Plattling
FW-Politikerin: Frauen sollen sich politisch engagieren

22.02.2022 | Stand 19.09.2023, 21:53 Uhr

"Vernetzung ist wichtig", unterstrich Kerstin Haimerl-Kunze (2.v.l.), Bundes- und Landesvorsitzende der Freien Wähler Frauen, bei einem politischen Frühschoppen in Plattling. −Foto: Freie Wähler

Bei einem politischen Frühschoppen am Sonntag im Restaurant Alexander hat Kerstin Haimerl-Kunze, Bundes- und Landesvorsitzende der Freien Wähler Frauen, zu politischem Engagement aufgerufen. "Frauen, raus aus der Komfortzone!", betonte sie vor einigen Freien Wählern. Eingeladen hatten dazu Kreisverbandsvorsitzende Andrea Einhellig aus Hengersberg und Heidi Koschollek aus Plattling.

"Potenzial erhalten, aufbauen und fördern"

Einhellig habe während des Wahlkampfs viele politisch engagierte und interessierte Frauen kennengelernt. "Dieses Potenzial muss weiter erhalten werden. Man muss es aufbauen und fördern." Ihr Ziel sei es, Stammtische zu forcieren, um die Themen von Frauen in diesen Runden zu besprechen.

An die Plattlinger gerichtet sagte sie zudem, dass in Hengersberg die Idee einer synthetischen Eisfläche aufgegriffen werden soll. Koschollek bekräftigte, dass die Plattlinger FW-Stadträte das Vorhaben vorantreiben wollen und unterstrich bezüglich der Veranstaltung: "Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass Frauen sich vernetzen. Dieses Treffen sehe ich als Chance für alle politisch interessierten Frauen."

Haimerl-Kunze zeigte den Weg der Freien Wähler Frauen mit der Gründung im Jahr 2018 auf. Ihr Kernsatz: "Vernetzung ist wichtig." Niederbayern sei bis vor einigen Jahren "eher dürftig vertreten" gewesen. Dies habe sich inzwischen geändert.

Sie thematisierte die Rolle der Frauen während der Pandemie. Haimerl-Kunze zufolge waren vor allem die Frauen mehrfach belastet. Es sei sehr schnell erkannt worden, welch hohen Wert die Arbeit der Arbeitnehmerinnen habe. Der Großteil der systemrelevanten Berufe sei von Frauen besetzt, sei es in der Pflege, in den Kitas und im Grundschulbereich. Allein im Pflegesektor seien 80 Prozent weiblich. Und der Anteil der Frauen, die die "Läden am Laufen halten" sei ebenfalls überproportional hoch. Zu den Aufgaben im Beruf mussten viele Frauen den Alltag mit den eigenen Kindern managen. "Die sogenannte Carearbeit verbleibt nach wie vor größtenteils bei den Frauen", schilderte Haimerl-Kunze.

Beham: "Von Gleichberechtigung noch ganz weit entfernt"

Hier warf die Plattlingerin Monika Beham ein, dass gerade dies ein großes Problem darstelle. Kinderkrankentage würden meistens nur Frauen in Anspruch nehmen. "Von Gleichberechtigung sind wir noch ganz weit entfernt. Für Arbeitgeber, die vorwiegend Frauen eingestellt haben, kann es sehr schwierig werden, ihren Betrieb am Laufen zu halten, wenn eben immer nur Frauen diese Tage in Anspruch nehmen." Hier wäre eine gerechte Aufteilung wünschenswert, die aber erst in den Köpfen der Menschen ankommen müsse, so die Stadträtin.

Haimerl-Kunze kritisiert Minijobs

Haimerl-Kunze äußerte sich in ihrer weiteren Rede kritisch zu Minijobs, warnte Frauen vor der Steuerklasse 5 hinsichtlich der Rentenansprüche und erwarte von den Schulen mehr Fächer mit Alltagsbezug. Die Freien Wähler Frauen setzen sich zudem für die Umwandlung von Minijobs in eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle ein. Dass viele Frauen im Niedriglohnsektor arbeiten, sei ein Problem. Hier rauszukommen, müsse doch auch für die regionale Wirtschaft ein Anliegen sein.

Das Gender-Thema bedeutet für Haimerl-Kunze eine Gleichstellung aller Menschen, womit sie bei den Anwesenden auf großen Zuspruch stieß. "Politisch engagierte Frauen werden oft als Feministinnen-Club abgetan." Sie zeigte anhand von US-Vizepräsidentin Kamala Harris auf, wie wichtig das Auftreten einer Frau auch in der Weltpolitik sei. Die Bundes- und Landesvorsitzende wünscht sich mehr Selbstbewusstsein. "Die weibliche Sicht ist notwendig", so die Rednerin. "Es ist ein Fakt, dass die Ergebnisse von Arbeit wesentlich besser, fortschrittlicher und effektiver sind, wenn Diversität gegeben ist."

Achatz: "Die Jugendarbeit braucht einen Schub!"

Im Anschluss konnten die Anwesenden Fragen einbringen. Maria Somann aus Außernzell drückte ihre Sorgen angesichts einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht aus. Monika Beham machte sich für "gewissenhaft und sorgfältig recherchierende" Journalisten stark. Katharina Schweigard (26), Stadträtin aus Mainburg, verdeutlichte die Bedeutung der Jugend. Bernrieds Bürgermeister und FW-Kreisvorsitzender Stefan Achatz stimmt zu: "Die Jugendarbeit braucht einen Schub! Wir brauchen Leute, die aktiv sind und sich mit politischen Themen beschäftigen." Auch er sieht das Thema Frauen in der Politik als große Aufgabe an. Frauen in der Vorstandschaft, Frauen in Führungsgremien bringe seiner Meinung nach viele Vorteile und einen Mehrwert.

Heidi Koscholleks Resümee fiel durchwegs positiv aus: "Wir sind auf einem guten Weg, die Rolle der Frauen in der Politik zu stärken!"