Landau
Traurige Nachricht: Siegfried Pyka ist gestorben

Der langjährige Direktor des Gymnasiums Landau ist verstorben – Er führte die Schule zur Blüte

14.06.2021 | Stand 22.09.2023, 2:07 Uhr

Siegfried Pykahat 16 Jahre lang als Direktor das Landauer Gymnasium geleitet, hier errichtete er die Sternwarte. Auch in seinem Ruhestand widmete er sich seinem Hobby Astronomie. Am vergangenen Freitag ist er verstorben. −Foto: Archiv Manuel Birgmann

Den Kopf hatte er gerne in den Sternen. Seine Füße jedoch standen stets fest am Boden. Nun ist Siegfried Pyka selber ein Teil seiner geliebten und von ihm stetig erforschten Sterne geworden. Am 11. Juni ist der langjährige Direktor des Gymnasiums Landau gestorben. Am 21. Oktober wäre er 80 Jahre alt geworden. Zuletzt lebte er mit seiner Frau Dorothea in Vilsbiburg.

Zum Start des Schuljahres 1989 kam Siegfried Pyka als Direktor an das Gymnasium Landau. Er trat in die Fußstapfen von Oberstudiendirektor Otto Prenitzer, die für ihn nicht zu groß waren. Der leidenschaftliche Mathematiker und Physiker zog mit seiner Familie nach Landau und fremdelte keine Sekunde mit der Schule. Und seine Schule fremdelte nicht mit ihm. Ob Schüler oder Kollegen – schnell schloss jeder den durchaus temperamentvollen, aber dennoch stets ausgeglichenen Schulleiter ins Herz.

Bei Siegfried Pyka stand nie die Karriere im Vordergrund. Sondern immer der Mensch. Und ganz besonders der Schüler. Der gebürtige Schlesier hielt einen Unterricht, der es auch Kindern und Jugendlichen, die nicht so fit in Naturwissenschaften waren, mitkamen. Das war ihm wichtig: Den Spaß an der Mathematik und der Physik zu vermitteln und den Stoff zu erklären, so, dass jeder ihn verstand. Schrieb eines seiner Schützlinge eine schlechte Note, so machte das Pyka selber ganz unglücklich. Nicht selten setzte er sich trotz vollen Schulleiter-Terminkalenders noch mit einem Schüler hin und erklärte ihm seine Lieblingsfächer.

Pyka war auch als Ratgeber sehr gefragt. Für die Eltern hatte er immer ein offenes Ohr. Sein Kollegium führte er partnerschaftlich und wurde dennoch als Autorität voll und ganz anerkannt.

Vielen damaligen Schülern wird vor allem eines in Erinnerung bleiben: Der Morgen am Gymnasium Landau. Tag für Tag stand der Direktor höchstpersönlich in der Aula, um die Schüler zu begrüßen. Das tat er auch, um diejenigen mit sanfter Strenge zu rüffeln, die einige Minuten zu spät kamen. Er tat es mit strafendem Blick auf die Uhr und einigen mahnenden Worten. Für die Zuspätkommer gab es kein Entrinnen: Die Fluchtwege morgens waren blockiert, an "Herrn Pyka", wie ihn alle respektvoll nannten, führte kein Weg vorbei. Und er war da. Täglich.

Überhaupt war er allgegenwärtig in der Schule. Egal, zu welcher Tageszeit man das Gymnasium betrat, das "sein" Gymnasium wurde – man traf ihn an. Stets Licht in seinem Büro, stets die Türe offen für die Anliegen von Schülern, Eltern, Kollegen. Ungeduldig wurde er selten, aber es konnte doch auch mal vorkommen. Auch er war nur ein Mensch. Nur eines war bei ihm nie so richtig zu bändigen: Seine Haarpracht. Die Sturmfrisur gehörte zu ihm wie sein freundliches Lächeln. Bei Schwierigkeiten raufte er sich zudem gern die Haare. Gekleidet war er liebend gerne in Rollkragenpullover in gedeckten Farben, über die er bei festlicheren Gelegenheiten ein Sakko zog.

Eigentlich hätte er dazu auch noch einen Bauhelm gebraucht. Denn in seiner Ära wurde das Gymnasium von Grund auf erneuert, modernisiert, erweitert. Es hat sich fast verdoppelt. Das liegt auch daran, dass immer mehr Platz nötig wurde. Unter seiner Regie florierte nämlich die Schule, und die Schülerzahlen kletterten über die magische Grenze von 1000 Schülern. Viel mehr Raum war nötig, eine neue Turnhalle, Räume für die Mittagsbetreuung.

Und Pyka erfüllte sich auch einen eigenen Wunsch: Er errichtete die berühmte Sternwarte des Gymnasiums. Dort schaute er nicht nur mit den Schülern, die sein geliebtes Fach Astronomie belegten, in den Himmel, sondern auch mit vielen Gästen. Es mag sein Lieblingsplatz in der Schule gewesen sein.

Noch so verwachsen mit der Schule, hat Siegfried Pyka dennoch eines gekonnt: Loslassen. Im Jahr 2005 ging er im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand – nach 16 Jahren an der Spitze des Gymnasiums. Mehr Zeit, um in die Sterne zu gucken, Science Fiction zu lesen und selber zu schreiben und mit der Frau zu reisen, gerne nach Kanada. Mehr Zeit für die Familie. So war der Plan. So hat er ihn umgesetzt.

Nun hat das Universum, in das er so oft geblickt hat, ihn zu sich gerufen. Um ihn trauern die Ehefrau und drei erwachsene Kinder. Geboren wurde Pyka in Tarnau in Schlesien. Er musste zusammen mit seiner Familie 1945 aus seiner Heimat flüchten. Die Familie kam zunächst nach Niedersachsen, 1949 dann in München. In der Landeshauptstadt machte er sein Abitur und studierte dort seine Lieblingsfächer: Mathematik und Physik. Nach seiner Zeit als Referendar in Würzburg und Nürnberg kam er an eine Schule in der Nähe von Augsburg. Danach verschlug es ihn nach Vilsbiburg als Kollegstufenleiter, bevor der Ruf nach Landau kam.

Nach Vilsbiburg ging er im Ruhestand auch wieder zurück. Und doch war ihm auch Landau eine echte Heimat. Vor allem "sein" Gymnasium und die Schüler, für die er tagtäglich sein Bestes gab.