Verschiedene Welten: Während in der bayerischen Landeshauptstadt debattiert wird, ob ein geplantes Konzerthaus für eine geschätzte Milliarde Euro aktuell noch zu rechtfertigen ist, haben Kulturliebhaber und Veranstalter in der sogenannten Provinz immer schon außerordentliche historische Orte für den Kunstgenuss gesucht. Ein leuchtendes Beispiel dafür sind die Konzerte im Kloster Metten, die 2022 ihr 40. Jubiläum feiern. Ein Glück für die Region, denn mit der Veranstaltungsreihe bekommt die Öffentlichkeit Zugang zu den prachtvollen Räumlichkeiten des bereits 766 gegründeten Benediktinerstifts.
Unter anderem für die "Konzerte im Kloster Metten" erhielt der Abt Wolfgang Maria Hagl das Bundesverdienstkreuz, die Ehrenbürgerwürde des Marktes Metten und die Ehrendoktorwürde des US-amerikanischen St.-Vincent-College in Pennsylvania. Leiter der Konzertreihe ist Christoph Liebl, 1977 geboren in Schwarzach. Bis 1996 war er selbst Schüler im Gymnasium Metten, 2007 kehrte er als Musiklehrer dorthin zurück, seit 2009 ist er allein verantwortlich für die Kulturreihe, inklusive Organisation, Werbung, Pressearbeit und Finanzierung. Ein Ehrenamt.
Der Festsaal und die Kirche sind die zentralen Orte. "Mitte der 80er Jahre kam das Himmelsschlösschen dazu, das damals renoviert worden ist", sagt der künstlerische Leiter über den ehemaligen Sommersitz der Äbte auf dem nahen Himmelberg. Seit 20 Jahren wird auch der – beheizbare – Wittelsbachersaal im Erdgeschoss bespielt. Das zum Veranstaltungssaal umgebaute frühere Sudhaus dient traditionell fürs Faschingskonzert, die Turnhalle wird – ausgestattet mit Bühne, Vorhang und Licht – zum Theatersaal.
Sechs bis acht Konzerte pro Jahr gehen in der Reihe über die Bühne, zum Jubiläum findet das Sinfoniekonzert mit dem Kammerorchester Regensburg gleich zweimal statt. Und der Straubinger Pianist Gerold Huber, der mit Größen wie Günther Groissböck und Christian Gerhaher arbeitet, weiht den neuen Steinway-Flügel ein. In Metten hält man es mit der Tradition: Faschingskonzert im Fasching, Passionsmusik am fünften Fastensonntag – also morgen –, Sinfoniekonzert am Samstag nach Christi Himmelfahrt, Kammerkonzert im November. Das Publikum weiß die Verlässlichkeit zu schätzen. "Es gibt sehr viele, die zu allen Veranstaltungen kommen", sagt Christoph Liebl, "wir haben übers Jahr immer nahezu eine volle Auslastung." Das Kloster stellt die Räume, Strom, Heizung, Reinigung; Markt Metten, Landkreis Deggendorf und "sehr treue Sponsoren" finanzieren die Reihe.
Viele Musiker wollten hier auftreten
Jedes Jahr wird Musikfreunden ein Spektrum geboten: "Wir versuchen, ein breites Programm innerhalb der klassischen Musik abzudecken: Streichquartett, Liederabend, Chor, Orchester, geistlich und weltlich." Und nicht zu seicht – damit der Genius loci wohlwollend auf das Programm schauen möge.
Im Jahr 1982 Alois Auer die Idee für die Konzertreihe im Benediktinerstift, Christoph Liebls unmittelbarer Vorgänger als Musikpädagoge am Gymnasium Metten, nebenbei auch dessen Musiklehrer und Mentor vor dem Musikstudium. "Es kamen so viele Anfragen von Musikern, die in diesen tollen Räumlichkeiten auftreten wollten. Die Konzertreihe hat das in einen Rahmen gegossen", erklärt Liebl.
Die Reihe bietet der Chorklasse, dem großen Chor und dem Kammerchor auch ein Konzertpodium über reine Schulkonzerte hinaus. Im Passionskonzert an diesem Sonntag treten die Schülerinnen und Schüler in Verbindung mit Orgelmusik auf. Christoph Liebl selbst organisiert nicht nur, er steht als Dirigent im Passionskonzert, beim Sinfoniekonzert und in der Oper auf der Bühne.
Raimund Meisenberger
Info: www.kloster-metten.de
Das Programm 2022
Von Fasching bis in den November dauern die Konzerte im Kloster Metten. Hier ein Überblick über die Termine.
•Sonntag, 3. April: Passionsmusik in der Stiftskirche, Johann Sebastian Bach, Choralvorspiele und Choräle (16 Uhr)
•29. April: Orchesterakademie des Staatsorchesters München im Festsaal (19 Uhr)
•28./29. Mai: Kammerorchester Regensburg und Bläser des Staatsorchesters München im Festsaal, Haydn Sinfonie Nr. 84, Beethoven Klavierkonzert Nr. 2 mit Gerold Huber, Schubert Sinfonie Nr. 5 (19 bzw. 16 Uhr)
•1./2. Juli: Oper "Orfeo ed Euridice" im Theatersaal (je 19 Uhr)
•25. September: Matinee im Rokokosaal im Schloss Himmelberg nahe Metten mit Concilium musicum Wien und Werken von Mozart, Wagenseil, Haydn und Gluck (12 Uhr)
•12. November: "Die schöne Müllerin", Schubert-Liederzyklus im Wittelsbachersaal, Sebastian Schober, Tenor, und Oresta Cybriwsky, Klavier (19 Uhr)
Karten an der Pforte, Reservierung: 0991/9108113 oder unter stiftsmusik@kloster-metten.de
Christoph Liebl leitet die Konzertreihe in Metten. −Foto: privat
Das Kammerorchester Regensburg tritt zweimal auf. −Foto: Graggo
