Osterhofen/Niederpöring
Endphase: Wahl zum Vogel des Jahres 2022

Nachfolger für das Rotkehlchen gesucht – "Kandidatenrunde" des LBV Deggendorf

08.11.2021 | Stand 20.09.2023, 3:48 Uhr

Wiedehopf

Die Wahl zum Vogel des Jahres 2022 läuft noch bis Donnerstag, 18. November, 11 Uhr: Die LBV-Kreisgruppe Deggendorf hat diesmal aus den zur Wahl stehenden Arten Bluthänfling, Steinschmätzer, Wiedehopf, Feldsperling und Mehlschwalbe jedoch keinen Favoriten auserkoren. LBV-Kreisvorsitzender Martin Sigl aus Niederpöring lädt ein, selbst zu entscheiden und auch abzustimmen.

Die Abstimmung erfolgt unter www.vogeldesjahres.de. Dort sind auch weitere Informationen rund um die Wahl verfügbar. Aufgrund der regen Teilnahme bietet der LBV wieder die Möglichkeit, per Postkarte abzustimmen. Bitte rechtzeitig absenden an: Martin Sigl, Niederpöring 151, 94562 Oberpöring. Unter allen Einsendern werden fünf Broschüren zum Vogel des Jahres 2021, dem Rotkehlchen, und mit weiteren Informationen zur Jubiläums-Vogelwahl verlost. (Der Rechtsweg ist dabei ausgeschlossen).

Anstelle von Steckbriefen stellen sich die Kandidaten diesmal selbst kurz vor und kommen mit den "in den Schnabel gelegten" Statements zu Wort:

Bluthänfling: "Mein Name klingt zwar etwas bedrohlich, aber ich bin sehr gesellig und komme auch mit anderen Vogelarten gut aus. In Trupps ziehen wir gemeinsam über die Stoppelfelder und picken ein paar Körnchen zusammen. Leider wird mein Leibgericht, Wildkräutersamen und Unkraut, immer schwieriger zu finden. Blühstreifen an den Feldern wären für mich ein leckeres Buffet – und sehen auch viel hübscher aus als immer bloß Acker an Acker. Insgesamt wäre ein bisschen mehr wilde Natur gut: kleine Bäume, Hecken, Trockenhänge und Heiden bieten mir Platz beim Brüten. Also, wählt mich, wenn ihr für abwechslungsreiche Landschaften seid!"

Steinschmätzer: "Ich bin der Bodenständige unter den Kandidaten. Ob Sandheide, Küste oder Truppenübungsplatz – solange ich eine Nische in Bodennähe finde, niste ich mich zum Brüten ein. Trotzdem fällt es mir zunehmend schwer, einen geeigneten Unterschlupf zu finden, vor allem auf dem Land. Wo sind die Steinhaufen, wo die kargen Brachen? Ich komme jedes Jahr aus Afrika hergeflogen, aber langsam frage ich mich, ob ich hier überhaupt noch willkommen bin. In den 1980ern gab es 23000 Brutpaare in Deutschland – jetzt sind wir mit nur noch 2000 bis 3100 vom Aussterben bedroht. So weit darf es nicht kommen. Wählt mich, wenn ihr für mehr Freiraum seid!"

Wiedehopf: "Meine Federhaube macht mich unverwechselbar, doch es gibt noch ein weiteres Erkennungsmerkmal: mein langer, dünner Schnabel. Der ist besonders praktisch, um große Insekten ganz einfach aus dem Boden zu stochern. Leider lassen Pestizide die köstlichen Grillen und Käferlarven mehr und mehr verschwinden.

Und auch sonst ist die Intensivierung der Landwirtschaft ein großes Problem für mich. Ich niste in Baumhöhlen, alten Weinbergshütten oder Steinhaufen, aber oft sehe ich nichts als große, eintönige Felder. Kein Wunder, dass wir mit 800 bis 950 Brutpaaren immer noch so wenige sind! Wählt mich, wenn ihr gegen den Einsatz von Pestiziden seid!"

Mehlschwalbe: "Ich bin Städterin. Mein Nest aus Lehm und Sand baue ich an die Außenseite von Gebäuden oder unter Brücken. Doch das wird immer schwieriger. Ich sage es ganz ehrlich: Ich bin kein Fan von moderner Architektur. Fassaden aus Beton und Stahl sehen vielleicht schön aus, aber sie bieten mir keine Möglichkeit zum Nestbau. Wer so baut, der soll zumindest Kunstnester aufhängen!

Und noch was: Könnt ihr nicht endlich ernst machen mit dem Schutz von Insekten? Die fange ich in der Luft, aber für ausreichend Futter muss ich ewig fliegen. Also, wählt mich, wenn ihr für vogelfreundliche Gebäude seid!"

Feldsperling: "Grüne Weiden, blühende Gärten, Streuobstwiesen – ich liebe diese Idylle! Doch leider sind solche Orte immer seltener geworden. Alte Bäume sind für mich perfekt zum Brüten, besonders Eichen. Wenn die stehen bleiben dürfen, ist das schon mal die halbe Miete. Zur Not richte ich mich auch in Nistkästen ein, da bin ich kompromissbereit. Fressen muss ich aber trotzdem! Meine Lieblingssamen und Insekten wären reichlich vorhanden, wenn auf den Feldern und im Obstanbau keine chemische Schädlingsbekämpfung mehr zum Einsatz käme. Mein Motto: der Natur mehr Raum lassen. Wählt mich, wenn ihr Bäume voller Leben wollt!"

− oz/Fotos: Baumgartner