Deggendorf
Glamour im Stadtmuseum

10.04.2022 | Stand 21.09.2023, 2:36 Uhr
Diana Millgramm

Zeigten sich begeistert über die zahlreichen Besucher und Fans bei der Vernissage der Ausstellung 60 Jahre "Women in Cars" in der Stadtgalerie des Stadtmuseums (v. l.): Ted Bauer (Gründer von Premium Modern Art), James Francis Gill, Kuratorin Anja Fröhlich, Oberbürgermeister Christian Moser und Ralph Veil, Vorsitzender des Kunstforums Schloss Hohenstein. −Fotos: Diana Millgramm

In die glamouröse Welt der Hollywoodsternchen und Paparazzi können Kunstbegeisterte derzeit in der Stadtgalerie im Stadtmuseum Deggendorf eintauchen. Dort sind noch bis 26. Juni die Werke der texanischen Pop-Art-Legende James Francis Gill zu sehen. Anlässlich des 60. Jubiläums seiner Reihe "Women in Cars" nehmen die ausdrucksstarken Werke die Ausstellungsbesucher aber nicht nur mit auf eine Reise in die Vergangenheit, sondern schlagen auch den Bogen zur modernen Darstellung im digitalen Raum.

In Anwesenheit des Künstlers wurde die Ausstellung "James Francis Gill – 60 Jahre Women in Cars" jetzt im Beisein zahlreicher Kunstfans eröffnet. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Kunstforum Schloss Hohenstein, Teil der gemeinnützigen Oskar Hacker-Stiftung, statt und bildet damit den Startschuss zu einer Zusammenarbeit, die hochkarätige Kunstschaffende nach Deggendorf holen wird.

Der 1934 in Tahoka, Texas, geborene James Francis Gill entdeckte früh seine Leidenschaft für Kunst. 1962 zog es ihn nach Los Angeles, im gleichen Jahr fand seine erste Einzelausstellung in New York statt. Daraus resultierte der Ankauf zweier Werke durch das Museum of Modern Art. Museen wie das Whitney, das Smithsonian American Art Museum oder die Stiftung Ludwig nahmen Gill ebenfalls in ihre Sammlungen auf.

"Ich freue mich, dass die Kapazität des Raumes hier gar nicht ausreicht", so Oberbürgermeister Christian Moser angesichts der vielen Gäste bei der Eröffnung. Mit einem herzlichen "Welcome to Deggendorf" könne er auch einen waschechten Texaner begrüßen, passend, da man Bayern ja auch oft scherzhaft das Texas von Deutschland nenne. Er lobte die wunderschönen Werke des Künstlers und wie man dessen zeitliche Entwicklung beim Rundgang habe nachspüren können.

Bereits seit zehn Jahren wird der Mitbegründer der Pop-Art von Manuel Moosherr von der Künstleragentur Premium Modern Art begleitet, der auch die Einführung übernahm. In den sechziger Jahren sei Fernsehen, Fotos und auch Magazine nur in Schwarz-Weiß zu sehen gewesen. "Farbe war etwas besonderes – und wenn es Farbe gab, dann stürzten sich die Menschen darauf." So habe die Pop-Art ihren Siegeszug begonnen. Große Magazine wie Life und Time setzten in der Zeit außerdem einen Trend und druckten die sogenannten Paparazzi-Shots – Bilder von Stars, die aus Autos stiegen. "Und sofort fragte sich Gill: Wie kann ich das in ein Gemälde umwandeln?" Und weil jeder die Bilder aus den Magazinen kannte, konnten sich die Menschen gleich mit seinen Werken identifizieren.
Aber die Bilder waren mehr als Frauen, die aus Autos steigen. "Sie boten Ausdruck, Tiefgang und Farbe und ließen den Interpretationsspielraum für die eigenen Gedanken."

Die neuen Arbeiten Gills seien die Essenz aus 60 Jahren Geschichte und würden die Bilder in heutige Ausdrucksformen transformieren. "Er hat die Frauen in den 60ern dem Zeitgeist entsprechend dargestellt und heute auch." Die Bilder würden gleichzeitig für Vielfalt und Beständigkeit stehen. "Und was im Inneren des Autos passiert, das bleibt jedem selber überlassen – in jedem Bild ist ein Geheimnis verborgen, dass wir selber interpretieren können: Woher kommt sie? Wohin geht sie und warum steigt sie aus?"
Als Deutschlandpremiere wurde an diesem Abend ein kurzer Film über Gills Schaffen präsentiert. Besonders sei auch, dass in Deggendorf eine der wenigen Ausstellungen mit alten und neuen Werken gleichzeitig zu sehen sei. "Gehen Sie durch die Räume und versetzen sie sich in eine Zeit, in der nicht jeder Schnappschuss mit der ganzen Welt geteilt werden konnte – dann wirken die Bilder noch viel beeindruckender."

Sonntagsführungen zur Ausstellung "Women in Cars", bei denen man noch tiefer in die Arbeit des Künstlers eintauchen kann, bietet Kuratorin Anja Fröhlich am 1. Mai um 14 Uhr sowie am 12. Juni zur selben Zeit an.