Nach Feuer in Ringelai
Familienvater nach Hausbrand: „Das Schlimmste ist die Ungewissheit, wie es weitergeht“

08.02.2024 | Stand 09.02.2024, 9:18 Uhr

Lichterloh in Flammen stand das Dachgeschoss des Wohnhauses: Am Sonntagabend war der Brand ausgebrochen. Aktuell ist die Familie in einer Ferienwohnung untergebracht. − Fotos: FF Freyung

Bei einem verheerenden Brand ist ein großer Teil des Hauses von Familie Fischer am Sonntagabend in Ringelai (Landkreis Freyung-Grafenau) zerstört worden. Papa Andreas Fischer (31), seine Frau Sandra, die zwei Söhne (2 und 4) und die vier Hunde konnten sich aus dem Haus retten. Aber nun steht die Familie vor einem Scherbenhaufen und vor vielen offenen Fragen.





„Das Schlimmste ist die Ungewissheit“, sagt der 31-Jährige, der mit seiner Familie kurzfristig in einer Ferienwohnung unterkommen konnte. Aber die Fischers sind zugleich auch unendlich dankbar: „Die Hilfsbereitschaft aus dem Ort ist einfach unglaublich.“

„Ich schau gerade durchs Fenster rein. Es steht noch immer Wasser im Haus, selbst aus den Steckdosen fließt Wasser. Und es stinkt immer noch bestialisch nach Rauch.“ So schildert Andreas Fischer (31) am Donnerstagvormittag die Situation, als er vor seinem Haus in Ringelai steht, das nichts mehr mit dem Zuhause zu tun hat, das es noch vor einer Woche war. Vor fünf Tagen, am Sonntagabend, war ein Brand in dem Haus ausgebrochen. Die Familie – neben Andreas Fischer sind das noch seine Frau Sandra (33), die beiden Buben (2 und 4) und vier Hunde – konnte sich retten. Aber das Haus ist weitestgehend zerstört – und stellt die Fischers vor eine kaum aushaltbare Situation: „Wir wissen gerade nicht, wie’s weitergeht.“

„Bin Treppe rauf und hab’ schon den Qualm gesehen“

Es war der Sonntagabend gegen 20 Uhr. Die Familie hatte das Haus erst vor rund einem Jahr gekauft, im Sommer war sie eingezogen. Zwei Stockwerke waren komplett saniert worden – samt neuer Fenster, Türen, Böden, Küche. Nun stand noch das Dachgeschoss an. Papa Andreas war dort am Sonntagabend gerade am Arbeiten. Als er nach unten ins Erdgeschoss ging, um Werkzeug zu holen, bat ihn seine Frau um Unterstützung: Der zweijährige Sohn war krank. Der Papa half beim Fiebermessen und Fiebersaft geben. „Und als ich wieder nach oben gehen wollte, hab’ ich auf der Treppe schon den Qualm gesehen.“

Dann ging alles ganz schnell: Papa Andreas eilte wieder nach unten und schlug Alarm. Zusammen mit Mama Sandra und den Buben rannten sie aus dem Haus. „Auf der Straße haben wir den Leuten zugerufen, dass sie die Feuerwehr anrufen sollen.“ Die Mutter konnte mit den beiden Jungs zu Nachbarn. „Ich bin nochmal ins Haus und hab die Hunde rausgeholt“, so Andreas Fischer. Dabei hatte sich der 31-Jährige eine Rauchgasvergiftung zugezogen.

Die Feuerwehren eilten herbei. Aber es war kaum mehr was zu retten. Das Haus brannte – vor allem im oberen Bereich – aus. „Jetzt seh’ ich oben das riesige Loch im Dach“, schildert der junge Familienvater am Donnerstag weiter seine Eindrücke vom Haus. „Gerade regnet es und damit regnet’s natürlich weiter ins Haus rein.“

