Grafenau/Landshut
Von einer Existenzgründung beim Skifahren

Zwei Waidler gewinnen mit ihrer Start-Up-Softwarefirma den dritten Platz im "Ideenreich Wettbewerb 2021

21.03.2021 | Stand 21.09.2023, 21:14 Uhr

Sie jubeln über ihren dritten Platz beim "Ideenreich Wettbewerb 2021": Dr. Mathias Michalicki (v.l.), Johannes Fürst aus Bibereck und Stefan J. Blöchl aus Grafenau vom jungen Software-Start-Up "IFOX Systems GmbH" in Landshut. −Foto: privat

Mitten im Corona-Jahr 2020 haben Stefan J. Blöchl aus Grafenau und Johannes Fürst aus Bibereck mit Dr. Mathias Michalicki das Software-Start-Up "IFOX Systems GmbH" in Landshut gegründet.

IFOX steht für Information For Operational Xcellence. Das bedeutet, dass sich die junge Firma bei ihren Kunden um die kontinuierliche Optimierung von Unternehmensprozessen hinsichtlich Effizienz und Effektivität kümmert. Mit ihrem Businessplan mit Fokus auf innovative Softwarelösung im Controlling hat sich IFOX vor kurzem den dritten Platz im "Ideenreich Wettbewerb 2021" gesichert.

Herr Blöchl, schildern Sie bitte ihren beruflichen Werdegang und den ihres Mitgründers Johannes Fuchs.
Stefan J. Blöchl: Nach meinem Abitur 2006 am Gymnasium in Grafenau war ich zunächst ein Jahr in Neuseeland und habe Work & Travel gemacht. Anschließend habe ich in Landshut Wirtschaftsingenieurwesen studiert – mit dem Schwerpunkt Produktions- und Prozessgestaltung.

Meinen Berufseinstieg habe ich in einem internationalen Trainee Programm bei der Continental AG in Frankfurt mit einer Station in Indien gemacht. Von 2014 bis zur Gründung von IFOX in 2020 war ich bei einer Unternehmensberatung in Landshut angestellt und habe mit der Hochschule Landshut zusammen meine (fast fertige) Doktorarbeit verfasst.

In dieser Zeit habe ich Mathias Michalicki kennengelernt und die Idee für IFOX hat sich entwickelt. Nach einem zwischenzeitlichen Abstecher nach München wohne ich mit meiner Frau aktuell wieder im Raum Landshut.

Johannes Fürst aus Bibereck bei Perlesreut hat in Regensburg Maschinenbau studiert. Er ist bei IFOX für die Software Entwicklung zuständig, da er nach seinem Berufseinstieg bei der ZF in Passau vier Jahre als Systemadministrator Software gearbeitet hat. Anschließend hat er acht Jahre bei Siemens Erfahrungen gesammelt in der Vorfeldentwicklung, als Produktmanager und Projektleiter für Industriesoftware.

Johannes ist mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Buben in den vergangenen Jahren mehrmals umgezogen. Aktuell wohnen sie noch in Nürnberg, sind aber auf der Suche nach einem Haus oder einem Grundstück im Grafenauer Land.

Johannes und ich kennen uns schon seit über 20 Jahren, da er mit meinem großen Bruder zusammen in der Schule war. Konkret das erste Mal über IFOX haben wir vor zwei Jahren beim gemeinsamen Skifahren gesprochen. Als wir dann Ende 2019 den Antrag für das EXIST-Gründerstipendium gestellt haben, war neben Mathias auch Johannes fix mit an Bord und das Gründungsteam von IFOX perfekt!

Sie nennen sich "IFOX (Information For Operational eXcellence) Systems". Was versteht man darunter?
"Operational Excellence" bzw. operationale Exzellenz steht grundsätzlich für die kontinuierliche Optimierung von Unternehmensprozessen hinsichtlich Effizienz und Effektivität.

