Wanderwege im Nationalpark
Jetzt auch barrierearm: Mit dem Rollstuhl durch den Bayerischen Wald

27.09.2022 | Stand 22.09.2023, 1:12 Uhr

Der Amtschef des Bayerischen Umweltministers (links) testete den 1,6 Kilometer langen Rundweg gleich selbst. NP-Mitarbeiter Günther Sellmayer erklärte ihm die Einzelheiten.

Es ist ein Zeichen, das der Nationalpark hier gesetzt hat. Im Bereich der Diensthüttenstraße am Fuße des Rachels im Landkreis Freyung-Grafenau wurden zwei barrierearme Wanderwege geschaffen.



Am Dienstagvormittag konnte Ministerialdirektor Dr. Christian Barth, Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums, gemeinsam mit Nationalparkchef Dr. Franz Leibl und zahlreichen Gästen einen von ihnen einweihen – den 1,6 Kilometer langen Rundweg "Libelle" durch das Hochmoor "Großer Filz".

"Es ist der Nationalparkverwaltung ein großes Anliegen, dass nicht nur diejenigen einen Zugang zum Park haben, die gut zu Fuß sind", sagte Ministerialdirektor Dr. Barth. Und: "Hier werden Möglichkeiten für Menschen mit Handicap geschaffen." Wie beispielsweise auch in den beiden Nationalparkzentren, die Rollstuhlfahrer bereits ohne Probleme nutzen können.

So etwas möglich zu machen, so Dr. Barth, sei kein leichtes Unterfangen und mit viel Engagement der Nationalparkmitarbeiter verbunden. Auf einigen Wegstellen, die zuvor nicht barrierearm waren, wurden Bohlenwege gebaut, wodurch Höhenunterschiede abgeflacht wurden. Für den Blick ins Hochmoor wurde extra eine neue Aussichtsplattform errichtet, die auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen gut befahrbar ist und genügend Platz zum Wenden bietet.

Nationalpark will geführte Touren anbieten

"Die Grafiken der drei vorgesehenen Informationstafeln wurden breiter und tiefer als üblich gefräst, so dass die Umrisslinien von sehbehinderten Personen leichter ertastet werden können", heißt es in einer Mitteilung der Nationalparkverwaltung zum neuen Weg. Komplett barrierefrei wäre dieser im Übrigen erst, wenn beispielsweise Vorkehrungen an den Wegrändern zur Orientierung für Blinde angebracht wären.

Damit der neue Rundweg auch künftig gut genutzt wird, möchte Nationalparkmitarbeiter Günther Sellmayer, der selbst gehbehindert ist, künftig geführte Touren anbieten und den Teilnehmern so auch gleich einige Infos über das Hochmoor geben. "Das Schönste ist, die Natur in allen Variationen zu erleben", sagte Sellmayer, "jetzt möchte ich Führungen anbieten, damit auch Menschen mit Handicap das erleben können". Dass Sellmayer den Weg bereits gut kennt, konnten die Anwesenden auch am Dienstag bei der offiziellen Einweihung bemerken, als er mit einem der beiden Nationalpark-Rollis vorausfuhr und dabei dem Amtschef des Umweltministeriums die Einzelheiten des Rundwegs erklärte.

Landkreis steht unterstützend zur Seite

Tatkräftige Unterstützung bei der Entwicklung des Nationalparks erhält dieser vom Landkreis Freyung-Grafenau. Helga Weinberger, stellvertretende Landrätin, hatte deshalb auch gute Nachrichten im Gepäck: "Der Landkreis wird – wenn dieses Teilstück der Straße saniert wird – eine Verkehrsinsel beim Übergang einbauen." Geparkt wird bei einem Besuch des Rundweges nämlich auf dem Parkplatz Diensthüttenstraße, so dass dann die Nationalparkbasisstraße überquert werden muss.

Und nicht nur das: Der "Libelle"-Rundweg ist sogar mit der Auszeichnung "Reisen für alle" zertifiziert. Das Zertifikat überreichten am Dienstag Martine Ernst und Veronika Wellisch von der Arberland Regio GmbH an Nationalparkchef Dr. Franz Leibl. Der wiederum konnte dem heilpädagogischen Zentrum der Lebenshilfe Regen in Schweinhütt eine Kooperationsurkunde übergeben.

Für den Empfang im Anschluss an den offiziellen Teil hatte sich die Nationalparkverwaltung im Übrigen etwas ganz besonderes einfallen lassen: Neben den ganz normalen Stehtischen waren drei hölzerne kleinere Stehtische aus Holz aufgebaut worden, die auch mit dem Rollstuhl gut erreichbar sind. "Die haben unsere Mitarbeiter gemacht", sagte Dr. Franz Leibl.