Göttersdorf
Zum Josefi-Tag für jeden Sepperl eine Freimaß

19.03.2021 | Stand 20.09.2023, 3:47 Uhr

Die Kirche St. Josef in Obergessenbach wurde sogar nach dem Heiligen benannt. −Foto: oz-Archiv/gs

"Josefi-Tag! Neuzehnter März! Da lacht der Bayern-Seppen‘s Herz, Da treffa sich scho seit Jahrzehnten, de Sepperl von herent und drenten, zu lang ersehnten Starkbiermaßen, de s‘ mit Genuss durchd‘ Gurgel lassen. Da wird‘s am jeden so recht klar, wia schö amoi Josefi war. Oa Hochlebn war‘s auf d‘Finerl, Pepperl auf Beppi, Seffi, Sepp und Sepperl", heißt es in einer Lobeshymne des Münchner Turmschreibers Josef Steidle auf den heutigen Namenstag.

Bis 1969 war der Josefitag in Bayern ein Feiertag. Traditionell trafen sich die Sepp‘n nach dem Gottesdienst im Wirtshaus zur Josefi-Feier. In manchen Gegenden war es üblich, dass der Wirt jedem Sepperl eine Freimaß spendierte. Da konnte mancherorts durchaus schon mal ein Fass geleert werden, denn früher gab es bekanntlich viele Männer mit dem Taufnamen Josef. Fast in jeder Familie gab es einen Sepp. Auf manchen Bauernhöfen mit vielen Knechten waren es sogar oft mehrere Sepp‘n. Davon erzählt auch der bekannte, im Volksgut überlieferte Spruch: "Sepp, sag‘s an Sepp‘n, dass der Sepp an Sepp‘n sagt, dass der Sepp a Schwing voll Holz (oder a Kirm voll Heu) einatragt."

Trotz der vielen Freibiermaßen kamen die Wirte bei den Josefi-Feiern auch auf ihre Kosten. Wenn einer der Burschen etwa schon frühzeitig heimgehen wollte, so sangen die anderen: "Sepp bleib da, du woaßt a ned wia‘s Wetter wird..." und dann wurde meist noch eine Maß getrunken. Der Josefi-Verein in Moos und die Kolpingfamilie Osterhofen halten die Festtradition des Josefi-Tages auch heute noch in Ehren.

Der 19. März als Gedenktag für den Hl. Josef ist bereits seit dem 10. Jahrhundert belegt. Im Jahr 1729 schrieb Papst Clemens XI. den Festtag für die ganze katholische Kirche fest. Papst Pius XI. ernannte Josef 1937 zum Patron aller, die gegen den Kommunismus kämpfen. Das Fest "Heiliger Josef, der Arbeiter", hat Papst Pius XII. 1955 eingeführt. Der Gedenktag soll den Hl. Josef mit dem Tag der Arbeit am 1. Mai in Verbindung bringen. Im Jahr 1870 ernannte Papst Pius IX. den Hl. Josef zum Patron der ganzen Katholischen Kirche. Zum Gedenken daran hat Papst Franziskus 2021 als das "Jahr des Hl. Josef" ausgerufen. Des Weiteren will der Papst damit die besondere Bedeutung aller Menschen würdigen, die in diesen herausfordernden Zeiten ebenso wie der Hl. Josef im Hintergrund ihren Dienst tun und Mitverantwortung übernehmen.

Der Überlieferung zufolge übte der Hl. Josef als Nährvater Jesu den Beruf des Zimmermanns aus. Bei der Vermählung mit Maria soll er bereits sehr betagt gewesen sein. Als seine Verlobte, Maria "guter Hoffnung" war, erschien Josef im Traum ein Engel, der ihm das Geheimnis der göttlichen Empfängnis verkündete. Daraufhin lebten Josef und Maria in jungfräulicher Ehe (Josefs-Ehe).

In katholischen Regionen ist der Hl. Josef bis heute der meist verehrte Heilige. Ihm sind zahlreiche Kirchen und Kapellen geweiht. Auch die 1912 erbaute Expositurkirche von Obergessenbach ist eine St. Josef-Kirche. Der Kirchenpatron ist im Gotteshaus mit einer Säge und einem Modell der Kirche im Arm haltend dargestellt. Häufig wird der Hl. Josef auch mit dem Jesuskind, einem blühenden Stab oder einer weißen Lilie in der Hand abgebildet. In der Pfarrkirche in Willing befindet sich die Statue des hl. Josef mit der Lilie über dem Eingangsportal.

Als Landespatron der katholischen Kirche gilt der heilige Josef u. a. in Mexiko, Kanada, China, Böhmen, Bayern, Peru, Russland, Vietnam und Österreich sowie auf den Philippinen. Er ist auch der Schutzpatron der Ehepaare und Familien, der Kinder, Jugendlichen und Waisen, der Erzieher, Pioniere und Reisenden, der Verbannten und Wohnungslosen sowie der Arbeiter und Handwerker insbesondere der Zimmerleute, Holzhauer und Schreiner.

Um den Gedenktag ranken sich zahlreiche Wetter- und Bauernregeln: "Wenn‘s erst einmal Josefi ist, so endet auch der Winter gewiss." Am Josefi-Tag soll der Bauer auf seinem Acker sein, denn: "Ist‘s an Josefi schön, kann das Jahr nur gut weitergehn."

Ebenso viele Bauern- und Wetterregeln, die vor allem die Gartenarbeit betreffen, sind für den 17. März, den Gedenktag der Hl. Gertraud von Nivelles, überliefert. Da heißt es: St. Gertrud schließt das Gartentor auf" und "Wer an Gertraud nicht in den Garten geht, im Sommer vor leeren Beeten steht". Die Landwirtschaft betreffend heißt es: "Gertraud führt die Kuh zum Kraut, das Ross zum Pflug, die Bienen zum Flug"

− eib