Stephansposching
Bleibt der Spargel auf dem Feld?

20.03.2020 | Stand 19.09.2023, 21:53 Uhr
Hannelore Summer

Auf dem Spargelfeld der Baumanns bei Hettenkofen beginnt die Ernte etwas früher als auf anderen Spargelfeldern. −Foto: Binder/Archiv

Auf den ersten Blick wirkt es wie jedes Jahr: Die Spargelernte läuft. Das Feld des Spargel- und Beerenhofes Baumann bei Hettenkofen ist eines der ersten, auf dem der Spargel geerntet wird. Die Abwärme der Papierfabrik macht es möglich. Hier gebe es noch genügend fleißige Hände, die jetzt die Dämme öffnen, die Spargelstangen herausstechen und dann die Erde wieder glatt streichen, sagt Juniorchefin Annika Baumann.
Aber sie hätte gerne Mitarbeiter, aktuell arbeiten auf ihrem Hof nur 60 Prozent der Arbeitskräfte, die sie gerne hätte. Besonders wenn Anfang April die Arbeit auf den Erdbeerfeldern beginne, werde die Situation kritisch. Sie befürchtet, dass sie notfalls Felder stilllegen müsse. Beim Spargel sei das auch nicht einfach. "Mit einem simplen Stehenlassen ist es nicht getan", sagt Baumann. Beispielsweise müssen die Folien entfernt und der Unkrautdruck verringert werden.
Generell sei es schwer, auch im Ausland, Menschen zu finden, die diese anstrengende Arbeit machen. Beim Ringen um die Arbeitskräfte stehe die Landwirtschaft in Konkurrenz zu anderen arbeitsintensiven Branchen, etwa Fleischindustrie, Baubranche und Pflege.
Corona macht die Situation noch einmal schwieriger – für die Arbeitskräfte und die Betriebe. Die Landwirte können ihre Saisonarbeitskräfte nicht ins Homeoffice schicken. Die Arbeit muss draußen getan werden. "Wir haben in allen Einrichtungen, Bussen und sogar auf den Feldern Desinfektionsmittel oder Seife zur Verfügung. Es wird täglich auf die verschärften Hygienemaßnahmen und die Abstandsregelungen hingewiesen", erzählt Baumann. Die Arbeitskräfte sollen weitgehend in ihrem Bekanntenkreis und Arbeitsgruppen unter sich bleiben. Personal, das ihre Sprache spricht, steht als Ansprechpartner für medizinische Fragen bereit.
Bei der Familie Baumann arbeiten Menschen aus Polen, Rumänien und der Ukraine. Für Menschen aus Polen ist laut einer Pressemitteilung des Bayerischen Bauernverbands die Einreise derzeit kein Problem. Aber die wenigsten der Saisonarbeiter kommen noch aus Polen. Sorgen bereiten Baumann die Arbeiter aus Rumänien und der Ukraine. Ukrainer dürfen bis zum 17. April gar nicht mehr einreisen, die Rumänen müssten durch Ungarn oder Serbien fahren – und diese Länder haben ihre Grenzen geschlossen.

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