Plattling
"Wir haben unsere Kunst vermisst": Ausstellung im Bürgerspital

Halbes Jahr Verspätung: Gemeinschaftsausstellung des Regenbogen Kunst- und Kulturvereins nun zu sehen

16.09.2021 | Stand 20.09.2023, 1:56 Uhr

Jedes Wochenende malt er ein Bild – der gebürtige Ungar Tibor Bader vor seinem Werk mit dem Titel "Landschaft".

Da wäre zum Beispiel Michelle Eller. Ein einsames Segelboot hat die 24-Jährige gemalt, nur die untergehende Sonne beleuchtet die sanften Wellen in der Bucht. "Wasser hat eine unheimliche beruhigende Wirkung auf mich", erzählt Eller. Und da eine Reise ans Meer und dort eine Fahrt auf einem Segelboot während der Pandemie so weit weg waren, hat sich die junge Plattlingerin diese besondere Stimmung eben nach Hause geholt.

Oder da wäre Tibor Badar. Der gebürtige Ungar malt an jedem Wochenende ein Bild. An wirklich jedem. Er kann gar nicht anders. Dann sucht Badar ein Foto heraus, am liebsten von einer Landschaft, und legt los. Ihm gebe das sehr viel, erzählt er und lächelt.

"Wir haben unsere Kultur vermisst. Wir haben unsere Kunst vermisst." Das hat Christian Hofbrückl, der erste Vorsitzende des Regenbogen Kunst- und Kulturvereins, gesagt, als die Gemeinschaftsausstellung im Plattlinger Bürgerspital am Sonntag, 12. September, eröffnet wurde. Die anwesenden Gäste, darunter auch Michelle Eller und Tibor Badar, haben heftig genickt.

26 Werke von 26 Künstlerinnen und Künstlern des Plattlinger Kunst- und Kulturvereins kann man derzeit im Bürgerspital bewundern. Und alle 26 sind ein Signal, eine Botschaft – endlich wieder Kunst!

Die Bilder, die im Saal zu sehen sind, sind dabei so verschieden wie ihre Schöpfer. Ein Thema oder Motto gibt es bei der Ausstellung nicht. Abstrakt oder ganz realistisch, farbenfroh oder düster – die Bandbreite ist enorm. "Mich begeistert diese unterschiedliche Art des Malens", sagte Kornelia Klingbeil-Knodel, die zweite Vorsitzende des Vereins, in ihrem Grußwort am Sonntag. Es sei gar nicht so leicht gewesen, die verschiedenen Werke so aufzuhängen, dass sie alle ihre volle Wirkung entfalten können. "Aber ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen."

Eigentlich hätte diese Ausstellung des Regenbogen Kunst- und Kulturvereins bereits im Frühjahr stattfinden sollen, wie Vorsitzender Hofbrückl bei der Vernissage erzählte. Die Pandemie hat das Ganze fast ein halbes Jahr nach hinten geschoben. Und zumindest bei der Eröffnung zeigte sich, dass Kunstgenuss in Corona-Zeiten noch nicht wieder selbstverständlich ist, dass er gewissermaßen neu eingeübt werden muss. Christian Hofbrückl zeigte sich jedenfalls enttäuscht von den wenigen Gästen der Vernissage. "Das waren sonst immer wesentlich mehr."

Aber noch hat die Ausstellung ja Zeit, an den beiden Samstagen und Sonntagen ihr Publikum zu finden. Für Michelle Eller und Tibor Badar ist es jedenfalls eine ganz besondere Ausstellung – ihre Bilder hängen zum ersten Mal im Bürgerspital. "Es freut mich sehr, dass ich dabei sein darf", sagt Eller. Und Badar, dessen Bilder die Plattlinger schon aus dem Kunstraum in der Landauer Straße kennen könnten, sieht für sich eine "große Chance" durch die Gemeinschaftsausstellung. Denn gerne würde er einmal einen Ausstellungsraum nur mit seinen Bildern füllen.

"Die letzte Zeit war für keinen Verein eine Freude", sagte dritter Bürgermeister Max Thoma in seinem Grußwort. "Es freut mich, dass es wieder aufwärts geht." Diese Ausstellung ist zumindest ein Indiz dafür.
ⓘ Die Ausstellung des Regenbogen Kunst- und Kulturvereins im Bürgerspital kann an den Samstagen, 18. und 25. September, von 14 bis 17 Uhr und an den Sonntagen, 19. und 26. September, von 11 bis 17 Uhr, besichtigt werden.