Osterhofen
Historischer Spatenstich für Renaturierungs-Projekt

Landschaftspflegeverband startet Umsetzung am Schneippinger Graben: für Artenreichtum und Wasserrückhalt

20.07.2021 | Stand 21.09.2023, 22:07 Uhr

Spatenstich für die Renaturierung am Schneippinger Graben: Fachkraft Nicole Waas (v.r.) und Geschäftsführer Matthias Zarte vom Landschaftspflegeverband, LPV-Vorstandsmitglied Georg Kestel (BN), Gerhard Damböck von der ausführenden Firma Maierhofer, Landrat Christian Bernreiter, Bürgermeisterin Liane Sedlmeier, Landschaftsarchitektin Ursula Klose-Dichtl, LPV-Verwaltungskraft Franz-Josef Meindl, LPV-Vorsitzender Jürgen Roith, die LPV-Vorstandsmitglieder Dr. Josef Einhellig (Jagdverband), Martin Sigl (LBV), Rosmarie Mattis (Kreisbäuerin) sowie Reinhard Winnerl (Jagdverband). Der Schneippinger Graben verläuft hinter der markanten Blühfläche im Bildvordergrund, die ein Landwirt angelegt hat. −Foto: gs

Mehr heimische Wildpflanzen als Artenhilfsmaßnahme sowie fünf Seigen für Wechselkröten: Die Renaturierung am Schneippinger Graben ist das erste Großprojekt des neuen Landschaftspflegeverbands (LPV). Am Dienstagnachmittag erfolgte der Spatenstich in großem Rahmen.

Und der ist historisch, meinte LPV-Vorsitzender Jürgen Roith, Bürgermeister von Winzer. Das könnte man sogar in zweifacher Sicht deuten. Zum einen, weil hier ein Biotop für Insekten und Amphibien geschaffen werden soll, das einen weiteren Mosaikstein für den gewünschten Biotopverbund in der Stadtgemeinde Osterhofen ist.

Zum zweiten, weil die Stadt Osterhofen gemeinsam mit Landschaftsarchitektin Ursula Klose-Dichtl bereits seit 2008 die Umsetzung plant, bislang aber die nötigen Grundstücke nicht erwerben konnte. Seit eineinhalb Jahren befasst sich nun der Landschaftspflegeverband damit. Zwar kann das Projekt derzeit nur auf einer Bachseite umgesetzt werden – aber immerhin.

Auf zwei Grundstücken, insgesamt 8624 Quadratmeter Fläche, wird die Firma Maierhofer aus Walchsing (Aldersbach) rund 30 Zentimeter Oberboden entfernen. Diesen Humus nimmt Landwirt Max Kastenbauer auf seinen Acker, damit geht der Boden nicht verloren, erläutert LPV-Geschäftsführer Matthias Zarte. Anschließend werden fünf Laichgewässer, sogenannte Seigen, modelliert. Hier soll sich die selten gewordene Wechselkröte ansiedeln. Zudem dienen die Mulden für den Regenrückhalt in der Fläche.

In einem weiteren Schritt erfolgt die Übertragung von Mähgut gebietsheimischer Wildarten wie Klappertopf oder Wiesensalbei. Am Rand zum Schneippinger Graben sind niedrig bleibende Gehölzpflanzungen vorgesehen, während der Unterboden aus den Seigen rund um das Gelände in kleinen Wällen angelegt wird, um Erossionen zu verhindern. Eventuell soll ein Haufen aus Stockholz errichtet werden als Rückzugsort für Kröten.

Ursula Klose-Dichtl hofft, dass hier auch der Große Wiesenknopf aufgeht – und sich dann tatsächlich eines Tages ein Wiesenknopfameisenbläuling finden lässt, um die seltene Schmetterlingsart wieder heimisch zu machen. Die Pflege des Areals übernimmt der Landschaftspflegeverband: Zunächst werden schnellwüchsige Störarten entfernt, später soll die Mahd etwa zweimal im Jahr erfolgen – zeitversetzt, damit stets ein Teil blüht.

Landrat Christian Bernreiter als stv. LPV-Vorsitzender dankte Jürgen Roith für die Umsetzung des Projekts: "Da steckt viel Herzblut dahinter", stellte er fest. Er zeigte sich "positiv überrascht, wie sich der Landschaftspflegeverband in wenigen Monaten entwickelt hat" und zollte "großen Respekt".

Ebenso wie weitere Vorstandsmitglieder dankte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier dem Landschaftspflegeverband, aber auch der Wildlandstiftung, die die Grundstücke zur Verfügung stellt, sowie den aufgeschlossenen Landwirten, namentlich Max Kastenbauer. Sie sei sicher, "der Schneippinger Graben wird ein Vorzeigeprojekt".

Auch Georg Kestel, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN), unterstrich die Bedeutung, Sinnhaftigkeit und hohe Qualität des Projekts. Überhaupt müsse in Niederbayern der Wasserrückhalt gestärkt werden durch verschiedene Maßnahmen. Als Kreisvorsitzender des Landesbund für Vogelschutz (LBV) freute sich Martin Sigl über die Ziele Biotopverbund, Wechselkröten als Leitart und Hochwasserschutz. Wenn alle an einem Strang ziehen, wie Jürgen Roith erläutert hatte, helfe dies auch bedrängten Arten, ist sich Martin Sigl sicher.

Knapp 100000 Euro wird dieses Renaturierungsprojekt kosten. Gefördert wird dies von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Niederbayern. Die Mittelbereitstellung erfolgt durch das bayerische Umweltministerium. Zudem wird der Landschaftspflegeverband seinen Eigenanteil stemmen.

− gs