Landau
Marktschwärmer-Aktion in Landau: Erfolgreicher Auftakt

19.06.2020 | Stand 19.09.2023, 21:50 Uhr

Haben am ersten Marktschwärmer-Markt im Landauer Bahnhof teilgenommen: Anna-Katharina Funck (v.l.), Jürgen Funck und Lisa Funck. −Foto: Muhr

Das Marktschwärmer-Projekt, das Sebastian Binder und Philipp Hreczuch in Landau verwirklicht haben, hat am Donnerstagabend im Bahnhof Premiere gefeiert. Mit dem Ergebnis sind sie zufrieden, der Absatz war da. Kommenden Donnerstag findet der nächste Markt statt.

15 Erzeuger sind an dem "modernen Bauernmarkt" beteiligt, teilt Philipp Hreczuch mit. Zwei potenzielle Neuzugänge haben ebenfalls Interesse bekundet. Insgesamt seien etwa 65 Bestellungen eingegangen, so Hreczuch. Drei Kunden hätten ihre Bestellung nicht abgeholt, was aber vermutlich der langen Vorlaufzeit geschuldet sein dürfe: Sie hätten es vermutlich einfach vergessen. "Die Resonanz von den Abnehmern und den Erzeugern war sehr gut, alles ist reibungslos abgelaufgen", zieht Philipp Hreczuch Bilanz.

Bevor es losging, hatten schon mehrere Erzeuger ihre Stände aufgebaut. "Es ist das erste Mal. Mal schauen, wie’s läuft", sagte Jürgen Funck vom Geflügelhof Funck aus Wallersdorf. Er war mit seiner Frau Lisa und Tochter Anna-Katharina mit einem Stand vertreten. "Wir hoffen auf das Beste. Mit so etwas hätte keiner gerechnet", sagt seine Frau. Auch Franz und Sylvia Ittlinger von Ittlingers Hofladen aus Otzing verkauften Waren. "Initiiert hat es unser Sohn Matthias. Jetzt liegt es in der Hand der Kunden, wie gut es läuft", sagte Franz Ittlinger.

Kurz zum Konzept: Die Marktschwärmer-Aktion kommt aus Frankreich und ist dort 2011 als eine Idee der Online-Direktvermarktung entstanden. Im Herbst 2014 wurde das Projekt auch in Deutschland bekannt und umgesetzt. Sebastian Binder (26) ist ein gebürtiger Landauer und arbeitet in München im IT-Bereich. Er hatte die Jahre zuvor bereits die Entwicklungen in der Umweltpolitik verfolgt. Selbst kauft Binder nachhaltig ein, setzt auf regionale Produkte statt auf Discounter-Stangenware. Doch mit dem individuellen Einkaufsverhalten war es für ihn nicht getan: Er wollte "noch etwas weiteres Sinnvolles" neben seiner Arbeit im IT-Bereich machen. Da stieß er auf die Marktschwärmer Idee.

Seinen Kollegen Philipp Hreczuch aus Niederhöcking, ebenfalls 26, kennt er vom SSC Landau. Hreczuch war begeistert von der Idee und stieg mit ein. Nachdem die beiden persönlich bei Bauern angefragt und 15 Landwirte und regionale Vermarkter gefunden hatten, begann die Vorbereitung für die Auftaktveranstaltung des Bauernmarktes auf Abruf.

Das Prinzip funktioniert so: Von Donnerstag bis Dienstag können sich Interessierte durch einen Online-Shop klicken, dort die angebotenen Lebensmittel ansehen und die gewünschte Ware in den digitalen Einkaufwagen legen. Dieser wird dann zum Ende des Einkaufs bezahlt und bestellt. Die Erzeuger erhalten die Bestellung, packen die Ware ab und überreichen sie am Donnerstagabend ab 18 Uhr direkt dem Kunden. Dafür bauen sie ihre Stände im Landauer Bahnhof auf. Die Räumlichkeiten stellt Peter Osterkorn zur Verfügung.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Nähe zwischen Erzeuger und Kunde ist gegeben, es findet beim Abholen der Waren ein Direktkontakt statt. Es wird nur so viel mitgebracht und verkauft, wie auch tatsächlich bestellt wird, somit bleibt keine oder nur kaum Ware übrig und nichts muss weggeworfen werden. Auch die Regionalität der Produkte ist gegeben: Die durchschnittliche Entfernung der Erzeuger liegt bei 19 Kilometern. Aber Philipp Hreczuch gibt zu bedenken: "Wenn die Kunden nicht zusammenhalten, wenn das Angebot nicht genutzt wird, brechen auch die Erzeuger weg. Dann gibt es den Markt nicht mehr".