Dingolfing-Landau
Hilfeschrei der Pflegekräfte

Nach dem 15. März sollen Ungeimpfte nicht mehr arbeiten dürfen – Sieben betroffene Frauen erklären ihre Befürchtungen

25.01.2022 | Stand 21.09.2023, 23:26 Uhr

Viel Geld soll in die neuen OP-Säle im Krankenhaus in Dingolfing investiert werden. Ob nach Einführung der Impfpflicht noch genügend Ärzte und Pflegekräfte vorhanden sind, stellen sieben Frauen in Pflegeberufen in Frage. −Foto: Donauisar Klinikum

"Mir bricht meine gesamte Gesundheitsversorgung weg. Mein Hausarzt, mein Physio, mein Zahnarzt, meine Heilpraktikerin und wenn’s dumm läuft auch noch ein paar Abteilungen im Krankenhaus." Das sagt eine Arzthelferin, die glaubt, dass nach dem 15. März im Landkreis nichts mehr so sein wird wie vorher. Wenn die einrichtungsbezogene Impfpflicht kommt, dann sieht sie schwarz für Dingolfing-Landau.

Vor einer Woche hat die Heimatzeitung die Stellung der Krankenhäuser, Einrichtungen und Pflegedienste zur Impfpflicht veröffentlicht. Daraufhin haben sich Betroffene in der Redaktion gemeldet. Sieben Frauen möchten, dass auf ihre Situation aufmerksam gemacht wird, dass die Menschen erfahren, welche Auswirkungen die Impfpflicht haben wird. Sie möchten alle gerne weiterarbeiten und hoffen auch, dass das möglich sein wird.

Eine Hebamme erzählt, dass sie vor kurzem ihre Grundschullehrerin getroffen hat. Diese wusste noch, dass sie als Kind ins Poesiealbum geschrieben hatte, dass sie Hebamme werden möchte. "Das war in mir drin, dass ich das machen muss", sagt sie. Wenn sie erzählt, wie schön die Arbeit mit den werdenden Müttern, welch Wunder eine Geburt ist, treibt es ihr vor Rührung ein paar Tränen in die Augen. "Ich will unbedingt weitermachen", sagt sie gerührt und geht deshalb an die Öffentlichkeit.

Alle kennen das Risiko einer Corona-Ansteckung

Hebammen, Arzthelferinnen, Krankenschwestern, medizinisches Fachpersonal – die sieben Frauen decken ein breites Spektrum der Gesundheitsversorgung im Landkreis ab. Seit über 40 Jahren arbeitet eine Frau in ihrem Pflegeberuf. "Ich hatte Corona mit schwerem Verlauf", berichtet sie. Wenn sie dann höre, sie sei eine Corona-Leugnerin, kann sie nur lächeln. "Ich kenne keinen, der die Krankheit leugnet", sagt sie. Gerade in ihrem Beruf kenne man sehr wohl die Risiken der Krankheit, erlebe, wie Menschen schwer erkranken und auch sterben. Schutz, Desinfektion, Testen gehört zum Alltag. Dann wäre doch eine Impfung die Lösung? "Nein, ist es nicht. Schauen Sie in die Krankenhäuser. Auf den Stationen landen die Impfnebenwirkungen." Diese Aussage wird von Krankenhäusern nicht bestätigt. Überhaupt gibt es nur sehr wenige anerkannte Impfschäden.

Eine andere Frau glaubt, den Grund dafür zu kennen. Sie habe nach großem Druck mit ihrer Einstellung zur Impfung gehadert. Ihr Mann habe sich wegen schwerer Nachteile im Beruf doch für die Impfung entschieden. Dann bekam er ein Taubheitsgefühl an der Einstichstelle, Schmerzen in der Brust und vor allem in der Herzgegend. Im Krankenhaus wurde ein Herzinfarkt des 32-jährigen Mannes festgestellt. Der Hausarzt meldete den Impfschaden ans Paul-Ehrlich-Institut, das Krankenhaus habe diese Meldung verweigert.

