Deggendorf
"Wir wollen und müssen weitermachen"

29.04.2020 | Stand 20.09.2023, 23:49 Uhr

Behandelt wird mit Mundschutz und unter Beachtung strenger Hygienevorschriften. Yvonne Pletl-Schäfer und Physiotherapeut Nicholas Hildebrandt demonstrieren an Physiotherapeutin Vanessa Marquardt, wie im amedos gearbeitet wird. −Foto: Manuel Birgmann

Als ein Patient völlig aufgelöst an der Anmeldung stand und befürchtete, dass er ohne Physiotherapie seiner Arbeit nicht weiter nachgehen könnte, sah sich Yvonne Pletl-Schäfer in ihrer Entscheidung bestätigt. Im amedos wird trotz Corona weiter behandelt, auch wenn das eine Herausforderung für die Unternehmerin und ihre 40 Mitarbeiter ist.

Seit 17 Jahren führt Yvonne Pletl-Schäfer das Centrum für Gesundheit und Wohlbefinden in Räumen der Alten Kaserne im Stadtpark und lässt ihr Unternehmen mit Fleiß und umsichtigem Wirtschaften gut dastehen. Integriert sind eine Physioabteilung, ambulante Reha sowie Rehasport, Prävention und medizinische Trainingstherapie. "Wir sind kein klassisches Fitnessstudio, wobei wir momentan natürlich keine Kurse und auch kein Fitness anbieten", erklärt Pletl-Schäfer die Struktur des amedos. Die Notfallpatienten liegen ihr vor allem in Coronazeiten besonders am Herzen. Sie kommen mit akuten Schmerzen nach einer Operation, mit neurologischen Ausfällen durch einen Bandscheibenvorfall oder nach Schlaganfällen. Manche brauchen nach OPs dringend Lymphdrainagen. "Dadurch, dass wir weitermachen, halten wir auch Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern den Rücken frei. Die Patienten würden sonst im Krankenhaus landen", weiß Pletl-Schäfer. Auch frisch Operierte, die momentan keinen Platz in der Reha bekommen, werden in der Einrichtung aufgenommen.

Zwar ist das amedos systemrelevant, trotzdem fühlt sich dessen Chefin von der Politik vergessen, fand Formulierungen hinsichtlich der Arbeit von Gesundheitseinrichtungen "unglücklich". "Den Patienten war unklar, ob wir überhaupt noch behandeln dürfen. Da gab es große Verunsicherung", hat sie festgestellt: "Aber wir haben einen Versorgungsauftrag."Gleich zu Beginn der Corona-Beschränkungen setzte sich Yvonne Pletl-Schäfer deshalb mit ihren Mitarbeitern zusammen. "Am einfachsten wäre es gewesen, komplett zu schließen und voll Kurzarbeit zu beantragen. Denn der größte Posten sind ja die Gehälter und die Sozialabgaben", berichtet sie. Gemeinsam habe man sich aber dagegen entschieden. Und so beantragte die Chefin zwar Kurzarbeit, beschäftigt ihre Mitarbeiter aber stundenweise weiter. So können sie die 60 beziehungsweise 67 Prozent Kurzarbeitergeld so aufstocken, dass sie auch in der Krise gut über die Runden kommen.

Yvonne Pletl-Schäfers Personal zieht mit. Arbeitet wie vorgeschrieben mit Mundschutz, hält sich penibel an die Hygienevorschriften. Und auch die Patienten werden entsprechend ausgestattet. Der Ansporn für alle lautet: "Wir dürfen, wollen und müssen weitermachen."

− mic


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