Deggendorf
Landkreis als Hotspot: Impf-Appell des Landrats

05.11.2021 | Stand 21.09.2023, 5:47 Uhr

Schlange stehen am Impfzentrum auf der Ackerloh: In der Ferienwoche herrschte teils ein ziemlicher Andrang. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, sollen die Öffnungszeiten ausgeweitet werden. −Foto: Katrin Schreiber

Am Freitag um 10 Uhr war die 400er-Marke schon gerissen. Bis dahin waren dem Landratsamt 97 Neuinfektionen gemeldet worden, woraus sich eine Sieben-Tage-Inzidenz von 405 errechnete. Zwei Stunden später: 141 neue Fälle, 442 Inzidenz. Unterm Strich wurde eine Inzidenz von 458 gemeldet. Kein Wunder, dass Oliver Menacher von der Corona-Stabsstelle in einer Pressemitteilung hinter solche Zahlen drei Ausrufezeichen setzte. Noch nie war die Inzidenz so hoch im Landkreis, der am Samstag wohl Hotspot-Region werden wird – strengere Regeln ab Sonntag inklusive.

Die Zahlen müssen täglich an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitteltechnik gemeldet werden. Schon am Donnerstag waren das mit 160 neuen Fällen mehr als je zuvor seit Ausbruch der Pandemie, was sich beim RKI am Freitag mit einer Inzidenz von 380 niederschlug – schon wieder ein Negativ-Rekord. Und beinahe stündlich jagte eine Hiobszahl die nächste.

Wo kommt das her? Gibt es Ausbruchsherde? "Nein", heißt es dazu von der Corona-Stabstelle: "Das Infektionsgeschehen ist weiter als diffus zu bezeichnen." Die meisten Ansteckungen könnten nicht einem bestimmten Ereignis zugeordnet werden und haben ganz offensichtlich auch nichts mit den vermehrten Testungen an den Schulen zu tun. In der Ferienwoche beruhigte sich die Infektionslage nämlich keineswegs. Alleine an den ersten vier Novembertagen wurden 276 Neuinfektionen bekannt. Viele davon nach Auskunft von Oliver Menacher in der Altersgruppe der über 70-Jährigen, wo im Vergleich zum Vormonat erhöhte Infektionszahlen festgestellt wurden. Und: "Leider sind wieder vermehrt Ansteckungen in Alters- und Pflegeheimen zu verzeichnen."

Was kann jeder Einzelne also tun, um sich zu schützen? Menacher führt die AHA-Regeln an – also Abstand-Hygiene-Maske, plus Lüften. Und Landrat Christian Bernreiter richtet erneut einen Impf-Appell an die Landkreis-Bürger: "Ich bitte alle nicht geimpften Personen, sich nochmals mit einer Impfung auseinanderzusetzen. Sie schützen sich und andere! Zeigen Sie sich der Gesellschaft, vor allem aber dem Pflegepersonal unserer Klinik gegenüber, solidarisch." Senioren legt Bernreiter eine Booster-Impfung ans Herz.

Thomas Kindel, Leiter des Sachgebiets öffentliche Sicherheit und Ordnung, ist auch für das Impfzentrum zuständig. Das Team auf der Ackerloh sei in der ersten Novemberwoche vom Andrang überrascht worden. Er weiß aus Nachfragen: "Die derzeit hohen Impfzahlen resultieren aus den Ferien. Viele haben die freie Zeit genutzt, um sich impfen zu lassen." Bleibt abzuwarten, wie sich das in der kommenden Woche entwickeln wird. "Wir werden die Situation im Auge behalten. Wenn das keine Eintagsfliege war, werden wir die Öffnungszeiten ausweiten – auch auf den Abend und aufs Wochenende", betont Kindel. Noch hat das Impfzentrum nur von Montag bis Freitag offen. Um längere Wartezeiten zu vermeiden, habe man vergangene Woche zusätzlich einen Impfbus auf die Ackerloh gestellt. Am Donnerstag wurden 112 Erstimpfungen, 121 Zweitimpfungen und 76 Auffrischungsimpfungen verabreicht.

Das Wochenende wird in Sachen Corona keine guten Nachrichten für den Landkreis bringen. Die Entwicklung bei Inzidenz und Auslastung der Intensivbetten läuft auf eine Einstufung als Hotspot-Region hinaus. Doch was bedeutet das konkret voraussichtlich ab Sonntag? Oliver Menacher verweist auf eine Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung. In Einrichtungen oder bei Veranstaltungen, wo bisher die 3G-Regel galt, muss 2G angewendet werden. Es dürfen also nur Geimpfte und Genesene rein.

Ausgenommen sind die Gastronomie, Beherbergungsunternehmen und körpernahe Dienstleistungen, wo es auf 3G-Plus (PCR-Test) hinausläuft. In Hochschulen, außerschulischen Bildungsangeboten einschließlich der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie in Bibliotheken gilt weiterhin die Zugangsmöglichkeit auch mit Schnelltest (3G).

Die Zugangsregelung 3G (einfacher Schnelltest zweimal pro Woche genügt) gilt in Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten im Falle der roten Stufe außerdem für alle Mitarbeiter, die während ihrer Arbeit Kontakt zu anderen Personen haben. Das gilt allerdings nicht für den Handel und den ÖPNV.

Aktuelle Informationen über Änderungen am Wochenende finden Sie auf der Homepage des Landratsamts unter www.landkreis-deggendorf.de.