Dingolfing-Landau
Endlich wieder Fußballspielen: Kleine Freiheiten werden wieder mehr wertgeschätzt

Josef Niedermeier (20) arbeitet und studiert – Er hat Corona-Krankheit überstanden – Ihm fehlen die Kontakte

04.06.2021 | Stand 04.06.2021, 19:00 Uhr

Vor zwei Bildschirmen sitzt Josef Niedermeier, wenn er online studiert. −Foto: Nadler

Josef Niedermeier aus Landau ist 20 Jahre alt. Er ist dualer Student, arbeitet bei Horsch und Leeb und besucht an der Hochschule Deggendorf das Verbundstudium Maschinenbau mit Ausbildung zum Industriemechaniker. Er war infiziert, hat die Krankheit gut überwunden, jetzt machen ihm die Einschränkungen zu schaffen – keine Partys, keine neuen Leute kennenlernen. Nicht einmal Fußballspielen beim Höckinger SV war möglich.

Das Abitur haben Sie noch ganz normal machen können?
Da waren wir der letzte normale Jahrgang, Gott sei Dank.

Bald danach ist Corona losgegangen. Regt Sie das auf?
Schon ein bisschen, weil man die ganzen Kontakte vor allem im Studium nicht schließen konnte, das geht ab. Allgemein so Stufenpartys am Anfang, dass sich die Erstsemester kennenlernen, fehlen. Am Anfang hatten wir noch teilweise Präsenz, da konnten wir noch ein paar Kontakte knüpfen. Mit denen habe ich mich zusammengeschlossen und online Lerngruppen gebildet. Neue Leute kennenlernen und neue Kontakte knüpfen, hat es so nicht wirklich gegeben.

Die Arbeit läuft relativ normal?
Wir sind in den Semesterferien ganz normal im Betrieb. Normal, was halt die aktuellen Maßnahmen hergeben. Im letzten Jahr haben wir Schicht gearbeitet, damit wir mit weniger Leuten zusammenkommen, mittlerweilen läuft es relativ normal, soweit ich das zur Zeit mitkriege. Mit Abstand, Maske, etc.

Sie können arbeiten, Studium funktioniert auch irgendwie. Sie sind aber 20 Jahre jung, wollen raus, feiern, was erleben.
Volksfeste, so große Events, das tut schon irgendwie weh. Aber noch mehr schmerzt, mit mehreren Leuten, so 10, 15 Freunden, miteinander grillen oder an einem Samstag einmal irgendwo zusammensitzen, sich treffen. Das fehlt. An so kleinen Sachen merkt man, wie wenig man das eigentlich wertgeschätzt hat. Man darf sich nicht trauen.

Weil Sie Angst vor der Krankheit haben oder vor der Strafe?
Am Anfang habe ich aufgepasst, dass ich es nicht bekomme, weil die Oma krank ist. Mittlerweile habe ich die Krankheit aber schon gehabt.

Sie sind ein Genesener und dürfen jetzt wieder ganz viel.
Das ist blöd, wenn kein anderer zu den Genesenen oder Geimpften zählt. Inzwischen ist es tatsächlich so, dass man sich nicht trifft, weil man keine Strafe will.

Waren Sie schon in einem Biergarten oder haben Sie wieder etwas erlebt, das lange nicht möglich war?
Nein, noch nicht. Ich war beim Geburtstag meiner Schwester, die ist 30 geworden. Das tut schon weh, wenn man sowas nicht feiern kann, nicht einmal im kleinen Rahmen. In dem Fall war es ein Vorteil, dass ich ein Genesener bin. Mein eigener Geburtstag, der ist im Dezember, ist eigentlich flachgefallen. Was aber ein Highlight war: Vor einer Woche war seit Mitte Oktober endlich wieder ein Fußballtraining. Endlich darf man wieder spielen und die Leute sehen. Das war schon ein Highlight und da hat man drauf gehofft, dass das von den Inzidenzwerten möglich wird.

Sind Sie fit oder haben Sie nach so langer Zeit gemerkt, dass die Puste ausgeht?
Jetzt schon wieder. Durch den November-Lockdown waren auch alle Fitnessstudios zu und da haben ein Freund und ich beschlossen, wir tun uns zusammen, motivieren uns selber. Ein wenig Equipment hatten wir schon und ein wenig haben wir gekauft und so haben wir das überbrücken können. Andere waren nicht so motiviert.

Fußball ist natürlich ein Sport, aber es gibt auch im Vereinsheim eine Nachspielzeit.
Eine Spielerversammlung oder eine Einstandsfeier von neuen Spielern, die gehen schon ziemlich ab, weil das der Mannschaft auch im sportlichen Sinne guttut, wenn man außerhalb vom Platz miteinander kann und die Gemeinschaft stärkt.

Wie schlecht geht es Ihnen mit der derzeitigen Situation?
Da man die ganzen Kontakte nicht mehr hat, relativ schlecht. Aber ich bin in der glücklichen Lage, ich kann arbeiten, mir geht es gesundheitlich gut, ich habe das Corona ohne größere Auswirkungen überstanden. Es ist nicht prickelnd, aber ich verfahre nach der Devise: Wenn ich mich lange aufrege, mache ich mich nur selber fertig. Also gehe ich recht neutral rein in die Sache.

Gerade mit 20 Jahren will man Leute kennenlernen, da will man raus, macht vielleicht auch mal Blödsinn. Das fehlt jetzt.
Das geht schon ab, das kann man schon so sagen. Anfangs haben wir uns immer wieder mal online zusammengesessen. Das hat auch was, das sind neue Erfahrungen, aber das ist kein Dauerzustand.

− bn