Deggendorf
Sensationstransfer: DSC holt Olympia-Held Timo Pielmeier heim

03.06.2021 | Stand 22.09.2023, 1:52 Uhr

Vereint: Thomas Greilinger und Timo Pielmeier (links) spielten zusammen für Ingolstadt und treffen sich in ihrer Heimat wieder. Das Foto stammt von einem Vorbereitungsspiel zwischen dem ERC und dem DSC. −Foto: Roland Rappel

Es ist zweifellos einer der erstaunlichsten Transfers des Jahres 2021 im deutschen Eishockey: Der Deggendorfer SC hat Goalie Timo Pielmeier (31) verpflichtet.

Bei der Verpflichtung des Meisters mit dem ERC Ingolstadt 2014 und Olympia-Helden 2018 hat der DSC mehrere DEL-Klubs ausgestochen: nicht mit der Höhe des Gehalts, sondern mit Herz und Heimatgefühl.

"Ich bin gekommen, um zu bleiben. Der Verein hat mich in meinen jungen Jahren sehr gefördert, ich habe ihm viel zu verdanken. Jetzt ist die Zeit gekommen, dem Verein etwas zurückzugeben. Ich will meine Karriere beim Deggendorfer SC beenden und der Stadt in dieser Zeit richtig geiles Eishockey bieten", sagt Pielmeier im Exklusiv-Interview mit der Passauer Neuen Presse.

Greilinger wirft den Grill an, Pielmeier unterschreibt

Fix gemacht wurde alles am Dienstagabend, im Garten der Familie Greilinger. Die deutsche Eishockey-Legende Thomas Greilinger, Sportlicher Leiter und Spieler beim DSC, hatte den Gasgrill angeworfen. Mit am Tisch saß Timo Pielmeier und unterschrieb dort wenige Stunden später einen Dreijahresvertrag beim Eishockey-Oberligisten Deggendorfer SC. "Normalerweise vergeben wir keine Dreijahresverträge, aber Timo kommt uns im ersten Jahr extrem entgegen", erklärt Greilinger. Pielmeier wurde den überraschten Fans am Donnerstag via Facebook-Livestream präsentiert.

Die Dimension des Geschehenen ist schwer zu greifen: Pielmeier ist im besten Eishockey-Alter, war Nationaltorhüter und hat es noch locker im Kreuz, DEL-Stürmer an den Rand des Wahnsinns zu treiben wie 2014 in der Finalserie gegen Köln – und doch sagte Pielmeier Ja zum DSC. 2018, beim Empfang in Deggendorf nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille in Pyeongchang, hatte Pielmeier das schon angedeutet, als er sagte: "Irgendwann spielen wir alle wieder in Deggendorf." Dass er schon drei Jahre später an der Trat aufschlagen und neben Thomas Greilinger und seinem Bruder Thomas (34) aufs Eis gehen würde, war so aber nicht abzusehen.

"Ums Geld geht’s mir nicht"

Dynamik ins Geschehen kam vor ein paar Tagen. Pielmeier kontaktierte seinen guten Freund aus Ingolstädter Zeiten, Thomas Greilinger. "Wir haben uns dann getroffen und waren uns recht schnell einig, weil mir die Ziele des DSC sehr gut gefallen", sagt Pielmeier. Über die Höhe seines Gehalts wurde natürlich verhandelt, letztlich war’s aber unerheblich: "Ums Geld geht’s mir nicht", sagt Pielmeier, der im Frühjahr einen Rechtsstreit gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber ERC Ingolstadt vor dem Arbeitsgericht gewonnen hatte. "Jeder Eishockey-Spieler muss nach seiner Karriere arbeiten", weiß auch Timo Pielmeier. Die Eltern Marten (spielte selbst für Deggendorf) und Petra führen eine Pension am Donauradweg, Thomas und Timo Pielmeier werden diese nach ihren Karrieren wohl fortführen.

"Ich will dem Verein etwas zurückgeben"

Bis dahin ist noch viel Zeit. Fünf, sechs Jahre noch hätte Pielmeier in der DEL auflaufen können, entschied sich aber dagegen. "Ich will dem Verein etwas zurückgeben und möchte das lieber jetzt in einem guten Torwart-Alter tun als erst mit 38 oder 39 Jahren. Es war schon eine Herzensentscheidung", sagt Pielmeier: "Jetzt spiele ich wirklich für Deggendorf, für unsere Stadt. Früher stand ich als Bua hinter der Bande und habe den Torwart geröntgt, was der macht und was der anhat. Das gleiche Funkeln sehe ich heute in den Kinderaugen, wenn sie im Stadion sind. Es ist schon eine emotionale Geschichte, hierher zurückzukommen."

Deske plötzlich Backup: "Ist ein Top-Nummer-1-Torhüter"

Einzige Leidtragender sind die bisherige Nummer 1, Niklas Deske, und die beiden jungen Torhüter. Der 26-jährige Troisdorfer Deske war im Vorjahr von den Selber Wölfen nach Deggendorf gekommen, kam nach einer Corona-Infektion stark zurück und hatte sich immer in den Dienst der Mannschaft und des Vereins gestellt. "Es war natürlich nicht der Plan, aber jeder wird verstehen, dass wir Timo nicht abgesagt haben. Niklas ist ein Top-Nummer-1-Torhüter in der Oberliga und wir sind froh, dass er für uns spielt", betont Thomas Greilinger. Etwas Leid tut es ihm für die jungen Torhüter Justin Köpf (19) und Louis Eisenhut (16), deren Chancen auf Einsätze gesunken sind. Aber: "Sie werden eine Menge lernen. Das ist vielleicht sogar wertvoller als das eine oder andere Spiel", sagt Greilinger.

Bis September müssen sich die Fans noch gedulden, ehe Timo Pielmeier seine ersten Minuten im Trikot des Deggendorfer SC bestreiten wird. 31-jährig, topfit und höchst ehrgeizig. Es ist fast nicht zu glauben.

Ein Exklusiv-Interview mit Timo Pielmeier über seinen Wechsel zum Deggendorfer SC lesen Sie bereits vorab HIER mit PNP Plus. Ausführlich behandelt wird der Transfer in der Samstagsausgabe Ihrer Heimatzeitung, Ressort Sport.