Hengersberg
Ruhm und Nostalgie aus der Heimat

Florian Jung und die Kunst- und Museumsfreunde erinnern in einem Buch an die Donau-Wald-Gruppe

17.09.2022 | Stand 20.09.2023, 22:12 Uhr
Robert Fuchs

Florian Jung (Mitte) eingerahmt mit den Förderern des von ihm für die Kunst- und Museumsfreunde Hengersberg publizierten Buches über die Donau-Wald-Gruppe: Fritz Pustet (v.l.), Birgit Stern, Dieter Oehms und Bernd Sibler. −Foto: Robert Fuchs

1998 haben die Kunst- und Museumsfreunde (KMF) Hengersberg einen Katalog über das Spital, dessen Geschichte, die darin "beheimateten" Künstler und deren Kunstwerke herausgegeben. In einem 32-seitigen Katalog folgte 2020 die Vorstellung des Bayerwaldkreis (1966–1997). Jetzt lassen die Kunst- und Museumsfreunde in einem Buch die Donau-Wald-Gruppe aufleben, die wie der Bayerwaldkreis in der Kunstsammlung Ostbayern im Spital Hengersberg eine feste Bleibe gefunden hat. Autor Florian Jung beschreibt auf 100 mit zahlreichen Abbildungen unterlegten Seiten die Geschichte der Künstlervereinigung, die von 1946/47 bis 1990 bestand.

Jung, ehrenamtlich als Kreisheimatpfleger, Kurator des Spitals und Vorsitzender der Kunst- und Museumsfreunde tätig, ist es bestens gelungen, der Nachwelt einen bleibenden Eindruck der Künstlergruppierung zu vermitteln, über die im Laufe der Jahrzehnte die unterschiedlichsten Urteile gefällt wurden. Die im Bildteil zu sehenden Arbeiten sind für das Schaffen des jeweiligen Gruppenmitglieds charakteristisch und befinden sich teils in öffentlichen, teils in privaten Sammlungen.

Bei der Buchvorstellung bedankte sich der Autor bei Fritz Pustet, in dessen Verlag in Regensburg das Buch gedruckt wurde, bei Birgit Stern für die Buchgestaltung und Dieter Oehms aus Zenting, der die Herausgabe finanziell unterstützte. Einen großen Anteil an dem Werk hat Bianca Buhr vom Museum Moderner Kunst in Passau, die Jung nicht nur mit Hunderten Zeitungsartikeln über die Künstlervereinigung versorgte, sondern sich anregen ließ, sich intensiv mit den Archivalien aus dem Nachlass von Hanns Egon Wörlen zu befassen, die sich auf die Donau-Wald-Gruppe beziehen. Dies war die Grundlage für das Buch, in dem sich die Geschichte der Künstlervereinigung ebenso widerspiegelt wie die detaillierte Beschreibung der Motive für die Gruppengründung, die Rolle von Hanns Egon Wörlen als Geschäftsführer, die Veränderungen in der Zusammensetzung sowie die Ausstellungen zunächst in Ostbayern, dann darüber hinaus und schließlich auch international.

"Mich reizte an der Arbeit am meisten, herauszufinden, auf welch unterschiedlichste Weise die Arbeiten der DWG-Mitglieder im Lauf der Jahrzehnte beurteilt wurden", so Jung, dem bei seiner Arbeit mehr und mehr bewusst wurde, dass bestimmte Urteile über die Gruppe Gemeinsamkeiten aufweisen. Stieß sie in den ersten Jahren teilweise auf Ablehnung, fanden sich schon bald viele positive Beurteilungen über die Orientierung der Mitglieder an der klassischen Moderne. Kritiker hoben die in ihren Augen in Anbetracht des abgelegenen Wohnortes der meisten Künstler moderne Formensprache hervor. Nicht zuletzt trug das kosmopolitische, andererseits heimatverbundene Selbstverständnis der Gruppe dazu bei, dass sie sich zunehmend auch über die Grenzen Niederbayerns und Bayerns hinaus zu einer angesehenen Künstlervereinigung und als Aushängeschild für Ostbayern entwickelte, so Jung.

Die sich bereits 1980 abzeichnende Auflösung der Künstlervereinigung wurde 1990 bekanntgegeben, wobei Hanns Egon Wörlen auf ironische Weise als wesentlichen Grund dafür anführte, warum die Vereinigung einige Jahrzehnte hatte überdauern können: "Wahrscheinlich ist es überhaupt nur so lange gut gegangen, weil die Mitglieder sich höchstens einmal im Jahr gesehen haben. Wenn sie in einer Stadt aufeinander gehockt wären, wär’s wohl schon früher zum Streit gekommen, weil jeder Künstler halt auch irgendwie einen Vogel hat."

Die in Regen beheimatete Künstlerin Anna Wheill, die Jung zur Buchvorstellung ebenso begrüßte, wie Landrat Bernd Sibler und Verleger Fritz Pustet, urteilte 1998 über die von Wörlen geführte Künstlervereinigung, dass sie nichts an Aktualität eingebüßt habe. "Ruhm und Nostalgie verbinden sich nun mit dem Namen der Donau-Wald-Gruppe, die von den Nachkriegsjahren bis 1990 das kulturelle Leben in Ostbayern geprägt und ihr Bild von Ostbayern nach außen getragen hat."

In Grußworten würdigten Bernd Sibler und Fritz Pustet nicht nur die Arbeit der Künstler der Donau-Wald-Gruppe, sondern auch die Bemühungen von Florian Jung, der Vereinigung ein weiteres Leben einzuhauchen. Sibler brachte mit dem Zitat von Picasso, "Kunst und Kultur waschen den Alltag der Seele ab", zum Ausdruck, wie wichtige Kunst und Kultur sind und wie positiv sie sich auf das Seelenleben der Menschen auswirken können.

Pustet bezeichnete das Spital als wunderschönes Museum und würdigen Ort für eine Buchpräsentation. Zur Umsetzung eines Buchs wie dem über die Donau-Wald-Gruppe bedürfe es eines versierten Autors, der es verstehe, Textpassagen, Kunstwerke und Künstler "ins richtige Licht zu setzen", was Florian Jung hervorragend gelungen sei.

Den musikalischen Part der Buchvorstellung übernahmen Vater Kersten Wagner (Gitarre) und Tochter Camilla Wagner (Cello).