Mann reagiert auf Impfung: "Ich lasse mich sicher nicht mehr impfen"

Der Mann ist immer noch im Krankenstand. "Ich lasse mich jetzt ganz sicher nicht mehr impfen", sagt sie. Was sie nicht versteht: Zu der Zeit gab es eine Inzidenz von über 1000, Patienten wurden über das Kleeblatt-System in ganz Europa verteilt, ihr Mann lag jedoch alleine in einem Vierbettzimmer. Es ist nach den Daten des Intensivregisters so, dass im Rettungszweckverband Landshut, zu dem auch Dingolfing-Landau gehört, die Zahl der Intensivbetten seit Pandemiebeginn um die Hälfte reduziert worden ist.
"Ich bin leicht zu ersetzen", sagt eine Arzthelferin. Mit Blick auf ihre Kolleginnen entrüstet sie sich: "Sollen die an der Kasse sitzen – mit so einer Qualität?" Dass sie so einfach zu ersetzen sein wird, ist zudem zweifelhaft. Die Frauen erzählen von Arztpraxen, in denen der Arzt ungeimpft ist und es bleiben will oder von einer Zahnarztpraxis, in der vier Angestellte ungeimpft sind. "Diese Impfpflicht stellt alles in Frage", sind sie überzeugt. "Und sie widerspricht komplett dem Grundgesetz", erklärt eine Krankenschwester mit Verweis auf Artikel 19. "Das Gesetz muss allgemein und nicht nur für den Einzelfall gelten. In keinem Fall darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden", zitiert sie.

Eine einrichtungsbezogene Impfpflicht lässt sich mit dem Grundgesetz nicht in Einklang bringen, ist ihr Rechtsanwalt überzeugt, der ihr geraten hat vorzusorgen – für einen Prozess. Sollte es tatsächlich nach dem 15. März zu einer Kündigung kommen, vertraut sie darauf, dass Gesundheitsamt und ihr Arbeitgeber erheblichen Ärger erhalten werden, weil sie nicht vernünftig informiert wurde. Sie zeigt einen Fragenkatalog, den sie verschickt hatte. Sie bekam ihn unbeantwortet, aber mit Eingangsstempel zurück. "So geht man nicht mit den Leuten um", stellt sie klar.

"Wir gehen bisher von 90 Prozent Geimpften bei den Ärzten und 80 Prozent bei den Pflegekräften aus", erklärt Pressesprecher Jürgen Stern vom Donauisar Klinikum. "Ob sich ein Verlust an Mitarbeitern ergibt, kann ich bisher nicht abschätzen. Ich hoffe aber, dass es dazu nicht kommen muss", erklärte Landrat Werner Bumeder auf Nachfrage seine Sicht auf die Impfpflicht.

"Von uns wird keine von selber kündigen"

Pressesprecher Jürgen Stern glaubt nicht, dass ein großes Problem auftauchen wird: "Bisher hat eine Person eine Stelle nicht angenommen und eine andere hat eine Kündigung angedroht. Eventuelle Auswirkungen können wir erst absehen, wenn uns die genauen Zahlen vorliegen." Das bestätigen die sieben Frauen: "Von uns wird keine von selber kündigen, schon gar nicht vor dem 15. März."

Im Krankenhaus und in den Arztpraxen seien alle Ungeimpften einem Druck ausgesetzt. "Es geht doch nur miteinander", was da derzeit passiere, sei "völlig verrückt", sagt eine Frau, die freiberuflich arbeitet und daher ab Mitte März auch nicht mit einem Arbeitslosengeld rechnen kann. "Das ist meine Berufung", sagt sie mit strahlenden Augen über ihre Tätigkeit, sie berichtet, was sie und ihr Team geschaffen haben, "das wird jetzt alles zunichte gemacht". Sie kennt die Nebenwirkungen des Impfstoffes, den manche als solchen gar nicht bezeichnen wollen, "das ist ein Experiment, das hat mit Impfung nichts zu tun", sagt eine über die mRNA-Injektion. "Es muss der Letzte schon verstanden haben, dass trotz Impfung kein Ansteckungsschutz, kein Erkrankungsschutz und keine Sicherheit besteht, nicht auf der Intensiv zu landen."

