Weltcup-Riesenslalom in Adelboden
„Eine tolle Leistung“ – Stockinger holt erstmals Weltcuppunkte und bekommt Lob von Neureuther

07.01.2024 | Stand 07.01.2024, 11:04 Uhr
Jonas Kraus

Mit Startnummer 55 unter die Top 30: Jonas Stockinger in Adelboden. In die Weltcuppunkte schaffte es außer dem Bayerwäldler kein anderer Fahrer mit solch einer hohen Startnummer. − Foto: Imago Images


Beim Ski-Weltcup in Adelboden trotzt der Bayerwaldler Jonas Stockinger seinen Rückenschmerzen und fährt auf Platz 28.

Als Jonas Stockinger nach dem zweiten Durchgang des Riesenslaloms im Hexenkessel von Adelboden zum Stehen kam, fasste er sich erstmal an den Rücken und schüttelte dann leicht den Kopf. Dabei hätte er eigentlich allen Grund zum Jubeln gehabt, denn der 24-Jährige vom SC Herzogsreut hat gerade nicht weniger als den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere eingefahren. In seinem vierten Weltcuprennen erreichte er erstmals den zweiten Durchgang, bei schwierigen Bedingungen kam er am Ende auf Platz 28 und holte seine ersten drei Punkte in der Eliteklasse der Skifahrer.

„Im zweiten Durchgang war es schwierig“, sagte Stockinger hinterher, als ihn die Heimatzeitung bei der Heimfahrt im Auto erreicht. Es war warm geworden in der Schweiz, der feuchte Schnee klebte auf der Skibrille fest, im oberen Teil der verkürzten Strecke hing der Nebel. „Man hat nach drei Toren fast nichts mehr gesehen“, sagte er.
Dazu bereitete Stockinger mal wieder der Rücken Probleme. Eine Entzündung hat sich beim Alpin-Ass festgesetzt. „Im ersten Durchgang hatte ich es ganz gut im Griff, im zweiten habe ich es dann schon ordentlich gemerkt.“

Auf der Piste war vor allem im ersten Lauf von Stockingers Problemen wenig zu sehen. Mit Startnummer 55 startete er in den ersten Durchgang, legte ein saubere Fahrt hin, meisterte auch den steilen Zielhang und qualifizierte sich für das Finale der besten 30. Kein anderer schaffte dieses Kunststück am Samstag mit einer solch hohen Startnummer.
„Eine tolle Leistung“, sagte TV-Experte Felix Neureuther in der ARD, der vor zehn Jahren den Weltcup in Adelboden gewonnen hat. Im zweiten Durchgang fuhr Stockinger dann etwas defensiver. „Ich hab vielleicht wegen des Rückens etwas rausgenommen“, meinte er hinterher.

Dennoch war er hinterher begeistert. Adelboden ist einer der stimmungsvollsten Orte im Ski-Weltcup, die Schweizer feierten vor allem ihren Sieger Marco Odermatt, feuerten aber auch die anderen Skirennfahrer an. „Man hört die Fans auch oben am Start“, schwärmte Stockinger. „Das ist nochmal next level.“ Neureuther sagte: „Gratulation lieber Jonas, schön dass du das erleben darfst.“

Dabei sollen aus Stockingers Sicht natürlich noch viele solcher Erlebnisse dazukommen. „Das war eine super Atmosphäre, das kann man mit nichts vergleichen“, sagte er. „Aber meine Weltcupkarriere ist ja noch nicht so lang. Ich hoffe, sie geht noch lang. Das macht auf jeden Fall Bock.“ In seinen ersten drei Weltcups tat er sich schwer und kam kaum in Fahren. Zuletzt aber zeigte er sich bei den Europacups stark verbessert. „Ich wusste, dass ich gut drauf bin“, sagte Stockinger über die Rennen in Adelboden. „Vielleicht wäre sogar noch mehr drin gewesen.“

Der 24-Jährige wird sicher bald Gelegenheit haben, zu beweisen, was für ihn noch alles drin ist. Zunächst aber will sich Stockinger um seinen lädierten Rücken kümmern, der auch in den vergangenen Tagen schon wieder intensiv behandelt wurde. Dann bereitet er sich auf die kommenden Aufgaben im Europacup vor – und dann wartet mit ziemlicher Sicherheit bald der nächste Auftritt im Weltcup. Am Samstag landeten mit Fabian Gratz auf Platz 26 und Parallel-Weltmeister Alex Schmid als Zehnter nur zwei DSV-Athleten vor Stockinger. Der Bayerwaldler vom SC Herzogsreut hat eine Duftmarke gesetzt und deutlich gemacht, dass er seinen Platz im Weltcup-Team verdient hat.