Mit Fotostrecke
Nibelungenmarkt Plattling: In zwei Jahren erklingen die Fanfaren wieder

24.07.2022 | Stand 22.09.2023, 1:04 Uhr
Franz Josef Bauer

Jubelnd schlendern Pledelinger und Gäste über den Stadtplatz, winken den Besuchern zu und verbringen einen heißen Abschlusstag am Nibelungenmarkt 2022. −Fotos: Häusler

Der Hitze zum Trotz haben die Marktbesucher am Sonntag "Nibelungentreue" bewiesen und dem mittelalterlichen Pledelingen einen würdigen Abschluss bereitet.

Ein Blick hinter die Kulissen im Video:



Gegen 20 Uhr endete der Nibelungenmarkt – zuvor standen ein Gottesdienst und der große Festzug auf dem Programm. Auch Vereine, Fieranten und Vortänzer gaben noch einmal einen Einblick in die Vielfalt der feudalen Epoche.

Eindrücke vom Nibelungenmarkt 2022 sehen Sie in unserer Fotostrecke. Auch in unserem Liveticker können Sie die Höhepunkte des Nibelungenmarkts nachlesen.

Gottesdienst für zwei besondere Frauen

Freizeit war dem Mittelalter fremd. Durchschnaufen konnten die meisten nur beim sonntäglichen Kirchenbesuch. Den Pledelingern ging es ähnlich. Draußen heizte die Sonne den Stadtplatz auf, in der Magdalenen-Kirche war es dagegen angenehm kühl. Gottesdienst, Zeit zum Luftholen. Die Nibelungen füllten die ersten Reihen: Von der Königin bis zum einfachen Bauern, alle waren sie gekommen. Pfarrer Josef K. Geismar hieß sie willkommen. "Hochwohlgeborene Burgunden, Senatoren, Pledelinger", begrüßte er die Gemeinde. Ihm zur Seite standen Altpfarrer Karl Raster sowie Pater Matthäus Palakkeel.

Zu feiern hatte man zweierlei: Neben dem Einzug von Königin Kriemhild das Patrozinium Maria Magdalenae, der Titelheiligen der Stadtpfarrkirche. Geismar unterstrich, dass beide bedeutende Frauen waren. Maria Magdalena als erste Zeugin der Auferstehung Jesu, Kriemhild als blutrünstige Rächerin, als "Verderberin eines ganzen Volkes". Während es Kriemhild an Nächstenliebe gefehlt habe, habe Maria Magdalena die Selbstliebe vermissen lassen. Das folgerte der Pfarrer aus den Lebensläufen und empfahl den Zuhörern, die Balance zwischen dem "Ich" und dem "Du" zu halten, wenn sie ein glückliches Leben führen möchten. Die Rolle des Passauer Bischofs Pilgrim bemängelte er als zu passiv. Er hätte energischer einschreiten müssen, um Kriemhild von ihrer Vergeltung abzuhalten.

Auf den Gottesdienst folgte der Festzug. Von der Deggendorfer Straße kommend, bewegte sich das Gefolge der Königin ab 14 Uhr wie ein Lindwurm durch die Innenstadt, stets begleitet vom Ruf "Hoch Pledelingen – hoch, hoch, hoch!" sowie dem Tönen des Fanfarenzugs. "Majestät brauchen Sonne" soll Wilhelm der Zweite einst als Maxime ausgegeben haben – Kriemhild hätte gegen etwas mehr Schatten wohl wenig einzuwenden gehabt. Man merkte, wie die hohen Temperaturen den Teilnehmern zusetzten. Dennoch blieben sie wacker und lösten den Festzug nicht auf.

38 Gruppen ziehen über den Stadtplatz

Josef Grimm, ehemaliger Kulturamtsleiter und in "Kriemhilds Vergeltung" der Hildebrand, moderierte das Geschehen. 38 Gruppen nahmen teil, unter anderem die Sparkasse als zünftige Geldleute, Hefele als Ferrum Pledelinga, der Schwerterbund, die Freyen Ritter Pledelingen, das Freie Fanfarencorps Straubing, die Spiegelauer Panduren, das Bogener Herzogpaar mit Gefolge, die Akrobaten Flip-Flops aus Straubing, In Curia Baronis, der Wilde Haufen sowie zahlreiche Musikgruppen, Gaukler und einige Darsteller des Nibelungenfestspiels. Auch der Großteil der Räte, Stadtoberhaupt Hans Schmalhofer, Landvogt Bernd Sibler und MdB Thomas Erndl begleiteten den Tross.

Zwischen den Ständen feierten die Besucher die Kultur von anno dazumal. Schwertkampf, Bogenschießen, Seifenziehen. Sogar ein Karussell zum Kurbeln gab es zu bestaunen. Die Landshuter Fanfarenbläser ließen die vergessene Klangwelt des zwölften Jahrhunderts wiederauferstehen, die Ritterschaft zu Drachenfels lud ein zum Mitmachtanz und Gaukler Gagaship brachte die Kinder zum Lachen. Kulinarisch setzte man auf die bewährten Rezepte der vorherigen Tage: Sengzelten, Schupfnudeln, Schweinswürste.