Mainkofen
Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute

31.01.2022 | Stand 21.09.2023, 0:05 Uhr

Freuen sich über die Auszeichnung, die dem Team der Stroke Unit eine hohe Versorgungsqualität bescheinigt: (v.l.) Oberarzt PD Dr. Joachim Scheßl, Gesundheits- und Krankenpflegerin Stefanie Eckl, Klinikdirektor Uwe Böttcher, Chefarzt Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke, Qualitätsmanagementkoordinator Kurt Kroner, Pflege-Stationsleiterin Jasmin Berger und Oberarzt Dr. Walter Wiesmayer. −Foto: Bezirksklinikum

Kürzlich ist die Stroke Unit am Bezirksklinikum Mainkofen erneut erfolgreich zertifiziert worden. "Schlaganfallpatienten im Akutstadium steht somit eine moderne Versorgungseinheit mit einem erfahrenen, bestens trainierten Team und modernstem Equipment im Rahmen der apparativen Sofort-Diagnostik am Neurologischen Zentrum zur Verfügung", heißt es in einer Pressemitteilung des Bezirksklinikums. Stroke Units sind Spezialeinheiten zur Schlaganfallbehandlung, die besondere Qualitätskriterien erfüllen müssen, wie modernste diagnostische Ausstattung, die Befähigung zur Thrombolyse und eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung.

Oberarzt: "Wir haben hart dafür gearbeitet"

"Wir freuen uns natürlich sehr über die erneute Zertifizierung", sagt Oberarzt Dr. Walter Wiesmayer, Leiter der Stroke Unit. "Wir haben hart dafür gearbeitet und im Vorfeld alle unsere Standards der Schlaganfallbehandlung nochmal gemäß neuesten Studienergebnissen und den aktuellen Leitlinien auf den Prüfstand gestellt".

Eine wichtige Neuerung in den Leitlinien für Schlaganfallpatienten ist, dass eine systemische Thrombolysetherapie zur Auflösung von Blutgerinnseln bei Schlaganfallsymptomen innerhalb eines 4,5 Stunden Zeitfensters unabhängig vom Schweregrad erfolgen soll. Dies gilt sowohl für leicht betroffene Patienten als auch für Patienten mit klinisch schwerem Schlaganfallsyndrom. Das Ausmaß einer potenziellen Behinderung soll laut Leitliniengruppe nicht mit der initialen Schwere des Schlaganfalls auf der sogenannten NIH-Stroke Skala gleichgesetzt werden. "Gerade bei Sprachstörungen greift diese Änderung und berücksichtigt die große psychosoziale Belastung von Patienten mit bleibender Sprachstörung", erklärt Dr. Wiesmayer.

Die Stroke Unit des Bezirksklinikums zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Patienten durch ein interdisziplinäres Team betreut werden. Auf der Schlaganfall-Station arbeiten darum Neurologen mit einer zusätzlichen intensivmedizinischen Ausbildung und speziell qualifizierte Pflegefachkräfte Hand in Hand mit Physio-, Logo- und Ergotherapeuten.

Schnelles Handeln ermöglicht besseres Therapieergebnis

"Es zählt tatsächlich jede Minute, die von der Aufnahme des Betroffenen bis zum Beginn einer eventuellen Intervention, gewonnen wird", betont der Oberarzt. "Wir haben ein jahrelang auf der Stroke Unit tätiges, erfahrenes Team und trainieren die Abläufe immer wieder, so dass wir bei der ,Door to Needle‘-Zeit, also der Zeit vom Eintreffen des Patienten bis zur Thrombolyse im Schnitt bei rund 20 Minuten und oft auch darunter liegen. Das kann sich wirklich sehen lassen und verhilft unseren Patienten oft zu einem guten Outcome, sprich Therapieergebnis. Unser Ziel ist es, dass unsere Patienten später unter keinen bleibenden Einschränkungen zu leiden haben oder diese so gering wie möglich gehalten werden. Deshalb ist die rasche Versorgung der Patienten ab dem Eintreffen auf unserer Stroke Unit oberstes Gebot."

Leider ist der Gewinn von Minuten nach der Aufnahme des Betroffenen auf der Stroke Unit sehr begrenzt, wenn in der so genannten prähospitalen Phase, also der Zeit vom ersten Auftreten des Schlaganfalls bis zum abgesetzten Notruf unter der Nummer 112 zu viel Zeit verstreicht. Oftmals sind hier nicht verlorene Minuten, sondern Stunden und schlimmstenfalls auch ein oder zwei Tage Zeitverlust zu beklagen, was wiederum die Chancen auf ein gutes Outcome schwinden lässt. Leider, denn je früher die Therapieeinleitung nach einem Schlaganfall beginnt, umso besser sind die Prognosen für den weiteren Verlauf. Über die Zukunft des betroffenen Patienten entscheiden somit die Schnelligkeit von Notruf, Notarzt und auch die Infrastruktur der Klinik. Oberarzt Dr. Wiesmayer fährt selbst seit über zehn Jahren Notarzteinsätze und erlebt in der Praxis allzu oft, dass wertvolle Zeit verstreicht.

Bei Verdacht sofort den Notruf wählen

"Darum wollen wir gerade auch im Bereich der Schlaganfallfrüherkennung den Hebel ansetzen. Ziel ist, dass der Notruf 112 bei Verdacht auf einen Schlaganfall deutlich früher abgesetzt wird. Durch Aufklärung und die Beratung, wie man einen Schlaganfall erkennt, beispielsweise mit dem "Fast-Test" (Face-Arm-Speech-Time-Test), wollen wir die Bevölkerung zum raschen Handeln befähigen. Dieser Test wird explizit in den neuen Leitlinien zur Anwendung empfohlen. Er gibt auch Laien die Sicherheit, Symptome eines Schlaganfalls zu erkennen und in der Folge sofort die Notrufnummer 112 zu wählen", so Dr. Wiesmayer.

Klinikdirektor lobt das gesamte Team

"Das Behandlungsteam unserer zertifizierten Stroke Unit leistet hervorragende Arbeit und auch in die technische Ausstattung wurde viel investiert. Unser Neurologisches Zentrum unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke bietet ein umfangreiches Leistungsspektrum bei allen neurologischen Erkrankungen auf höchstem Niveau," ergänzt Klinikdirektor Uwe Böttcher. Sein Dank gilt dem gesamten Team von Stroke Unit und Intensivstation mit den beiden Oberärzten PD Dr. Joachim Scheßl und Dr. Walter Wiesmayer, den qualifizierten Pflegekräften, den Therapeuten der Logo-, Ergo- und Physiotherapie sowie Chefarzt Prof. Dr. Schmidt-Wilcke für ihren Einsatz zum Wohle der Patienten.

− pz