Freyung-Grafenau
Freistaat wertet die Ilztalbahn auf

Zugfahrten sind jetzt Schienenpersonennahverkehr – Mehr Planungssicherheit für ITB-Verantwortliche – Bagger verzögert Saisonstart

18.06.2021 | Stand 18.06.2021, 18:49 Uhr

Natur pur erleben die Gäste bei einer Fahrt mit der Ilztalbahn entlang des gleichnamigen Flusses. −F.: Nigl

Wohlwollende Einschätzung für die Ilztalbahn: Die Zugfahrten in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau werden offiziell als Schienenpersonennahverkehr eingestuft. Das hat Folgen – vor allem in Corona-Zeiten.

In einer Antwort auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Toni Schuberl (Grüne) stellt die bayerische Staatsregierung jetzt erstmalig klar, dass sie die Ilztalbahn als Teil des öffentlichen Nahverkehrs – konkret als Schienenpersonennahverkehr (SPNV) – sieht.

Prof. Thomas Schempf, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Ilztalbahn GmbH, ist erfreut über diese Aufwertung: "Unser ehrenamtliches Engagement trägt nun Früchte. Das Verkehrsministerium erkennt die Bedeutung der Strecke für die Mobilität in der Region an. Somit muss die Ilztalbahn auch in die Untersuchungen zum Verkehrsverbund Donau-Wald eingebunden werden", fordert er in einer Pressemitteilung.

Schadensbegutachtung verzögert Auftakt

Die Einstufung als SPNV gibt der Ilztalbahn auch Planungssicherheit in der Corona-Pandemie. Die Erfassung von Kontaktdaten und eine mögliche Testpflicht sind nicht mehr erforderlich. In den Zügen gelten jedoch weiterhin die allgemeinen Hygieneregeln, die unter anderem das Tragen einer FFP2-Maske erfordern.
Doch die Weichen für einen schnellen Saisonstart können noch nicht gestellt werden. Ein auf einem Lkw verladener Bagger hat am 2. Juni die Eisenbahnbrücke der Ilztalbahn über die Staatsstraße 2132 bei Schiefweg gerammt. Bis zur Begutachtung der Schäden durch einen Eisenbahnsachverständigen muss die Strecke gesperrt bleiben. "Wir hoffen, dass wir bald ein Ergebnis über den Zustand der Brücke bekommen und dass der eventuelle Schaden schnell behoben werden kann. Unsere Fahrgäste warten ungeduldig auf den Saisonstart", sagt der ITB-Geschäftsführer.

Noch keine Weichenstellung für schnellen Start

Schempf geht davon aus, dass die Ilztalbahn nach den entsprechenden Vorbereitungen im Juli endlich starten kann. "Spätestens zum zehnjährigen Jubiläum am 17. Juli wollen wir die Menschen wieder bequem und nachhaltig zu den Ausflugs- und Reisezielen im Bayerischen Wald bringen." Die endgültige Entscheidung über die Aufnahme des Zugverkehrs werde nach Abschluss der Begutachtung der beschädigten Eisenbahnbrücke öffentlich bekanntgegeben.

Die Ilztalbahn GmbH führt seit 2011 an Wochenenden im Sommerhalbjahr wieder regelmäßige Fahrten auf der reaktivierten Ilztalbahn zwischen Passau, Waldkirchen und Freyung durch. Der Betrieb und die Instandhaltung der Strecke werden vollständig ehrenamtlich durchgeführt und bis heute mit über 1,5 Millionen Euro privater Mittel finanziert. Langfristiges Ziel der Ilztalbahn GmbH ist laut eigener Aussage ein täglicher Regelverkehr im Stundentakt zur Entlastung der Straßen und zur Reduktion der durch den Verkehr verursachten Emissionen. Diese Verkehre können aber nicht mehr ehrenamtlich erbracht werden.

Die Zuständigkeit für den Schienenpersonennahverkehr liegt seit 1996 beim Freistaat Bayern, der mit dieser Aufgabe die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) betraut hat.

− pnp