Plattling
Weniger ist mehr: Schmid-Grafiken in der Kirche St. Michael

11.10.2021 | Stand 21.09.2023, 1:21 Uhr
Hannelore Summer

Groß war das Interesse bei der Ausstellungseröffnung in St. Michael: (v.l.) Laudator und Kreisheimatpfleger Florian Jung, Stadtpfarrer Josef K. Geismar und Künstler Konrad Schmid. −Foto: Josef Grimm

Im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der Pfarrei St. Michael zeigt sich der lichte, großzügige Kirchenraum mit den weißen Wänden als idealer Ausstellungsraum für grafische Kunst. Noch bis Ende Oktober sind dort Drucke von Konrad Schmid aus Pocking-Hartkirchen zu sehen. Er hat zwei Themen grafisch umgesetzt: Den Sonnengesang des Franz von Assisi und Gedanken zum Thema "Suchen und Finden".

"Ein Meister des Weglassens"

Stadtpfarrer Josef K. Geismar und der Kirchenchor unter Leitung von Stefan Trenner gestalteten die Vernissage mit einem Wortgottesdienst, Kreisheimatpfleger Florian Jung hielt die Laudatio. Er zitierte die Kuratorin und freie Journalistin Ines Kohl: Schmid sei ein Meister im Weglassen, er mache die Dinge sichtbar, indem er sie nur durch eine Minimaldefinition umschreibe – ruhige Flächen und bewegte Linien.

Wer die klaren Bilder anschaut, bemerkt die Kraft in ihnen, Gedanken und Empfindungen in Bewegung zu setzen. Er wolle Begeisterung wecken mit Andeutungen, Abstraktion und Reduktion, so schreibt Konrad Schmid auf seiner Internetseite.

Der Sonnengesang des Franz von Assisi

In schmalen, hochformatigen Bildern zum Sonnengesang des Franz von Assisi stellt Schmid das Lob Gottes in Bruder Sonne und Schwester Mond dar, in den Sternen, Wind, Wellen sowie im Feuer und in der Schwester "Mutter Erde". Die Bilder laden ein, sich in den Text des heiligen Franz hineinzudenken und zu spüren.

Quadratisch und dadurch ruhiger und wuchtiger sind die Drucke zum Thema "Suchen und Finden". Figuren, Linien und Punkte laden ein, sich mit Fragen wie "Wieso?" oder "Wohin?" auseinanderzusetzen, vielleicht zu überlegen, wo man selber gerade steht im Leben.

Künstler setzt auf Schlichtheit und Konzentration

Konrad Schmid wurde 1959 in Rotthalmünster geboren und war schon als Kind bei Malwettbewerben erfolgreich. Nach einer Ausbildung als Buch- und Offsetdrucker und Grafiker arbeitet er seit 1992 als freischaffender Künstler in seinem Atelier Druckart in Hartkirchen. Er sieht seine reduzierte Grafik als Gegenentwurf zur Konsumgesellschaft, die auf Massenproduktion, auf Quantität statt Qualität setzt. Mit dem Motto "weniger ist mehr" sieht er sich seelenverwandt mit dem Heiligen Franziskus. Er setzte auf Schlichtheit und Konzentration, auf das Wesentliche, um bewusst in der Nachfolge Christi leben zu können.

Antoine de Saint-Exupery, der geistige Vater des "Kleinen Prinzen", beschreibt "Perfektion" so: Sie sei nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern, wenn man nichts mehr weglassen könne. In diesem Sinne sind die Bilder von Konrad Schmid perfekt. Denn: Wer sie betrachtet, kann jede Menge eigener Gedankenlinien hinzufügen.