"Von Anfang an kein Konzept"
Bezirkschef der Mittelstands-Union geht mit Partei hart ins Gericht

27.11.2021 | Stand 21.09.2023, 23:43 Uhr

Peter Erl ist enttäuscht über die CSU-Politik −Foto: lnp

"Allmählich müssten euch die vielen Austritte, insbesondere auch aus Niederbayern zu denken geben", so beginnt Peter Erl seinen Brief an den CSU-Generalsekretär Markus Blume.

Der Osterhofener Unternehmer, Bezirksvorsitzender der Mittelstands-Union (MU) und auch Mitglied im Bundesvorstand, geht mit seiner Partei und den verantwortlichen an der Spitze hart ins Gericht. Ausschlaggebend für sein Schreiben war ein erneuter Austritt eines langjährigen CSU-Mitglieds, des Waldkirchener Stadt- und Kreisrats Max Ertl.

2000 Mitglieder habe die CSU 2020/21 verloren. Ertl: "Anscheinend wacht Ihr erst auf, wenn wir unter dem PV Markus Söder und Dir auch die 5. Wahl und zwar die Landtagswahl 2023 wieder verloren haben und wahrscheinlich dann auch in Bayern die Regierung nicht mehr stellen werden, dann müsst Ihr Euch schon mal fragen, wer die CSU zu Grunde gerichtet hat? Ich bin jedenfalls geschockt von dem Austritt von Max Ertl, denn ein treueres Mitglied als ihn kann man sich nicht vorstellen."

"Stammkundschaft vernachlässigt"

Erl geißelt das Verhalten Söders gegenüber Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet und eine Taktik, "immer wichtiger der Laufkundschaft nachzulaufen und die Stammkundschaft zu vernachlässigen." Erl beklagt die ständige Anbiederung an die Grünen, jeder Blödsinn werde mitgemacht, das konservative Fundament der CSU werde vergraben. Bei der Bewältigung der Pandemie habe man von Anfang an kein Konzept gehabt, es sei nur darauf geachtet worden, was die Pandemie persönlich einzelnen Politiker an Vorteilen bringe. Sauer stößt dem Osterhofener vor allem auch auf, dass all die kompetenten Rufe aus der Mittelstandsunion seit vielen Jahren lächelnd bei Seite geschoben worden seien und all die Fachleute als Querulanten, Rebellen und Besserwisser gebrandmarkt und hinter den Kulissen sogar massiv bekämpft worden seien. Statt die eigenen Fachkompetenzen zu nutzen, habe man für Millionen Euro fremde Berater bezahlt.

Erl selbst, das betont er , denkt keinesfalls daran, der CSU den Rücken zu kehren. Im Gegenteil: Er werde weiterhin den Finger in die Wunde legen, Kritik äußern und versuchen der Fachkompetenz der Mittelstandsunion mehr Gewicht zu verleihen. "Ich trete ja auch nicht aus der Kirche aus, wenn mir der Pfarrer nicht gefällt", meint Erl. Von Markus Blume, dem er seine Meinung auch schon persönlich ins Gesicht gesagt hat, hat er bis gestern keine Reaktion bekommen. "Mal schauen, ob die Vogel-Strauß-Politik weitergeht."

− str