Freyung-Grafenau
Landfrauentag zum Erntedank

"Starke Frauen – Höfe mit Zukunft" war beherrschendes Thema in Boxleitenmühle – Bezirksbäuerin Claudia Erndl stellt sich vor

18.10.2022 | Stand 18.10.2022, 15:25 Uhr

Treffen zum Erntedank: KB Elke Binder (v.l.), KB Sabine Schindler, Bezirksbäuerin Claudia Erndl, ehem. Bezirksbäuerin Maria Biermeier, stv. KB Anita Kaspar-Pleintinger, stv. Landrätin Helga Weinberger. −F.: Landfrauen

"Starke Frauen – Höfe mit Zukunft" – das war das Thema des diesjährigen Landfrauentages, der anders als die Jahre zuvor im Herbst kurz nach dem Erntedankfest in der Boxleitenmühle veranstaltet wurde. Im Auftrag von Kreisbäuerin Elke Binder und ihrer Stellvertreterin Anita Kaspar-Pleintinger hatte dazu das Bildungswerk des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Freyung-Grafenau geladen. Als Referentin war die Kreisbäuerin des Kreisverbandes Schwandorf Sabine Schindler zu Gast.

Kreisbäuerin Binder hieß die Gäste willkommen. Die stellvertretende Landrätin Helga Weinberger ging in ihrem Grußwort auf die Wichtigkeit des Ehrenamts ein. Ohne die vielen Mitbürger, die sich ehrenamtlich für die Sorgen und Anliegen der Bevölkerung einsetzen und stark machen, wäre das Zusammenleben um vieles ärmer, sagte sie. Wer sich für andere einsetzt, oft in der Freizeit Zeit aufwendet, sorge für den sozialen Kitt in der Gesellschaft, was gerade in Anbetracht der vielen Krisen und Probleme wichtiger sei denn je. Die Arbeit der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband sorge für den Zusammenhalt in den Familien, Höfen und Dörfern.

Die frischgewählte Bezirksbäuerin Claudia Erndl stellte sich den Anwesenden vor und ging dabei auf die Eckpunkte der Landfrauenarbeit ein. Elementar sei dabei, die Kinder von der Wichtigkeit unserer heimischen Landwirtschaft zu überzeugen. Mit "Landfrauen machen Schule", Kindertage auf dem Bauernhof sowie dem neuesten Projekt "Schule fürs Leben" holen die Landfrauen jedes Jahr viele Kinder auf die Höfe und gewähren unvergessliche Einblicke in den Alltag ihrer Arbeit.

Täglich regionale, hochwertige Lebensmittel

Die Kreisbäuerin ging in einem kurzen Statement auf die Bedeutung von Erntedank ein. Nicht nur, aber vor allem für die Landwirte sei dieses Fest ein Anlass, um zu danken. "Wir säen in der Hoffnung – und ernten mit Dank." Dieser Spruch entstamme einer Zeit, in der sich Erfolg oder Misserfolg einer Ernte direkt auf den Tellern der eigenen Familie, die es zu ernähren galt, bemerkbar machte. Die Urväter des Spruches würden sich wohl sehr wundern wenn sie sehen würden, welchen Stellenwert die Landwirtschaft heute in unserer Gesellschaft hat, so die Kreisbäuerin.

"Das Jahr 2022 hat uns wieder einmal deutlich gemacht, dass wir nicht selbstverständlich eine gute Ernte erwarten können. Einige Gebiete Deutschlands und auch Europas hatten mit großer Trockenheit zu kämpfen. Das Können der Bauern, die maschinelle Ausstattung, bestes Saatgut, alles hilft nicht, wenn die Natur nicht auf unserer Seite ist. Die Bäuerinnen und Bauern erzeugen täglich regionale, hochwertige Mittel zum Leben. Darauf muss immer wieder hingewiesen werden, wie wichtig die regionale Versorgung ist und wie fatal eine Abhängigkeit vom Ausland wäre. Die Energiekrise zeigt es uns deutlich", so die mahnenden Worte von Elke Binder.

Die Referentin des Nachmittags Sabine Schindler gab den Zuhörerinnen und Zuhörern zunächst einen Einblick in ihren Werdegang. Als studierte Sozialpädagogin aus einem Vier-Personen-Haushalt hätte sie es sich nie vorstellen können, auf einem Bauernhof einzuheiraten. Doch genau so ist es dann gekommen und sie ließ die Landfrauen wissen, dass sie sich ihr Leben nicht mehr anders vorstellen könnte. Zusammen mit ihrem Mann bewirtschaftet sie einen Hof im Landkreis Schwandorf.

Neben ihren zwei Kindern spiele die Schwiegermutter eine bedeutende Rolle im Zusammenleben. Im Rahmen ihrer Rolle als Kreisbäuerin hat Sabine Schindler ein Buch geschrieben, in dem sie Frauen aus jeweils drei Generationen zu Wort kommen lässt.

Bei ihrem Vortrag las Schindler Teile aus diesem Buch vor. Sie erzählte vom harten Leben und den vielen Schicksalsschlägen einer jetzt "Senior-Bäuerin", der Tochter dieser Bäuerin, die selber auf einen Bauernhof geheiratet hatte und deren Tochter, die ebenfalls ihre Berufung in der Landwirtschaft findet. So spannte sie den Bogen über das Leben von drei Generationen starker Frauen, die den Höfen Zukunft gaben. Deutlich wurde dabei vor allem, dass jede Generation Herausforderungen und Schwierigkeiten bewältigen musste und manche ihr Leben lang mit sich herumtragen. Sabine Schindler erzählte von ihrem Ankommen vor vielen Jahren auf dem Betrieb ihres Mannes, dem Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter und der Einsicht, dass manche Reaktion dem Erlebten in der Vergangenheit geschuldet ist und nicht mit einem selber in Verbindung gebracht werden sollte.

Tipps: Wie zusammenleben unter Generationen?

Sie gab den Anwesenden wertvolle Tipps für das gute Zusammenleben unter den Generationen mit auf den Weg und riet den Frauen dazu, bei bestimmten Situationen nicht sofort zu reagieren, sondern eine Nacht darüber zu schlafen. Für den Vortrag erntete die Referentin viel Applaus. Kreisbäuerin Elke Binder bedankte sich herzlich mit einem bunten Herbstkranz und einem Kochbuch der Landfrauen Freyung-Grafenau.

Der Nachmittag wurde untermalt und begleitet vom Landfrauenchor unter der Leitung von Sabine Jungwirth, die eigens ein Erntedanklied für diesen Anlass geschrieben hatte. Eine ansprechende und vielseitige Ausstellung von Deko- und Geschenkideen, bei der so manche Besonderheit den Besitzer wechselte, rundete die Veranstaltung ab.

Die stellvertretende Kreisbäuerin Anita Kaspar-Pleintinger bedankte sich für die gute Zusammenarbeit unter der Vorstandschaft und für die Teilnahme und ließ den Nachmittag mit einem nachdenklichen Erntedankgedicht ausklingen.

− pnp