Mauth/Finsterau
Ungeschönt, intim, pur: Der Mauther Christoph Eder eröffnet seine erste Ausstellung +++ Video

25.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:36 Uhr

Inmitten seiner ersten eigenen Ausstellung: Christoph Eder, Fotograf, „Rallye-Bua“, „bester Freund“. −Fotos: Jennifer Jahns

Das kommt selten vor: dass schon im Vorfeld abgewunken werden muss. „Bitte nicht nochmal ankündigen. Wir sind schon jetzt komplett voll.“ So geschehen bei einer Ausstellung, die am Dienstagabend im Freilichtmuseum Finsterau eröffnet wurde. Der Ausstellungsbereich war rappelvoll. „Das hier ist ein Heimspiel für den Künstler“, wird Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich in seiner Rede mit Blick auf die rund 120 Besucher sagen.



Das erwähnte „Heimspiel“ hatte Christoph Eder. Der 33-Jährige aus Mauth stellt zum ersten Mal seine Fotografien aus – digitale, aber vor allem analoge. Aufgenommen mit einer alten, japanischen Mamiya RB67, entwickelt in der eigenen Dunkelkammer, die er sich im Elternhaus in Mauth eingerichtet hat. Vor allem seine Porträts von Menschen und Landschaften – gezeigt in allen Details, in aller Schönheit, in aller Härte, sehr nah und intim, mit jeder Falte und scheinbaren Unzulänglichkeit, oftmals in Schwarz-Weiß – sind Eders Handschrift.

„Und plötzlich hatte er am Stammtisch a Kamera dabei“

Zur Vernissage von „LandLeid“ waren neben Freunden, Familie, Vertretern aus Politik, Bildung und Kunst, etlichen Gemeindebürgern auch einige der Porträtierten gekommen: die Dorfwirtin, der Musiker, der scheinbar ganz normale Gemeindebürger, dem Eder durch seine Fotografie einen Zauber gibt. „Es ist eine große Bereicherung, jemanden wie Christoph Eder in der Region zu haben, der die Menschen hier so in Bildern festhält“, betonte Bezirkstagspräsident Heinrich.

Einen Einblick, wer Christoph Eder – vom Beruf übrigens Bauleiter – ist, wenn er nicht gerade seine erste Vernissage feiert, gab Tom Graf. Für den ebenfalls aus Mauth stammenden Musiker von „Tom und Basti“ war es vermutlich Ehrensache, die Laudatio zu halten, sind er und Eder doch seit Kindertagen befreundet. „Wia beschreibt ma ihn?“, setzte Graf über Eder an. „Er war immer da Rallye-Bua, wohnt am Fuchsberg – und ist einer meiner besten Freunde.“ Und: „Er war auch der, der auf einmal angefangen hat, bei jedem Stammtisch und bei jeder Wanderung die Kamera dabei zu haben. Der, der mir erklärt hat, was der Unterschied is’ zwischen am Handyfoto und einer analogen Fotografie. Er is’ der, der sich plötzlich a Dunkelkammer im Haus baut hat und Belichtungszeiten fürs optimale Foto ausprobiert hat. Und er is’ der, dem die Fotografie auch durch schwierige Zeiten in seinem Leben geholfen hat.“

Nicht das Perfekte, sondern das Tatsächliche

Eder halte die Momente ungeschönt fest: „Da is’ ned der Vogel, der vom Weltfrieden singt, sondern da is’ a neblige Teerstraß’. Da steht ned a wohlgeformter saftiger Christbam, sondern a umgestürzter Käferbam in am finster’n Waldstückl“, brachte Graf den Stil seines Freundes auf den Punkt, bewusst in bairischem Dialekt, wie er betonte. „In aller Herrlichkeit und Härte“ halte Eder die Momente fest – und lasse dem Betrachter dennoch viel Spielraum für Interpretation. Wie ging es dem Porträtierten an jenem Tag? Was dachte der Fotograf während der Aufnahme? Der Betrachter darf selbst entscheiden.

Und so blieb Christoph Eder diesem Motto auch während des Vernissage-Abends treu: Er gab den Besuchern keine „Wegweiser“ oder Erklärungen mit auf den Weg durch die Ausstellung. Er lauschte, gemeinsam mit seiner Freundin Katrin Schmalhofer, den Worten der Redner. Die Besucher durften danach selbst in den Bildern das finden, wonach es sich gerade anfühlte.

Abgerundet wurde die Vernissage durch Musik der Band „Double Trouble“, vielen guten Gesprächen und einem gemütlichen Buffet im schönen Open-Air-Ambiente des Freilichtmuseums.

− jj


Die Ausstellung „LandLeid“ im Freilichtmuseum Finsterau ist bis 5. November zu sehen – täglich von 9 bis 18 Uhr.