Kaum Kontakte zu anderen Menschen. So gut wie keine Möglichkeit, sich abzulenken. Die Angst vor dem Jobverlust. Die Belastung mit Home-Office und Kinderbetreuung. Im PNP-Interview schildert Ottmar Disse, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut mit Praxis in Freyung, wie er die Auswirkungen der Corona-Krise in seiner täglichen Arbeit merkt und welche Ratschläge er den Menschen geben kann.
Herr Disse, wie merken Sie in Ihrer täglichen Arbeit "Corona" und die entsprechenden Folgen?
Ottmar Disse: Am deutlichsten merke ich es daran, dass viele der Patienten, die ihre Problematik ganz oder weitgehend bewältigt hatten, Rückfälle erlitten haben und wieder intensiv behandlungsbedürftig geworden sind. Auch die Zahl akut behandlungsbedürftiger Menschen z.B. durch akute Depression oder Angstattacken und von Kriseninterventionen hat spürbar zugenommen.
Wie wirken sich die Kontaktbeschränkungen (derzeit nur ein Hausstand plus eine Kontaktperson) auf die Stimmungslage der Menschen aus?
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, heißt es ja schon in der Bibel. Wir wissen darüber hinaus aus einer Studie, in der mehr als drei Millionen Menschen über lange Zeit untersucht wurden, dass Einsamkeit die Sterblichkeit erhöht, bei einsamen Menschen das Stresshormon Cortisol ansteigt und die Immunzellen fallen.