Kulturpreisträgerin und Künstlerin
Der Zauber von Farbe und Fantasie: Illustratorin Susanne Zuda im Porträt

26.01.2022 | Stand 25.10.2023, 10:39 Uhr
Florentina Czerny

Der Nationalpark Bayerischer Wald ist seit Jahrzehnten die Wahlheimat der Künstlerin Susanne Zuda – und er ist seit vielen Jahren Spielfeld für ihre Kunst. In vielen Ecken steckt ihre Hangschrift, wie hier im Kinderraum des Haus zur Wildnis. −Foto: Czerny

Eine ganze Stunde fährt Susanne Zuda von ihrem Wohnort Freyung ins Haus zur Wildnis im Nationalpark Bayerischer Wald. Den Weg nimmt sie oft auf sich. "Ich bin unheimlich gerne hier", sagt sie. Im Inneren des Gebäudes steckt viel von ihr selbst. An den Wänden, den Fensterscheiben, auf dem Boden. Eine Eule hinter einem Baum, ein einzelnes Blatt oder eine ganze Waldszenerie − Malereien, die dem Besucherzentrum einen besonderen Anstrich verleihen.

Durch die Glasmalerei kam sie in den Bayerischen Wald

Bevor Susanne Zuda, geboren 1969 in Bremen, Illustratorin und Malerin wurde, verschlug es sie zuerst in die Glaskunst und im Zuge dessen in den Bayerischen Wald. Mit 19 zog sie nach Zwiesel, um die Glasmalerei zu erlernen. "Das war eine großartige Ausbildung", erzählt die Künstlerin. "Gut Ding braucht Weile", das habe sie dort gelernt. Akkurat zu sein, genau zu arbeiten. "Auf Glas kann man eine missratene Linie kaum ausbessern. Man lernte, eine ruhige Hand zu haben, dass jeder Strich sitzen muss."

Sie blieb in diesem Beruf, gestaltete einige Jahre lang Glastüren. Bis ihr das nicht mehr genügte. "Ich habe mir immer gedacht, ich möchte etwas ausdrücken. Aber auf Glas konnte ich das nicht."

Kunst darf witzig und schön sein

Den Weg zurück auf Papier fand sie erst, als sie als Verkäuferin in einer Galerie in Nürnberg arbeitete. "Bis dato hatte ich immer gedacht, Kunst muss eine kritische Botschaft haben." Die Kunstwerke in der Galerie beschreibt Zuda als eine große Inspiration. Sie erkannte, das Kunst witzig sein darf. Dass Kunst auch einfach nur schön sein darf.

Betrachtet man Zudas Werke − heute ausschließlich Aquarellmalereien − fällt eine unglaubliche Fülle an Fantasie und Detailreichtum auf. Die Darstellungen, oft Waldszenerien oder zauberhafte Feenlandschaften, sind kleinteilig und bunt gestaltet. Viele verschiedene und verspielte Muster, vorrangig Tiere und Fabelwesen, fast keine Menschen. "Die passen einfach nicht in das friedliche Bild", erklärt die Künstlerin.

Ihr künstlerischer Hintergrund lässt sich in manchen Facetten erahnen. Zum Beispiel anhand der kräftigen Farben, "in der Glasmalerei habe ich gelernt, wie toll es ist, wenn die so richtig leuchten." Auch der Blick auf das Kleine, das Filigrane, Zerbrechliche ist Susanne Zuda wichtig. Auf Papier kann sie ihre Botschaft endlich transportieren. Und die lautet: "Geborgenheit, Liebe und Ruhe."

Zudas Antrieb: Die Freude an der Malerei

Besonders erfolgreich mit ihrer Kunst zu sein, war niemals Susanne Zudas Antrieb. Trotzdem gab es einen Wendepunkt in ihrer Karriere, der ihr gezeigt hat, dass ihre Kunst nicht nur ihr selbst gefällt, sondern auch anderen: ihre erste eigene Ausstellung. Die fand 2003 im Hans-Eisenmann-Haus im Nationalpark statt. "Das war ein so aufregendes, unglaubliches Ereignis für mich!" , erzählt sie, immer noch ganz überwältigt. 25 Bilder waren damals Teil der Darbietung, der Erfolg war groß. Viele Werke wurden verkauft − etwas, was die Malerin überhaupt nicht fassen konnte: "Die kennen mich doch überhaupt nicht, habe ich damals die ganze Zeit gedacht, die müssen doch überhaupt nichts kaufen!", sagt sie und lacht. Seitdem wurden ihre Bilder unter anderem in München, Deggendorf und sogar im holländischen Venlo/Tegelen gezeigt.

Bis heute ist Zuda eng mit dem Nationalpark verbunden. Im Laufe der Jahre hat sie viele Projekte umgesetzt, ihre Handschrift hinterlassen.

Das neueste Projekt ist das Kinderbuch "Die wilden 16" – Thomas Michler vom Nationalpark schrieb die Geschichte, die Illustrationen stammen von Zuda. Es ist die Fortsetzung des Buchs "Die wilden 14", das 2015 erschien. Schon damals waren die Reaktionen so positiv, dass es Susanne Zuda überraschte. Die Bücher waren schnell ausverkauft – und das, obwohl die Geschichte der im Nationalpark entdeckten Urwaldkäfer recht komplex ist, wie sie selbst sagt. Im zweiten Teil wurde die Käfergruppe um zwei Arten ergänzt, die mittlerweile ebenfalls in den Wäldern des Nationalparks entdeckt wurden. Wieder gehen die seltenen Insekten auf eine Reise, um ihre verschollenen Verwandten zu finden und treffen dabei auf verschiedenste Waldbewohner. "Dabei nehmen wir auch ein bisschen die Wissenschaftler aufs Korn", verrät Susanne Zuda mit einem Augenzwinkern.

Vom Landkreis mit dem Kulturpreis ausgezeichnet

Für ihr kunstvolles Lebenswerk wurde sie im vergangenen Jahr mit dem Kulturpreis des Landkreises Freyung-Grafenau ausgezeichnet – ausgerechnet in dem Jahr, in dem sich die Grafikerin und Illustratorin aus der Kunst zurückgezogen hatte. "Ich wollte schon absagen, ich hatte schon so lange nicht mehr gemalt!", erzählt sie. "Doch so viele haben mir gesagt, ich hätte den Preis verdient. Und als ich mir vor Augen hielt, dass ich so viele Jahre lang wirklich aktiv gemalt habe, habe ich auch selbst daran geglaubt."

Am Ende habe sie sich wahnsinnig gefreut über die Wertschätzung, die ihr ihre langjährige Wahlheimat entgegenbrachte. . "Das, was ich gemacht habe, habe ich einfach immer so gerne getan. Und ich freue mich, dass sich auch andere so darüber freuen konnten."

Florentina Czerny

•Thomas Michler, Susanne Zuda: Die wilden 16, Edition Lichtland, 48 Seiten, 16,80 Euro

•Zu begutachten sind Susanne Zudas Werke in den Kunsträumen Grenzenlos in Bayerisch Eisenstein, Bahnhofstraße 52, Mi. bis So. 11-17 Uhr.