Schlinding
„Einer von uns“

08.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:01 Uhr
Olga Behringer

In der Gebetsstube der Schöpfungskapelle mit dem Bild des verstorbenen Benedikt in der Mitte begingen zahlreiche Besucherinnen und Besucher die Totenmesse. −Foto: Behringer

„Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh, mit mancherlei Beschwerden, der ewigen Heimat zu!“, so tönte es aus der „Schöpfungs-Barmherzigkeits und Papst-Benedikt XVI-Kapelle mit Brunnen“ in Schlinding, als die Totenmesse für den verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI. würdevoll begangen wurde.

Als am Vormittag des 5. Januars die katholische Kirche in Rom Abschied von Benedikt XVI. nahm, wurden in vielen Pfarrgemeinden Totenmessen für den früheren Pontifex gefeiert. In Schlinding wurde das Requiem von Pater Ambrosius Obermeier in Konzelebration mit Pfarrvikar Dr. Sijil Muttikkal gefeiert – unterstützt wurden sie von Peter Ritzinger an der E-Orgel und Mesner Richard Schafhauser.

Viele Besucher, darunter die Rom-Bulldog-Wallfahrer Bistum Passau, strömten in die „Gebetsstube“ um „ihrem Benedikt“ die letzte Ehre zu erweisen, die Andreas Bauer, Vorsitzender der Kapellen-Erbauer aufs Herzlichste begrüßte. Eine Besonderheit geschah dazu, als sich nach einem Regenschauer die Sonne kurz zeigte und während der Messe ein Regenbogen über der Papstkapelle zu sehen war.

Benedikt XVI. war stets heimatverbunden

Zelebrant Pater Ambrosius Obermeier verglich den Jünger Simon Petrus mit dem verstorbenen Benedikt, dessen Begegnung mit Jesus sein Leben komplett verändert habe. In Anerkennung würdigte Obermeier die Verdienste um die Kirche von Benedikt, dem vielsagenden Theologen und Theoretiker, der als Papst stets heimatverbunden und „einer von uns“ geblieben sei. „Sein theologisches Vermächtnis mit so viel Tiefe, wo es um etwas existenzielles, um die Grundfesten des Glaubens geht, wird noch viele Theologen beschäftigen!“, sagte der Zelebrant und erinnerte, dass der Rücktritt aus dem Pontifikat damals von manchen als Zeichen von Schwäche betrachtet wurde. „Aber gerade die Schwäche und deren Anerkenntnis will zeigen, dass Einer größer ist. Das war die Größe seiner Theologie: Grenzen setzen, aber auch loslassen können, um Raum zu schaffen für die Barmherzigkeit Gottes“, so Obermeier, der einen Vergleich mit dem Menschen aufzeigte, der sich selber auch nicht am eigenen Schopf aus der Tiefe ziehen könne. „Möge Benedikt XVI. unmittelbar das Herz Gottes erfahren, das nie aufhört uns zu lieben und möge er hineinschreiten in das Grenzenlose und das Geborgensein in der Liebe Gottes!“

Papst-Benedikt-XVI.-Kapelle durchgehend geöffnet

Die „Schöpfungskapelle, Barmherzigkeitskapelle, Papst-Benedikt XVI.-Kapelle mit Brunnen“ mit Fahnen auf Halbmast ist durchgehend Tag und Nacht geöffnet, damit Benedikt-Anhänger jederzeit in seiner Kapelle für ihn beten können. Im Anschluss an das Requiem wurden schöne Erinnerungen von der Bulldog-Wallfahrt ausgetauscht und Andreas Bauer berichtete von den vielen Briefen der Kapellenerbauer mit dem früheren Pontifex. Eine Besonderheit ist zudem die Webcam hinter dem Kruzifix, welche die Bulldog-Wallfahrer als Erbauer der weithin sichtbaren Schöpfungskapelle zum 93. Geburtstag als Geschenk für das Oberhaupt der katholischen Kirche installieren ließen. So konnte Benedikt XVI. von Rom aus jederzeit einen Blick in „seine“ Kapelle werfen. Für Bauer und für alle, die beim Bau der Schöpfungskapelle mitgewirkt haben, ist Benedikt „einer von uns“. Zudem sei man von der zukunftswichtigen Weitsichtigkeit des früheren Pontifex beeindruckt, welche er im Buch über die Zukunft der Erde „Wir müssen anders leben, damit die Schöpfung überleben kann“, erkannte. So wollte man mit dem Beinamen „Schöpfungskapelle“ auch eine Ehre an die Schöpfung kundtun.

Eine kleine Delegation aus Schlinding war am Samstag zudem beim Pontifikalrequiem für den verstorbenen Diener Gottes im Hohen Dom zu Passau dabei.