Künzing
"Saustall" am Steinfeldweiher

Fischergilde ist stinksauer wegen laufender Umweltverschmutzung – Grünabfälle überdecken Benjes-Hecke

25.08.2020 | Stand 19.09.2023, 21:54 Uhr

Die Idylle am Steinfeldweiher bei Endlau wird durch Umweltverschmutzer gestört. −Fotos: Fischergilde

"Ich bin stinksauer über diese Umweltverschmutzung!" Mit diesen Worten macht Stefan Leder, erster Vorsitzender der Fischergilde Künzing, seinem berechtigten Unmut Luft. Am Steinfeldweiher, dem Lieblingsplatz der Künzinger Fischerfreunde türmt sich der Müll.

Eigentlich ist hier ein idyllisches Fleckchen Erde, an dem Leder und andere Angler häufig ihre Wochenenden oder Feierabende verbringen. Am Steinfeldweiher nahe Arbing, ist inmitten von Natur der ideale Ort, um zu entspannen und durch Angeln zu entschleunigen. Doch in diesen Wochen will bei Stefan Leder so gar keine ruhige Stimmung aufkommen, wenn er auf die Müllhaufen blickt. "Eine Unverfrorenheit, was sich manche erlauben", betont Leder.

Überreste von Partys oder Grillfesten Ein vergammeltes Zelt, eine alte Matratze, dazu zahlreiche Überreste von Partys oder Grillfesten wie Flaschen und zahlreiche andere Behältnisse sind die Hinterlassenschaften, die die Ufergegend zu einer Müllhalde verkommen lassen. "Wir haben schon unzählige Plastikbecher und Flaschen aus dem Wasser gefischt", betont der Vorsitzende der Fischergilde. Leider kein Einzelfall, wie das unsoziale Verhalten am nahe gelegenen Badeweiher bei Endlau zeigt (OZ berichtete).

Ist Stefan Leder schon wegen der "gedankenlosen Werkwerf-Mentalität" der Grill- und Feiergesellschaft verärgert, reißt ihm beim Blick auf die Benjes-Hecke wahrlich die Hutschnur und treibt ihm die Wut ins Gesicht: Die Hecke ist kaum mehr zu sehen, da sie mit Gras- und Grünabfall, die aus Hausgärten zu stammen scheinen, völlig zugedeckt und niedergedrückt worden ist. Solche Totholzhecken entstehen durch linienhafte, lockere Ablagerungen von hauptsächlich dünnerem Gehölzschnitt wie Ästen und Zweigen, durch Samenanflug oder Initialpflanzungen. Benjes-Hecken bieten Vögeln und anderen Tieren Schutz und Nahrung, so dass diese mit ihrem Kot oder ihren Nahrungsdepots das Aussamen von Gehölzen beschleunigen sollen.

Benjes-Hecke mit Gras- und Grünabfall aus Hausgärten zugedecktAls absolute "Sauerei" bezeichnet Leder die Unmenge an Äpfel, die an und auf der Hecke abgelagert wurden. "Diese Menge an Grasabfall und Äpfel kann unmöglich im Kofferraum eines Pkw transportiert werden und wurde vermutlich mit einem Anhänger hierher befördert", erläutert Leder. Während man einen Teil des Mülls bereits entsorgt hat, bereitet der Unrat auf der Hecke dem Vorsitzenden Kopfzerbrechen. "Es stinkt und verfault alles hier", beklagt Stefan Leder mit wütender Stimme. Die Entsorgung des Abfalls, der wohl eher Gartenbesitzern zuzuordnen ist, bereitet der Fischgilde große Schwierigkeiten. "Dazu brauchen wir einen Bagger oder Lader", führt Leder aus.

Diese Vermüllung will er keinesfalls hinnehmen und hat bereits Anzeige bei der Polizei gestellt. Auch die Fischer selbst patrouillieren zu unbestimmten Zeiten. "Leider haben wir noch keinen erwischt", bedauert Leder. Die Relikte unvernünftiger Party- und Grillfreunde sind für ihn nicht nur ein ästhetisches Problem: Die Gartenabfälle bedecken die Benjes-Hecke, die von den Fischern extra angelegt wurde, um der Vogelwelt eine natürliche Umgebung zu bieten. "Nun wird sie durch diese hirnlose Aktion zerstört", schimpft der Vorsitzende. Besonders zersplitterte Glasflaschen seien eine Gefahr für jeden, der sich dort aufhält.

"Urlaub dahoam" vermüllt die LandschaftWie Stefan Leder bestätigt, haben Umweltfrevler zwar immer schon ihr Unwesen am Weiher getrieben, aber in diesem Sommer sei die Umweltverschmutzung regelrecht explodiert. Wie viele andere Freizeitgebiete, so Leder, leide auch die Weihergegend um Endlau an den zahlreichen Menschen, die der Aufforderung der bayerischen Staatsregierung nachgekommen sind, in Zeiten der Corona-Pandemie lieber "Urlaub dahoam" zu machen. Dies sei jedoch keine Freibrief für das leider oft beobachtete Außerachtlassen der Hygienevorschriften. "Erschwerend für Natur und reell denkende Menschen, wenn dies, wie im vorliegenden Fall mit dem Außerkraftsetzen des menschlichen Denkvermögens einhergeht", ergänzt Leder. "Arglose Müllentsorgung und Umweltfrevel scheinen ein weiteres Corona-Phänomen zu werden. Schlimm, wenn keinen dieser Personen trotz unsozialem Verhalten das schlechte Gewissen plagt."

Der Frevel am Leinfeldweiher zeige erneut, dass es kaum noch zu ertragen ist, wie sprunghaft die Entwicklung bei illegaler Müllentsorgung und asozialem Verhaltens zugenommen hat.

− oz