Was genau die Kinder von den traumatischen Momenten am Sonntagabend mitbekommen haben, sei schwer zu sagen. „Der Große hat natürlich schon einiges mitbekommen.“ Der Jüngste ist immer noch krank und fiebrig. Kein Wunder nach all dem Trubel, nach dem vielen Umziehen in den vergangenen Tagen. Zunächst war die Familie bei einer Mitarbeiterin des Ringelaier Kindergartens einquartiert. Jetzt haben sie eine Ferienwohnung im Kräuterhof Eckertsreut. Und damit kommt Andreas Fischer auch auf das zu sprechen, was ihm in all dem Drama am Wichtigsten ist: „Es ist unfassbar, wie der ganze Ort geholfen hat und weiter hilft.“

Erst vor einem halben Jahr war Familie eingezogen

Sofort nach dem Brand sei aus diversen Ecken die Unterstützung angerollt: Der Kindergarten Ringelai hatte eine Telefonzentrale für Spenden eingerichtet und selbst Kleider und Spielsachen zusammengesammelt für die Familie, eine Stall-Gemeinschaft aus Außernbrünst half, in der Gemeindeverwaltung wurde nach einer neuen Übergangsbleibe gesucht, etliche Menschen kamen einfach so auf die Familie zu und boten Hilfe an. „Jemand hat gefragt, ob wir denn für die Kinder Faschingskleidung benötigen“, erzählt Andreas Fischer. „Da ist mir erst wieder eingefallen, dass ja Fasching ist“, sagt der 31-Jährige, dessen Gedanken gerade ganz woanders sind. „Wir sind einfach nur überwältigt von all der Hilfe und möchten uns aus ganzem Herzen bedanken“, sagt er im Namen der ganzen Familie.

Derzeit sei die große Herausforderung, irgendwie den Spagat zu schaffen: Den Kindern in der fremden Ferienwohnung eine Art heimeliges Familienleben zu ermöglichen, sie nicht zu sehr die Sorgen spüren zu lassen – und auf der anderen Seite die vielen Fragen, die noch offen sind. „Wir hängen gerade total in der Luft. Die Ungewissheit ist das Schlimmste“, so Fischer.

Die Familie wisse gerade gar nicht, in welche Richtung es weiter geht: Ist das Haus noch zu retten? Sollen sie nach einer neuen Immobilie suchen? Welche Schritte sind überhaupt zu gehen nach so einem riesigen Schadenserlebnis? Welche Kosten kommen auf die Familie zu? „Unsere Kredite laufen ja alle weiter...“, skizziert der 31-Jährige den Druck, den die Familie gerade verspürt. Für Freitag hat sich die Versicherung mit einem Sachverständigen angekündigt. Von diesem Termin erhoffen sich die Fischers einiges. Der Familienvater ist aktuell von seinem Chef in einer Schönberger Firma – auch dort gebe es riesigen Rückhalt – freigestellt.

Pausenlos klingelt das Handy des 31-Jährigen. Er versucht, alles irgendwie zu koordinieren. Für die drei großen Hunde möchte die Familie derzeit beispielsweise eine vorübergehende Unterbringung finden, da es in der Ferienwohnung sonst zu eng wird.

Heute steht Termin mit Versicherung an

Was der Auslöser für den Brand war, ist derzeit noch nicht geklärt. „Ich hab’ keine Ahnung“, sagt Andreas Fischer. Die Kriminalpolizei Passau war nach dem Brand vor Ort und hat die Ermittlungen zur Brandursache übernommen. Diese sind noch nicht abgeschlossen, heißt es auf Nachfrage aus dem Polizeipräsidium. Auch die genaue Schadenshöhe stehe noch nicht fest.

Ob die Fischers etwas aus ihrem Haus retten können, ist ebenfalls noch unklar. „Man darf zwar mittlerweile wieder rein, aber gerade bei den oberen Stockwerken weiß man nicht, ob es einsturzgefährdet ist“, sagt Andreas Fischer. „Wir hatten ein, zwei persönliche Sachen vom Brandort mitgenommen und ins Auto gelegt – aber die haben wir sofort wieder rausgetan. Es stinkt einfach alles fürchterlich.“ Was ist mit Erinnerungsstücken, mit Fotoalben? „Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich ist aber alles, was wir nicht zufällig digital haben, zerstört.“

− jj