Fußball viel auf der Straße unterwegs zu sein. 2018 verließ er seinen Heimatverein SV Riedlhütte und pendelte – nach Osterhofen, später Passau. Im vergangenen Jahr verabschiedete er sich vom SV Schalding-Heining und fand im benachbarten Ausland eine neue sportliche Heimat. Den Kontakt stellte der ehemalige Mitspieler beim SVS, Christian Piermayr, her. Der Vertrag war schnell unterzeichnet und schon im ersten Saisonspiel stand Busch zwischen den Pfosten, ist seither Stammtorwart. Und hinterließ einen guten Eindruck. Wie Busch verrät, hat ein österreichischer Zweitligist Interesse signalisiert. Er absolvierte sogar ein Probetraining, den Sprung in den Profifußball hat Busch wieder im Sinn. Eine Entscheidung über die Zukunft ist allerdings noch nicht gefallen. Simon Busch hat aktuell in erster Linie den Abstiegskampf mit Wels im Kopf. Am 3. März steht beim Tabellenführer ASKÖ Oedt das erste Rückrundenspiel an. Im Winter wurde der Welser Kader des neuen Coaches Goran Kartalija (57), ein ehemaliger österreichischer Nationalspieler, verstärkt. „Es geht aufwärts“, meint Simon Busch.

Überhaupt spricht der 25-Jährige nur lobend über den FC Wels und den Fußball in Österreich. „In der Oberösterreichliga spielen viele Ex-Profis, vom Niveau her sehe ich keinen großen Unterschied zum Fußball in der Heimat“, berichtet der Torwart. Die besten Teams der Liga könnten seiner Meinung nach in der Regionalliga Bayern mithalten. Von den Trainingsbedingungen her ist der österreichische Fußball ohnehin bestens aufgestellt, wie auch Busch erfahren hat: „In Wels haben wir ein Riesenstadion und mehrere Rasenplätze und zwei Kunstrasen – das ist schon toll.“

„Ich war zweimal drüben, alles war so gut wie fix“



Mindestens drei Mal pro Woche steuert er sein Auto von Riedlhütte nach Wels, muss allerdings nicht zu jedem Training kommen. „Der Verein ist mir da entgegengekommen.“ Für Simon Busch ist dies wichtig, denn die Familie betreibt in Riedlhütte ein Hotel und da wird der Sohn gebraucht.

Aus diesem Grund ist aus einem geplanten Stipendium in den USA voriges Jahr nichts geworden. „Das war so gut wie fix, ich war zweimal drüben und hätte nach New York oder Florida gehen können, aber zwei Jahre lang wegzubleiben, wäre im Hinblick auf das Hotel schwierig geworden. Darum hab ich es letztendlich nicht gemacht.“ Im Familienbetrieb sieht Busch langfristig seine berufliche Zukunft. 2020 hat er in Deggendorf ein Tourismusstudium erfolgreich abgeschlossen und irgendwann soll er den Betrieb von seinen Eltern Heike und Gerd übernehmen.

Vielleicht kommt aber zuvor noch das ein oder andere Jahr im Profifußball. Grundsätzlich sei er offen, auch für einen Wechsel zurück nach Bayern. Der ein oder andere Kilometer mehr oder weniger auf der Straße ist für Simon Busch kein Problem.