Wir liefern Industriebetrieben neuartige Informationen für Optimierungen sowie für betriebliche Entscheidungen (u. a. nach Lean Standards) und zeigen auf, wie viel und an welchen Stellen Geld für Verschwendung ausgegeben wird! Unser Büro haben wir im neuen Gründerzentrum von LINK e. V. in Landshut, unweit der Hochschule.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von IFOX Systems und wie funktioniert Ihre Software?
Die IFOX-Software ist ein Informationssystem und kann etwas, was keine Controlling-Methode dieser Welt und auch die IT-Systeme in den Unternehmen nicht können: Nämlich die Betriebsausgaben sauber trennen zwischen Kosten, die die Wertschöpfung erhöhen, und Kosten für die übrige Verschwendung.

Die weltweit einmalige IFOX-Logik arbeitet bildlich gesprochen wie ein Fitnesstracker mit eingebauter Körperfettwaage. Dadurch erfahren die Industriebetriebe auf Knopfdruck, wie viel Muskelmasse und wie viel Prozent Körperfett ein Unternehmen hat und wie man dieses Verhältnis optimieren kann.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie?
Die IFOX Systems GmbH besteht aktuell aus uns drei Gründern. Daneben haben wir bereits mehrere Studierende der Hochschule Landshut, die uns unter anderem bei der Software-Entwicklung unterstützen.

Bilden Sie auch aus?
Klassische Auszubildende haben wir aktuell noch nicht. Ist aber für die Zukunft geplant. Besonders der Ausbildungsberuf des Fachinformatikers/der Fachinformatikerin ist für uns sehr interessant.

Sie haben im Corona-Jahr 2020 ihr Software -Start-Up gegründet. Hatte die Pandemie in irgendeiner Weise Einfluss darauf?
Auch wir waren bzw. sind den Einflüssen der Pandemie ausgesetzt und man kann sagen, dass wir dadurch etwa drei bis vier Monate Zeit eingebüßt haben. Konkret ist damit gemeint, dass manche (potenzielle) Kunden 2020 erst später mit der Einführung der IFOX-Software begonnen oder auf dies auf 2021 verschoben haben.

Hier war es sehr hilfreich, dass wir seit Mai 2020 durch das bundesweite EXIST-Gründerstipendium gefördert werden und seit November 2020 den "Start?Zuschuss!" des bayerischen Wirtschaftsministeriums bekommen.

Vereinzelt gab es aber auch Betriebe, die aufgrund der Ausnahmesituation und dem nochmals gestiegenen Kostendruck möglichst schnell unser Informationssystem nutzen wollten.

Ursprünglich hatten wir für 2020 den Besuch mehrerer Industriemessen und Konferenzen geplant. Diese fanden zwar teilweise digital statt, konnten aber nicht immer dasselbe Niveau an Kontakten liefern wie sonst üblich.

Grundsätzlich sehen wir für uns selbst und auch für unsere Kunden die aktuelle Situation als Chance. Die Digitalisierung in vielen Betrieben hat einen immensen Schub erfahren. Dadurch stehen mehr und qualitativ bessere Daten zur Verfügung, die wiederum für Optimierungen genutzt werden können.

Sie haben den dritten Platz im "Ideenreich Wettbewerb 2021" geholt. Ein toller Erfolg für ein so junges Unternehmen! Was war ihre Reaktion, als Sie von der Auszeichnung hörten?
Die Prämierung erfolgte in einer bayernweiten Online-Konferenz, in deren Vorfeld wir uns die sieben anderen Finalteilnehmer im Ideenreich Wettbewerb auch angeschaut haben. Da waren sehr viele spannende Ideen dabei, natürlich auch im Bereich der Digitalisierung.

Wir haben uns daher wirklich sehr gefreut, auch über das damit einhergehende Feedback. Solch eine Prämierung bestärkt einem im eingeschlagenen Weg und hilft, das eigene Geschäftskonzept weiter zu verbessern!

Die Fragen stellte Ursula Langesee