Grafenau/Šumava
Deutscher Tourist wirft Nationalpark-Ranger in See

16.08.2021 | Stand 22.09.2023, 0:46 Uhr

In den Schwarzen See ist der 53-jährige Ranger des Nationalparks Šumava von deutschen Touristen geworfen worden. −Foto: Schrönghammer, NPBW

Ein 53-jähriger Ranger des Nationalparks Šumava ist von deutschen Touristen angegriffen und in den Schwarzen See (Černé jezero) geworfen worden.

Der Nationalparkwächter hatte zwei Männer und eine Frau entdeckt, die das Betretungsverbot in der Naturschutzzone missachtet hatten. Er forderte das Trio auf, sich auszuweisen und wies auf das Verbot hin. Die drei Deutschen verweigerten die Vorlage ihrer Ausweise. Der Ranger verständigte die Polizei in Železná Ruda. "Einer der beiden Männer schubste ihn daraufhin in den See", so Dana Ladmanová, Sprecherin der Polizeiinspektion Klatovy.
Der Nationalparkwächter verfolgte die Gruppe und forderte diese erneut auf, ihm ihre Dokumente auszuhändigen. Daraufhin nahm der Mann, der ihn in den See geworfen hatte, einen Stock in die Hand, ging auf ihn zu und schlug ihm mit dem Kopf auf die Stirn. Die Gruppe brach dann wieder in Richtung Grenze zu Deutschland auf. Der Ranger gab die Verfolgung auf und wartete auf Hilfe. Anschließend wurde er ins Krankenhaus nach Klatovy gebracht.
Auch in Deutschland wird nach den Angreifern gefahndet. Die Öffentlichkeit wird um Mithilfe gebeten. "Die Polizei bittet alle Bürgerinnen und Bürger, zu prüfen, ob sie über Video- oder Fotoaufnahmen von dem Angriff auf den Ranger verfügen", so die Polizeisprecherin. Es wurde ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Gewalt gegen eine Amtsperson eingeleitet.
Angriffe von Touristen auf die Ranger des Nationalparks Šumava seien keine Seltenheit, berichtet Parksprecher Jan Dvořák. "Sie ereignen sich immer häufiger, je mehr Besucher kommen und je nervöser die Menschen werden. Während des Corona-Lockdowns ist zum Beispiel aufgefallen, dass etliche Leute meinen, sie könnten in der Natur alles machen und dann kommt es natürlich zu Konflikten mit unseren Rangern", so Dvořák und fügt hinzu, dass es sich in den allermeisten Fällen um verbale Angriffe und Beschimpfungen handelt.

"Das letzte Mal, dass wir etwas Ähnliches wie diesen gewalttätigen Angriff deutscher Touristen erlebt haben, war vor einigen Jahren, als unser Ranger ein Schneemobil in der Gegend von Rejštejn anhalten wollte und die Schneemobilfahrer ihn vom Weg drängten und wegfuhren", berichtet Dvořák.
Der Nationalpark und das Landschaftsschutzgebiet Böhmerwald verfügen derzeit über 25 Ranger, doch laut Dvořák würden doppelt so viele benötigt. Sie überwachen die meistbesuchten Orte, darunter den Schwarzen See (Foto) oder den Teufelssee. Der Ranger kann an Ort und Stelle ein Bußgeld von bis zu 10000 Kronen (knapp 400 Euro) verhängen. Kommt es zu einem Verwaltungsverfahren, drohen Bußgelder bis zu 40000 Kronen.