Dingolfing-Landau
"Wir waren Pioniere der Landschaftspflege"

Heinrich Trapp leitet zum letzten Mal Verbandssitzung des Landschaftspflegeverbandes – Nachfolger ist Landrat Werner Bumeder

06.10.2021 | Stand 20.09.2023, 2:52 Uhr
Christian Melis

Präsente zum Abschied: Landrat Werner Bumeder, neuer Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes (v.l.), der scheidende Vorsitzende Heinrich Trapp und Geschäftsführer Dr. Jochen Späth. −Foto: C. Melis

Zum letzten Mal hat Altlandrat Trapp als Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes (LPV) eine Sitzung geleitet, zum 29. Mal. Bei dem Treffen am Dienstagabend im großen Sitzungssaal wurde er mit Dankesworten und Präsenten verabschiedet. Nachfolger ist Landrat Werner Bumeder, der mit 25 Stimmen als Nachfolger gewählt wurde. Er bedankte sich für das Vertrauen, das das einstimmige Votum für ihn bedeute. Diesmal dauerte die Sitzung etwas länger als sonst: Bedingt durch die Pandemie wurden zwei Geschäftsberichte verabschiedet.

Die Zahlen blieben im Bereich des Erwarteten. Geschäftsführer Jochen Späth erläuterte die Einnahmen und Ausgaben und damit die größten Abweichungen bei den Planzahlen. Im Jahr 2019 schloss der Haushalt mit rund 574453 Euro bei den Einnahmen und Ausgaben ab, im Jahr 2020 mit 856212 Euro. 172 Naturschutzprojekte wurden 2019 im Landkreis durchgeführt, was einer Investition von rund 386000 Euro gleich kam.

Erstmalig wurden in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Mitgliedern von Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz die Äcker von Landwirten in Bezug auf die gezielten Kiebitz-Schutzmaßnahmen im Wallersdorfer und Königsauer Moos begutachtet. Doch auch durch die Neuanschaffung artenreicher Lebensräume wie Wiesen-Ansaaten mittels Mähgut von artenreichen Spenderwiesen bereichert der Landschaftspflegeverband nun das Bild des Landkreises, hieß es.

Späth zeigte einen Film über eine Maschinenvorführung 2019. Die Doppelmesser-Mahd ist für die Biodiversität ein glatter Vorteil, dabei handelt es sich um eine Technik, die früher sehr verbreitet war.

Über 250 Projekte in zwei Jahren

Im vergangenen Jahr waren es schließlich 183 Naturschutzprojekte im Landkreis, eine Investition von 583000 Euro. Hauptsächlich war dies die Pflege ökologisch wertvoller Lebensräume. Schwerpunkte waren die Naturschutz- und Vogelschutzgebiete sowie die "Bayern Netz"-Naturgebiete, für deren guten Zustand und optimale Arten-Ausstattung der Landkreis eine bayernweite Verantwortung trage, wie unterstrichen wurde. Mit dem Projekt "WiesenReiche" beteiligt sich der LPV seit 2020 an der Biodiversitätsstrategie des Landkreises.

Über das Projekt "WiesenReiche" berichtete Jessica Rossow bei ihrer Vorstellung. Es geht um die Beratung und Sensibilisierung von Gemeinden mit ihren Bauhof- und Verwaltungsmitarbeitern, aber auch von Landwirten und Privatpersonen. So soll eine nachhaltige, naturschonende und die Artenvielfalt fördernde Pflege erreicht werden, unterstrich sie. Hierdurch werden aus oft noch artenarmen Flächen dauerhafte, artenreiche Lebensräume für Pflanzen und Tiere entwickelt, so die Biologin des LPV.

Gefördert wird zum Beispiel die Artenvielfalt an Kreisstraßen-Böschungen durch ein verändertes Mahd-Management durch den Bauhof. Maßnahmen sind Mähen mit Abtransport statt Mulchen, Mahd mit dem Handbalkenmäher, an das Artvorkommen angepasste Mähzeitpunkte oder die Belassung von Altgrasstreifen.

An den Beispielen im Markt Reisbach und in der Gemeinde Marklkofen zeigte sie die Beratung der Kommunen im einzelnen auf. In Mamming werden die Landwirte beraten. Sie bewirtschaften teils sehr wertvolle Kommunalflächen mit Ameisenbläuling und Pyramidenorchidee. Seltene Arten können auch außerhalb der Schutzgebiete Populationen aufbauen, wurde festgestellt.

Landschaftsarchitekt Jonas Petschko ging bei seiner Vorstellung auch auf die Verschiebung der Mähzeiten und die Verbesserung des Lebensraumes durch Gehölzmaßnahmen ein. So wird unter anderem Lebensraum für den Großen Brachvogel geschaffen. Michael Stadler berichtete unter anderem von Maßnahmen im Vilstal, die Abwicklung von Pflegemaßnahmen und Fördermaßnahmen, unter anderem auch für Streuobstwiesen.

"Da steckt viel Herzblut drin"

"Wir waren Pioniere in der Landschaftspflege," sagte Landrat Werner Bumeder in seinen Dankesworten an den scheidenden Vorsitzenden Heinrich Trapp, "da steckt viel Herzblut drin", betonte er. Trapp habe sich mit dem Königsauer Moos gar bis zurück ins 17. Jahrhundert beschäftigt. Die Interessen des Landkreises, der Gemeinden und den Interessengruppen werde durch den LPV zusammengeführt. Er erinnere sich noch, als einst Landwirte und Naturschützer zusammengebracht wurden, da waren die Diskussionen hitziger. Heute gebe es ein viel besseres Miteinander.

"Von Herzen" bedankte sich Geschäftsführer Späth bei Trapp. Die Projekte des LPV seien auch deshalb erfolgreich, "weil wir mit allen an der Umsetzung Beteiligten immer sehr kompetente und kooperativer Partner an unserer Seite hatten." Zum Abschied gab es einen gesammelten Band mit Presseartikeln von der Arbeit des LPB und ein "Blumenbuch", oder wie Späth sagte: "Zum Ausgleich des Aktenstudiums, wenn Sie nach frischer Luft dürstet." Dann kann der Altlandrat die heimische Natur intensiv erleben und erfahren.

Neben der Wahl des neuen Vorsitzenden wurde auch der Posten als Kassier vergeben. Einstimmig gewählt wurde hier Peter Eisgruber-Rauscher als Nachfolger von Markus Baierl.