Aicha
Auf Wallfahrt zu den Wetterheiligen

27.06.2021 | Stand 27.06.2021, 18:00 Uhr

Gemeinsam mit Domkapitular und Pfarrer Christian Altmannsperger feierten die Gläubigen in Roggersing das Schaueramt. −Fotos: Schweiger

Die Gelöbnis-Wallfahrt der Pfarreien Aicha und Niedermünchsdorf zu den Wetterheiligen Johannes und Paul in die Wallfahrtskirche Roggersing hat eine lange Tradition. Schon Pfarrer und Kirchenmusiker Benedikt Anselm Lobl, der von 1807 bis 1822 in den Pfarreien wirkte, blickte in einer Niederschrift auf 50 Jahre Fußwallfahrt in den Wallfahrtsort zurück.

Der malerisch unter dem Büchlstein gelegenen Wallfahrtskirche werden wundertätige Schutzkräfte nachgesagt. Viele Unwetter und Hochwasser haben damals wie heute, die Ernten vernichtet. Die Kraft des Glaubens führte die Gläubigen in den Vorwald-Gnadenort, um dort Schutz vor Naturkatastrophen zu erbitten.

Seitdem sich die Pfarrangehörigen der beiden Pfarreien alljährlich in den letzten Junitagen auf Wallfahrt zu den Wetterheiligen Johannes und Paul begeben, sind große Naturkatastrophen ausgeblieben. So erzählt es zumindest die Überlieferung. Nur einige Male während der beiden Weltkriege hatte man von der Fußwallfahrt zur 13 Kilometer entfernten Wallfahrtsstätte abgesehen. Die Folge waren Unwetter und Hochwasser, was große Not an Hab und Gut in den Ortschaften verursachte.

Über zweieinhalb Jahrhunderte begleiteten die Kirchenglocken der Pfarrkirche St. Thomas den Auszug der Gläubigen auf ihren Weg in den Wallfahrtsort. Voraus marschierte das Kreuz. Dahinter reihten sich betend die Geistlichkeit und die Pilger ein. Das Hindernis Donau wurde in Thundorf mit der Fähre genommen, ehe man flotten Schrittes dem Wallfahrtsort entgegen marschierte. Die Kirchenglocken empfingen die Wallfahrer zum Gelöbnis-Gottesdienst mit Rosenkranz, den der in den Pfarreien wirkende Geistliche zelebrierte.

Den Abschluss der Wallfahrt bildete – wie es in Bayern seit jeher üblich ist – die mehrmalige Einkehr in den am Weg vorbeiführenden Wirtshäusern, so dass oft nur ein Häufchen übriggebliebener Wallfahrer den Schlusssegen in der Pfarrkirche Aicha erlebte.

Mit der Eröffnung der Donaubrücke bei Winzer 1976 änderte sich das Pilgerverhalten. Vielseitig motorisiert begeben sich die Pilger heute für wenige Minuten auf Wallfahrt. Dahin ist das Flair gemeinsamer Anstrengung und Leiden und dennoch: Der Glaube verbindet noch immer.

− as