Mainkofen
Zum Welt-Parkinsontag: Mit Diagnose ist man nicht allein

11.04.2022 | Stand 11.04.2022, 11:14 Uhr

Oberärztin Anna-Katharina Eser vom Neurologischen Zentrum informiert über die Krankheit Morbus Parkinson. −F.: Kölbl-Grantner/Bezirksklinikum

Der Welt-Parkinsontag am 11. April erinnert an den englischen Arzt James Parkinson, der 1817 erstmals die typischen Symptome der Krankheit in einem Buch beschrieb.



Der Morbus Parkinson stellt neben der Alzheimer-Erkrankung die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung dar und ist somit eine der bekanntesten und häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. In einer Pressemitteilung klärt das Bezirksklinikums Mainkofen auf:

Zwei Millionen Menschen sind weltweit von der Krankheit betroffen, in Deutschland wird die Zahl der Betroffenen laut der deutschen Parkinsonvereinigung auf 300.000 Patienten geschätzt. Weitere 100.000 Menschen haben den Angaben nach erste Symptome ohne es zu wissen, und etwa 10 Prozent aller Parkinson-Patienten erkranken um das 40. Lebensjahr. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, das heißt, in einem Alter, in dem die Menschen noch sehr aktiv sind in Beruf, Familie, Sport und Freizeit.

Prominenteste Betroffener ist Muhammad Ali

Prominente Betroffene sind unter anderem Boxsportler Muhammad Ali oder der amerikanische Schauspieler Michael J. Fox ("Zurück in die Zukunft"). Charakteristisch für die Parkinson-Krankheit ist nicht nur das Ruhe-Zittern (Tremor), weitere Bewegungsstörungen wie Steife der Muskeln (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Gleichgewichtsstörungen kommen hinzu. Zusätzliche Symptome können das "Einfrieren" von Bewegungen (Freezing), Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken, Störungen der vegetativen Funktionen (z. B. Blutdruckregulation, Blasen- und Mastdarmstörung), Schmerzen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und geistige Beeinträchtigung bis hin zur Demenz sein.

Häufig werden insbesondere die nicht-motorischen Symptome unterschätzt und nicht ausreichend behandelt, obwohl durch sie die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt wird und auch die Lebenserwartung sinken kann. Eine Erkrankung wie der Morbus Parkinson, welche die Motorik schwer beeinträchtigt, stellt Patienten und auch Angehörige vor große Herausforderungen. Manche Patienten haben große Ängste vor dem Verlauf der Erkrankung. Bei Verdacht auf Vorliegen einer Parkinson-Krankheit sollten die Betroffenen von einem Spezialisten für Bewegungsstörungen untersucht werden, um die Erkrankung von ähnlichen Krankheitsbildern zu unterscheiden.

Verfahren, die den gestörten Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn sichtbar machen, werden meist nur bei schwierigen Fällen oder in klinischen Studien angewandt. Auch wenn eine Heilung der Erkrankung bislang nicht möglich ist, gehört der Morbus Parkinson heute zu den gut behandelbaren neurologischen Erkrankungen. Es gibt Behandlungsoptionen, die es Patienten mit Parkinson ermöglichen, ihre Mobilität und Unabhängigkeit möglichst lange zu bewahren und ein aktives Leben zu führen. Der Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem bestimmte Bereiche im Gehirn betrifft. In diesen Gehirnbereichen kommt es durch das Absterben bestimmter Nervenzellen zu einem Mangel des Botenstoffes Dopamin, der hilft Bewegungen zu steuern.

Therapeutisches Spektrum ist weit

Das therapeutische Spektrum ist sehr weit, es reicht von einer L-Dopa-Monotherapie bis hin zur tiefen Hirnstimulation. Die Behandlung beruht im Wesentlichen auf einem Ausgleich des Mangels am Botenstoff Dopamin durch Medikamente. Neben L-Dopa werden auch andere Medikamente wie Dopamin-Agonisten, MAO B-Hemmer und COMT-Hemmer, einzeln oder in Kombination verschrieben, um eine möglichst lange und gute Wirksamkeit bei so gering wie möglichen Nebenwirkungen zu erzielen. Weitere Therapie-Möglichkeiten sind kontinuierliche Gaben mittels Medikamenten-Pumpen oder auch die Tiefenhirnstimulation. In Zusammenspiel mit Physiotherapien und weiteren aktivierenden Maßnahmen bewirken die Medikamente, dass Patienten, die an einem Morbus Parkinson leiden, über Jahre hinweg eine gute Lebensqualität haben, auch wenn aktuell das Fortschreiten der Grunderkrankung nicht aufgehalten werden kann.

Die Diagnose Morbus Parkinson ist zwar schwerwiegend, bedeutet heutzutage aber nicht mehr das Ende eines selbstbestimmten Lebens. Wer sie bewusst annimmt, sich mit ihr auseinandersetzt und gegen sie angeht, mit allen Mitteln die er hat, der kann mit Parkinson alt werden und sogar ein erfülltes und gutes Leben haben. Durch die vielfältigen Therapiemöglichkeiten gelingt es heutzutage, die Symptome der Parkinson-Erkrankung im Frühstadium ausgezeichnet zu behandeln und auch in späteren Stadien deutlich zu lindern.

Das Bezirksklinikum Mainkofen ist eine neurologische Schwerpunktklinik für die Behandlung von Patienten mit Morbus Parkinson. "Als spezialisiertes Zentrum können hier eine sichere Diagnostik und ein umfassendes Behandlungsspektrum nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen durchgeführt werden", heißt es in der Pressemitteilung.

Auch Therapie mit Alpakas wird angeboten

Für eine individuelle, optimale Therapie eines jeden Patienten halte das erfahrene Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften/Parkinson-Nurses eine Vielzahl an durchdachten Behandlungskonzepten bereit. Unter anderem wird Parkinson-Patienten auch eine tiergestützte Therapie mit Alpakas angeboten, was auch von Patienten mit Bewegungsstörungen gut und gerne angenommen werde.

Durch die langfristige und persönliche Betreuung der Betroffenen am Neurologischen Zentrum Mainkofen könne die Parkinson-Therapie den jeweiligen Lebensumständen und den persönlichen Vorstellungen und Zielen sowie dem Verlauf der Erkrankung angepasst werden, sei es durch Medikamentenneueinstellung, Medikamentenumstellung, aktivierende Therapien oder die Versorgung mit Hilfsmitteln.

Lassen sich die Wirkschwankungen durch Tabletten nicht mehr kontrollieren, dann werden die Patienten über weitergehende Möglichkeiten wie zum Beispiel Pumpensysteme und Tiefenhirnstimulation beraten. Alle drei Pumpenverfahren würden im Neurologischen Zentrum häufig und mit gutem Erfolg angewandt. Hinsichtlich der Tiefenhirnstimulation besteht eine enge Kooperation mit der Universitätsklinik Würzburg. Viele Patienten hätten mit diesen intensivierten Therapiesystemen eine neue Lebensqualität erhalten.

− pz