Finsing
Schmankerlwirt geht ans Eingemachte

06.04.2020 | Stand 21.09.2023, 2:12 Uhr

Bei ihm gibt’s jetzt Essen im Glas: Der Finsinger Schmankerlwirt Michael Reumann hat aus der Not eine Tugend gemacht und sich an die Einwecktechniken seiner Oma erinnert. Seitdem produziert er zusammen mit seiner Küchencrew fleißig Suppen, Ochsenbackerl, Ragout oder Pichlsteiner, das er portioniert in Schraubgläsern verkauft. −Foto: Roland Binder

Die Oma hat’s vorgemacht. Wer einweckt, hat länger was von Kürbis, Kirschen oder Glaslfleisch. Wer einweckt, hat aber auch länger was für die Gäste. Um sein Wirtshaus möglichst gut durch die Coronakrise zu bringen, hat sich der Finsinger Schmankerlwirt Michael Reumann deshalb auf das Einkochen verlegt. 300 Gläser mit Spargelsuppe, Sauerbraten oder Schweinshaxe "Thai Style" hat er Anfang der Woche in seiner Küche frisch zubereitet. Da greifen nicht nur seine vielen Stammgäste gerne zu.

Wie allen Gastronomen hat das Coronavirus auch Michael Reumann einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hieß es anfangs noch, er dürfe 30 Gäste in seinem Lokal bewirten, war schließlich komplett Schicht im Schacht. Reumann musste schließen. "Das war schon ein Schock", sagt er – auch für seine sieben Mitarbeiter in der Küche und weitere im Service. "Also haben wir überlegt, was wir machen können, und auch viele Gäste, die reserviert hatten, haben angefragt, ob es irgendwie weitergeht." Das tut es. Schon einige Zeit vor der Pandemie hatte der Koch immer wieder überlegt, an die Gäste etwa hausgemachten Fond im Glas zu verkaufen. Jetzt ist einiges mehr daraus geworden: Thai Curry, geschmorte Ochsenbackerl, Schaschlikpfanne, Pichelsteiner oder Rinderbrühe mit Leberspätzle. Reumann und sein Team kochen alles frisch und möglichst mit regionalen Zutaten: "Wir verwenden kein Tiefkühl-Gemüse, jede Soße wird frisch mit Knochen und Gemüse angesetzt."

Gemeinsam mit Lebensgefährtin Patricia Kauer, einer gelernten Restaurant-Fachfrau, wird in der Küche Gas gegeben. Dass er keinen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken musste, freut den "Mich" besonders. Nachdem die ersten Tests mit Klassikern wie Pichelsteiner oder Bolognese vielversprechend ausgefallen waren, wurde und wird das Sortiment immer mehr erweitert.

Montag und Dienstag wird produziert. "Renner sind der Schweinebraten mit Chilli-Obatzter-Soße, der Sauerbraten und die Ochsenbackerl", hat der Küchenchef mittlerweile festgestellt. Die Gerichte werden vorgekocht, in Gläser gefüllt und eineinhalb Stunden bei 98 Grad im Ofen sterilisiert. Die Gerichte werden durch die Hitze im Ofen und das hermetische Abdichten konserviert und sind laut Michael Reumann ohne Probleme 14 Tage haltbar. Die Gäste holen die köstlich gefüllten Schraubgläser zu festgelegten Zeiten ab, stellen sie in den Kühlschrank – und, plopp, ab auf den Herd und schon ist ein Essen auf den Tisch gezaubert. Auch die Beilagen kann man beim Finsinger Schmankerlwirt kaufen. Nicht nur Sauerkraut und Blaukraut, sondern auch vakuumierten Semmelknödelteig im 400-Gramm-Gebinde; gut gewuzelt gibt das zwei stattliche Knödel. Auch wenn die Coronakrise überstanden ist, will Reumann drei bis vier Sorten seiner Glaslgerichte beibehalten.
Mehr darüber lesen Sie am Dienstag in der Printausgabe der DZ.