Waldkirchen
Spirituell niederbayerische Offenbarung

02.08.2021 | Stand 21.09.2023, 5:08 Uhr

Tom & Basti sind Thomas Graf (r.) und Sebastian Hackl. Sie vereint die Leidenschaft zur Wirtshausmusik "urig und unplugged".

Hand aufs Herz – es war endlich wieder einmal so ein toller Abend, der uns die Pandemiebeschränkungen der letzten Monate fast vergessen ließ. Zu verdanken war dies "Tom & Basti" beim Auftritt im Waldkirchner Stadtpark und dem Veranstalter Alexander Poth, der zum Waldkirchner Kabarett-Sommer willkommen hieß.

Über zwei Stunden ehrliche wie köstlich humorvolle Unterhaltung ungeschminkter Wirtshausmusik, gepaart mit einer g’scheid’n Prise Spielwitz aus’m Bayerischen Woid! Das sind "Tom & Basti" alias Thomas Graf und Sebastian Hackl.

Wer dabei war, kann dies nur bestätigen. Mit spiritueller Offenbarung, was echte Wirtshausmusik ausmacht, gingen die beiden echt boarischen Mauthler Urgewächse in die Vollen. In absoluter Reinkultur derbleckten und musizierten die zwei g’stand’nen Mannsbilder mit nackerte Fiaß auf den Brettern der Open Air Bühne. Kurz zuvor hatten sie im Rahmen der 150-Jahr-Feierlichkeiten des Waldkirchner TSV ebenfalls schon im Stadtpark mit den "Brettl-Spitzn" Gastauftritt auf der Bühne und heizten dabei dem Publikum ganz schön ein.

Frisch, frech und meisterhaft ziehen die beiden nun schon seit 15 Jahren als Wirtshausmusiker durch die Lande. Im Gepäck mit Gitarre, Steirischer und ihren typischen alten Gewändern schauen sie aus wie Vagabunden, die von Ort zu Ort ziehen – grad so, wia’s früher halt so war. Sie sind die waidlerische Antwort des 21. Jahrhunderts auf die unerreichten Volkssänger-Originale Weiß Fredl und Roider Jackl. Und das kommt natürlich beim Publikum in nostalgischer Rückbesinnung voll an.

Tom, der Gemütliche, Schlagfertige und Perfektionist, den nie etwas aus Ruhe bringen kann, ist auf der Bühne der nette sympathische Grantler, der zu oana guat’n Hoiwe Bier nia ned na sagt. Vom "schwarzen G’schau" durfte man sich bei ihm nicht täuschen lassen, denn im Hinterkopf hat er immer einen schlagfertigen Witz und mit seiner staubtrockenen Art bringt er jeden Saal bzw. Stadtpark zum Lachen. Sein Opa wusste schon bei der Geburt, dass aus dem Buam a Gstanzlsänger wird und hat ihm die ersten Schnaderhüpfl und Volkslieder beigebracht. Die steirische Harmonika ist ihm fast in die Hände gewachsen, so beherrscht er das Instrument, aber in die Gitarre ist er unsterblich verliebt, wie er dem Publikum verrät.

Basti, dem der Schalk im Nacken und der Huat am Kopf sitzt, hatte immer einen Witz auf de Lipp’n. Mit seiner Power macht er allen klar, in der Volksmusik ist geballte Rockmusik drinnen. Und dass er a richtiger Lausbua is, das war bereits bei seiner Geburt in seinem Gesicht zu sehen – sagt zumindest eine Überlieferung. Auch bei ihm war es der Opa, der ihm eine Spielzeugharmonika in die Hand drückte, und nachdem der kloane Basti gleich auf Anhieb Töne vom Zillertaler Hochzeitsmarsch spielte, war klar, welches Instrument ihn begleitet.

Geballte Hintersinnigkeit, ein loses Mundwerk und in die Tasten hauend bzw. Saiten spielend was das Zeug hält – bedienten die beiden Urbayern den kleinbürgerlichen Alltag und boten Einblicke in kernige, vielschichtige Beziehungen. Unter großem Applaus neigte sich der Bauchmuskel anspannende Lachsalvenabend dem Ende zu. Natürlich rundeten Zugaben die schöne Veranstaltung vollends ab, denn wenn die Wirtshäuser aussterben sollten, dann is des nimmer Bayern. "Servus Woidkiacha und Pfiad eng Gott!"