Dürfen ungeimpfte Hebammen noch Schwangere annehmen?

"Ein Teil meiner Familie hatte Corona, er hat es sehr gut überstanden – Nebenwirkungen von Impfungen möchte ich nicht haben", stellt eine klar. Während des Gesprächs klingelt das Telefon. Es wird eine Hebamme gesucht – Nachsorge im September. "Was soll ich der sagen: dass ich dann nicht mehr da bin, dass ich sie nicht annehmen kann, dass im Landkreis künftig nicht mehr entbunden werden darf?" Bei der Umsetzung der vorgesehenen Pflicht müssen noch Antworten her. Das erkennt Landrat Werner Bumeder: "Die Regelungen der bayerischen Staatsregierung zur Impfpflicht werden wir konsequent umsetzen, wobei noch viele Fragen offen sind."

"An meinem Beruf ist alles schön", sagt eine Frau, "ich liebe ihn, egal wie anstrengend er ist." Eine andere erklärt: "Die Arbeit macht unwahrscheinlich Spaß – zusammen mit meinen Kollegen, das ist eine heile Welt." Eine freiberufliche Hebamme rechnet vor, dass sie nicht reich werden kann, alleine über 10000 Euro muss sie jährlich Versicherungsprämie bezahlen. Und trotzdem lächelt sie, wenn sie von ihrem Beruf erzählt.

"Ich hab Angst um mich"

"Der Impfstoff ist so unbekannt. Ich möchte gesund bleiben und ich muss für meine Patienten gesund bleiben. Ich bitte alle, dass sie meine Sorgen und Ängste respektieren – in ihrem eigenen Interesse." Nach einer Hepatitis-B-Impfung wurde sie vier Wochen lang krank. "Ich hab Angst um mich, ich lasse mich nicht in die Enge treiben", erklärt eine Mutter von drei Kindern.

Wenn es diese ganzen Pflegekräfte nicht mehr gebe, komme vielleicht kein Notarzt mehr, gebe es kein Krankenhaus mehr in Landau und in Dingolfing, könne man hier nicht mehr entbinden, malen sie gemeinsam ein Horrorszenario. "Vielleicht ist es ja Absicht der Regierung, noch mehr kleine Krankenhäuser zu schließen", äußert eine Krankenschwester einen Verdacht. "Zwei Jahre lang haben wir Applaus von allen erhalten, wie toll wir sind, was für tolle Arbeit wir machen. Darauf hätten wir gerne verzichten können, aber jetzt möchten wir von allen Solidarität, dass es meine persönliche Entscheidung bleibt, ob ich mich impfen lasse oder nicht", sagt eine Frau, die gar nicht verzweifelt aussieht. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Impfpflicht im März nicht umgesetzt wird."

Sie zweifeln Impfwirkung an bei den aktuellen Zahlen

Eine andere Frau kann nicht verstehen, wieso sich ein ganzes Land immer wieder durch das Robert-Koch-Institut vom angeblichen Impferfolg täuschen lasse und zum Beispiel anhand fraglicher Zahlen den Genesenen-Status senke, obwohl Nachbarländer ihn sogar verlängert haben und obwohl er im Bundestag weiterhin gültig sei. Im Landkreis sei es nach ihrer Erkenntnis aktuell egal, ob ungeimpft, geimpft oder geboostert – Impfquote und Infiziertenquote seien fast identisch.

Die einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt nicht nur für die Pflegekräfte, auch für Reinigungskräfte und Handwerker. Eine Mitarbeiterin des Donauisar Klinikums hat gesehen, dass sich ein junger Soldat kürzlich um ein elektrisches Problem im Krankenhaus Dingolfing gekümmert hat. Die sieben Frauen sind überzeugt, dass sich durch die Impfpflicht nicht nur der Pflegenotstand verschärfen wird, sondern dass sie unglaubliche Auswirkungen auf den gesamten Gesundheitssektor haben wird.