Landau/Reisbach
Langohr allein in der Stadt unterwegs

Polizei findet streunendes Kaninchen vor der Wache – Besitzer hat sich noch nicht gemeldet

03.05.2021 | Stand 25.10.2023, 10:49 Uhr

Ein Gesicht zum Verlieben hat dieses Fundkaninchen. Entdeckt haben es zwei Beamte der Landauer Polizei – mitten im Stadtzentrum auf dem Parkplatz vor der Wache. −Foto: Wojahn

Einen Hasen sieht man in ländlichen Gebieten öfter. In der Regel handelt es sich dann um einen Feldhasen, der über eine Wiese oder auch mal eine Straße hoppelt. Mitten im dicht bebauten Stadtzentrum trifft man die Langohren dagegen weniger an – und schon gar kein schwarz-weißes Zwergkaninchen. So eines hat sich vergangene Woche in Landau verirrt und sich dabei quasi an den Freund und Helfer gewandt: die Polizei. Denn auf dem Parkplatz vor der Landauer Inspektion haben zwei Beamte das verschreckte Kaninchen entdeckt und zum Wohl des Tieres kurzerhand "festgenommen".

Polizeihauptkommissar Ulrich Schmidhuber und sein Kollege Polizeihauptmeister Klaus Nissler haben den Zwergwidder gefunden. "Er ist ziemlich verstört auf dem Parkplatz herumgehoppelt", erinnert sich Ulrich Schmidhuber. Zusammen mit seinem Kollegen machte sich der Beamte also daran, das Kaninchen einzufangen – auf offener Flur und ohne Hilfsmittel keine leichte Aufgabe, wie Ulrich Schmidhuber bestätigt. "Da musste man auf jeden Fall zu zweit sein", sagt er.

Am Ende gelang es den beiden Polizisten aber recht flott, das Häschen einzufangen. Das Tier mit dem schwarz-weißen Fell und den Schlappohren wurde kurzerhand "Hoppel" getauft und auf die Polizeiwache gebracht, wo es erst einmal mit Wasser versorgt wurde. "Da hat er sich dann auch schnell beruhigt und ist rumgehoppelt", erzählt Ulrich Schmidhuber. Mit herumstreunenden Tieren werde die Polizei immer mal wieder konfrontiert. Das seien aber fast immer Hunde, die mit Hilfe des jeweiligen Bauhofs vor Ort eingefangen würden. "Ein Hase ist die absolute Ausnahme", betont der Polizeihauptkommissar.

Das gab wohl auch den Ausschlag für ein Gedicht, das das Polizeipräsidium Niederbayern auf seiner Facebookseite mit einem Foto von Polizeihauptmeister Klaus Nissler mit Hoppel im Arm veröffentlichte. Verfasst hat die kreativen Reime ein für Social Media zuständiger Kollege, wie Ulrich Schmidhuber erklärt. Der flauschige Gast war bei den Beamten also gern gesehen und auch Hoppel hat sich in der Landauer Wache offenbar nicht unwohl gefühlt. Ein Polizei-Kaninchen werden war dann aber doch nicht drin. "Wir haben den Tierschutzverein angerufen, die haben ihn ins Tierheim Passbrunn gebracht", so Schmidhuber.

Dort wartet Hoppel nach wie vor auf seinen Besitzer. "Bislang hat sich niemand gemeldet", sagt Tierheimleiterin Ilona Wojahn. Dem Kaninchen gehe es aber gut. "Er frisst und hoppelt", freut sich die Leiterin. Zu Artgenossen darf er noch nicht, denn aktuell warte man auf das Ergebnis der Kotproben, um sicherzugehen, dass Hoppel keine schädlichen Darmbakterien mitbringt. Anschließend werde er gegen typische Kaninchenkrankheiten geimpft und kastriert. "Er hat aber Sichtkontakt zu den anderen durch eine Scheibe", betont Ilona Wojahn.

Hoppel ist ein Zwergwidder – erkennbar an seinen Schlappohren – und vermutlich im besten Kaninchenalter. Sobald er sich von den anfallenden Maßnahmen erholt hat, stehe er auch zur Vermittlung bereit. Ilona Wojahn betont aber, dass Besitzer bis sechs Monate nach der Vermittlung das Recht haben, das Tier vom neuen Halter zurückzuholen – allerdings müssen sie dann auch alle Kosten tragen, die in diesem Zeitraum angefallen sind. "In der Regel passiert sowas also nicht", so Wojahn.

Wer auf der Homepage des Tierheims Passbrunn die Liste der Fundtiere hinunter scrollt, findet aktuell um die 20 bis 30 Einträge. Das sei aber nicht viel, sagt die Tierheimleiterin. "Wir haben im Jahr ein paar hundert Fundtiere."