Freyung-Grafenau
Immer mehr wählen daheim

Freyung, Grafenau und Waldkirchen beobachten rekordverdächtigen Anstieg an Briefwählern

07.09.2021 | Stand 25.10.2023, 11:48 Uhr

Volle Auslastung in den Wahlkabinen (wie bildlich festgehalten noch 2020 bei der Kommunalwahl im Freyunger Kurhaus) ist am 26. September eher unwahrscheinlich: So viele Wählerinnen und Wähler wie noch nie werden wohl daheim ihr Kreuzerl machen. −Foto: Karl

Im Vergleich zu den Bundestagswahlen 2017 zeichnet sich neben der Stimmumverteilung zwischen den Parteien auch ein weiterer Trend ab: die Briefwahl als neuer Standard. In Freyung, Grafenau und Waldkirchen werden in diesem Jahr deutlich mehr Wähler erwartet, die ihre Stimme nicht mehr im Wahllokal, sondern von zuhause aus abgeben. Darüber, wie viele es sind und woran das liegen könnte, klären die Städte auf.

In Waldkirchen bereitet man sich auf einen steilen Anstieg im Bereich Briefwahl vor. "Es werden sicher weit mehr als 50 Prozent", sagt Anton Rodler von der Stadtverwaltung. 8668 Wahlberechtigte habe man in diesem Wahljahr – davon haben bereits 3062 Briefwahlunterlagen angefordert. "Das sind ungewöhnlich viele dafür, dass die Wahl erst in drei Wochen ist." 2017 seien es 8518 Wahlberechtigte und insgesamt 3240 Briefwähler gewesen.

Von den damals acht Wahllokalen werden in diesem Jahr nur vier betrieben. Es lohne sich nicht mehr, alle zu öffnen. "Wir gehen davon aus, dass wir nicht mehr Wahllokale brauchen", sagt Rodler. "Das liegt nicht an Corona, das hat sich in den vergangenen Jahren schon so entwickelt." Für die Wähler sei es einfach komfortabler, von zuhause aus zu wählen, vermutet der Waldkirchner.

Auch in Freyung lässt sich dieser Trend beobachten. Hier haben die Zahlen der Briefwähler bereits jetzt die Zahlen von 2017 übertroffen. Von 5615 Wahlberechtigten haben sich bereits 2198 zur Briefwahl angemeldet. 2017 waren es insgesamt 2147 von 5733, wie der ehrenamtliche Helfer Ludwig Weber erklärt. "Wir gehen davon aus, dass es noch viel mehr Briefwähler werden. Insgesamt haben wir 3500 Wahlunterlagen vorbereitet." Weber vermutet, dass niemand, der schon einmal per Briefwahl gewählt hat, wieder zurückgeht. Man gewöhne sich daran, wie einfach es ist, von zuhause aus zu wählen. "Corona hatte vielleicht auch ein bisschen Einfluss darauf", sagt er. Die Leute haben noch immer Berührungsängste. Trotzdem werden in Freyung alle sechs Wahllokale von 2017 auch jetzt wieder betrieben.

Auch in Grafenau spürt man den Anstieg an Briefwählern deutlich. Von 6600 Wahlberechtigten haben sich bereits 2800 ihre Briefwahlunterlagen abgeholt. Zum Vergleich: 2017 waren es von 6647 Wählern nur 2170 bis zum Tag der Wahl. Franz Lender von der Stadt Grafenau erwartet, dass es innerhalb der kommenden Wochen noch deutlich mehr werden. Von den ehemals sieben Urnenlokalen habe man deshalb zwei geschlossen, sodass am 26. September nur noch fünf geöffnet haben. "Ich habe die leichte Vermutung, dass da nicht so viel los ist", gibt Lender aber zu.

Früher habe man zur Briefwahl eine Begründung angeben müssen. "Man konnte das nur beantragen, wenn man im Urlaub war oder in der Arbeit", erklärt er. Jetzt, wo kein Grund mehr benötigt werde, sei es für viele einfach mit weniger Aufwand verbunden.

Gerne möchte Franz Lendner möglichst viele Menschen zum Wählen animieren. "Ich habe ein bisschen Angst, dass die Leute denken, dass es so kompliziert ist", erklärt er. "Das ist es aber gar nicht." Es gehe nur um zwei kleine Kreuze. Eines für den Kandidaten und eines für die Partei. "Bei der Kommunalwahl muss man viel beachten, aber hier nicht." Niemand müsse Angst haben, nach Wahlunterlagen zu fragen oder ins Urnenlokal zu gehen. "Es ist eine einfache Wahl, aber eine spannende."